Dienstag, 30. Oktober 2018, 14:00 Uhr
Yol
Regie: Yilmaz Güney, Türkei/CH/F 1982, Reedition 2017, OV/d, 112’
Yilmaz Güney war in den 80ern in der Türkei das, was Jean-Paul Belmondo in Frankreich und Marcello Mastroianni in Italien waren: der berühmteste Schauspieler des Landes. Er hatte in über 100 Filmen mitgewirkt. Oft verkörperte er Banditen, die ihre Beute in Robin-Hood-Manier an die Armen verteilten. Aber im Unterschied zu Mastroianni und Belmondo genoss Güney nicht die Gunst der Politiker. Weil er Marxist war und kritische Schriften veröffentlichte, wurde er mehrmals verhaftet. 1976 traf Güney in einem Restaurant auf einen Staatsanwalt, der ihn einmal verurteilt hatte. Als dieser Güneys Frau Fatos als Hure bezeichnete, ging Güney auf ihn los. Es fielen Schüsse. Güney wurde wegen versuchten Mordes zu 19 Jahren Haft verurteilt. Das Drehbuch zu «Yol» (Der Weg) schrieb er im Gefängnis. Der Film erzählt, wie schwierig es für Häftlinge in der Türkei ist, sich nach der Entlassung wieder in eine Gesellschaft einzugliedern, die archaische Vorstellungen von Ehre und Rache hochhält.
«Yol» ist ein Abgesang auf eine repressive Türkei, der heute (wieder) so gültig ist wie damals. Der Film wurde von einem Gewährsmann von Güney gedreht, dem Güney aus dem Gefängnis heraus genaue Anweisungen gab. Der Film wird in einer neu restaurierten und erweiterten Fassung gezeigt.
«Yol» gewann 1982 am Festival von Cannes die Goldene Palme.
Dienstag, 30. Oktober 2018, 16:00 Uhr
Fortuna (CH Vorpremiere)
Regie: Germinal Roaux, CH/Belgien 2018, OV/d, 106’
«Bitte erhöre mein Gebet. Du weisst, dass ich deine Hilfe brauche. Du weisst, dass ich allein bin. In einem Land, das ich nicht kenne. In einer Sprache, die ich nicht spreche. In einem Leben, das ich nicht verstehe.» In einem Kloster, mitten im vom Schnee bedeckten Bergmassiv des Schweizer Simplon, faltet die 14-jährige Fortuna, vor einer Marienstatue kniend, die Hände zum Gebet. Ein Foto erinnert an ihre Eltern, die sie seit der traumatisierenden Überquerung des Mittelmeers nicht mehr gesehen hat. Wie viele andere Geflüchtete ist das äthiopische Mädchen bei katholischen Ordensbrüdern untergekommen – übergangsweise, bis ihr Aufenthaltsrecht geklärt ist. Einsam und voller Sehnsucht nach Geborgenheit trägt Fortuna ein Geheimnis in sich, von dem sie nicht einmal dem Vorsteher des Ordens erzählen kann. Mit einem Bogen aus Bildern, vom gewaltsam brausenden Meer bis zur erhaben drohenden Gebirgskette, zeichnet Germinal Roaux das Porträt einer Gestrandeten und lotet die Grenzen der Liebe aus.
Deutschschweizer Vorpremiere
Dienstag, 30. Oktober 2018, 18:00 Uhr
Malaria – The Vibes of Tehran
Regie: Parviz Shahbazi, Iran 2016, OV/d/f, 90’
Am Anfang liegt ein gefundenes Smartphone in den Händen eines Polizisten. Er versucht es wieder in Gang zu setzen, und er stöbert als erstes in den Videos, die sich darauf finden. Über sie steigen auch wir in die Geschichte einer jungen Frau mit Namen Hanna ein, die zusammen mit ihrem Freund Mori von zuhause in der Proviz abgehauen ist und sich nach Teheran durchschlägt. Der Zufall bringt die beiden in den Kleintransporter des Strassenmusikers Azi. Azi ist Mitglied einer Gruppe von Musikern, welche sich «Malaria» nennt. Azi bemüht sich, dem Liebespaar zu helfen. Immer mehr gerät er dadurch selber in den Strudel der Suche nach der vermeintlich entführten Tochter und wird schliesslich gar als Kidnapper verhaftet.
Parviz Shahbazi erzählt ihre Geschichte in fiebrigen Aufnahmen, die er teils im Stil von Handy-Videos rekonstruiert, um der Jugend im Iran den Puls zu nehmen.
«Malaria – The Vibes of Tehran» erhielt am 10. Iran Filmfestival San Franzisco 2016 den Preis für die beste Regie und bestes Drehbuch.
Dienstag, 30. Oktober 2018, 19:45 Uhr
Woman at War (CH Premiere)
Regie: Benedikt Erlingsson, Island 2018, OV/d, 100’
Halla lebt auf Island, ist 50 Jahre alt und gibt sich nach aussen hin als eine Frau, die ein ruhiges Leben führt. In Wahrheit führt sie hinter dieser Fassade des Anstandes jedoch einen leidenschaftlichen Kampf als Umwelt-Aktivistin. Ihr Gegner ist dabei die lokale Aluminium-Industrie, gegen die sie zuerst mit Vandalismus und schliesslich sogar mit Sabotage vorgeht. Als ihre schonungslosen Aktionen erste Früchte des Erfolgs tragen und die Verhandlungen zwischen Regierung und Investoren unterbrochen werden, mischt sich allerdings ihr Privatleben in ihre Existenz als radikale Umweltkämpferin ein: Sie darf endlich ein Kind adoptieren und ihre neue Tochter wartet in der Ukraine schon auf sie. Also beschliesst Halla, ihr Dasein als wehrhaftes Phantom, mit einem letzten grossen Ding zu beenden, bevor sie Mutter wird.
Mittwoch, 31. Oktober 2018, 11:20 Uhr
L’insulte
Regie: Zias Doueiri, Libanon/Zypern 2017, OV/d, 112’
Der Palästinenser Yasser bessert als Vorarbeiter einer Baufirma im Libanon kleinere Schäden in einem Beiruter Quartier aus. Als er eines Tages nass gespritzt wird, weil der Abfluss auf dem Balkon des Garagisten Toni falsch gelegt wurde, möchte er auch dieses flicken. Doch Toni, ein libanesischer Christ, schlägt Yasser und seinen Leuten die Türe vor der Nase zu. Yassers darauf folgender Fluch beleidigt Toni sehr.
Eine Entschuldigung wäre fällig – und Yassers Boss setzt alles daran, dass diese Yasser über die Lippen geht. Sein bester Mann ist rein technisch gesehen ein Flüchtling im Land und kann sich keine Problem leisten. Als es aber zum Handschlag zwischen Toni und Yasser kommen soll, kann ersterer seinen Hass nicht unter Kontrolle halten und zischt, dass Ariel Sharon besser alle Palästinenser vernichtet hätte, worauf ihm Yasser ein paar Rippen bricht. Es kommt zur Gerichtsverhandlung, bei der es bald um mehr geht als nur Schadensersatz.
Gewinner Zurich Film Festival 2017
Mittwoch, 31. Oktober 2018, 13:30 Uhr
Tesoros
Regie: María Novaro, Mexiko 2017, OV/d/deutsch eingesprochen, 96’, ab 7
Mit diesem bezaubernden Film taucht man ganz in den Alltag der beiden Geschwister Dylan und Andrea und ihre Träume ein. Die beiden ziehen mit ihren Eltern in ein Strandhaus in Barra de Potosi, einem mexikanischen Dorf an der Küste des Pazifiks. Die Kinder werden in das familiäre Küstendorf integriert und begeben sich schon bald mit ihren neuen Freunden auf Entdeckungsreise. Denn Dylan denkt, dass er den Geist des Entdeckers Francis Drake gesehen hat. Die Kinder machen sich daraufhin auf die Suche nach einem jahrhundertealten Piratenschatz, finden auf ihrer Reise aber etwas weitaus Wertvolleres.
Der Film wird von Stephan Kaufmann deutsch eingesprochen.
Der Eintritt ist für Kinder und Jugendliche unter 16 Jahren frei dank der Kostenübernahme durch den Förderverein.
Mittwoch, 31. Oktober 2018, 15:15 Uhr
What Will People Say
Regie: Iram Haq, Indien/Norwegen 2017, OV/d/f, 106’
Wenn der Vater in der ersten Sequenz spätabends die Lichter löscht und liebevoll die schlafenden Kinder zudeckt, dann äussern sich darin sowohl Fürsorge als auch Kontrolle. Nisha schafft es in dieser Nacht nur ganz knapp, vom verbotenen Disco-Ausflug rechtzeitig vor dem väterlichen Kontrollgang zurück zu sein. Während der grosse Bruder nur an seine Karriere denkt und die kleine Schwester für Rebellion noch zu klein ist, will Nisha wie ihre Freundinnen leben. Als sie eines Abends aus Übermut einen Jungen in ihr Zimmer schmuggelt und erwischt wird, muss sie schmerzlich erfahren, dass es nicht möglich ist, individuelle Freiheit und familiäre Bindungen zusammenzubringen. Die Fürsorge des Vaters schlägt in Wut und Hass um. Von da an ändert sich Nishas Leben radikal: Der Vater kidnappt sie und bringt sie zu seiner Schwester nach Pakistan.
In ihrem zweiten Spielfilm erzählt die in Norwegen aufgewachsene Pakistanerin Iram Haq ihre eigene Geschichte: Mit vierzehn Jahren wurde sie von ihren Eltern für eineinhalb Jahre nach Pakistan gebracht, zur «Umerziehung». Der Eintritt ist für Kinder und Jugendliche unter 16 Jahren frei dank der Kostenübernahme durch den Förderverein.
Publikumspreis 2018 FIFF Fribourg
Mittwoch, 31. Oktober 2018, 17:15 Uhr
Filme für eine Welt – éducation21
Kurzfilm-Programmblock ca. 105‘
KINDERALLTAG
RADIO AMINA
Dokumentarischer Spielfilm von Orlando von Einsiedel, GB/Nigeria 2011, 8 Min., ab 9 Jahren
Die 12-jährige Amina lebt in Nigeria und arbeitet als Strassenverkäuferin. Sie findet es nicht in Ordnung, dass Mädchen und Frauen in ihrem Land systematisch benachteiligt werden. Um ihre Gedanken öffentlich bekannt zu machen und in ganz Nigeria gehört zu werden, stellt sie sich vor, Radiomoderatorin mit einer eigenen Sendung zu sein …
ANGELUS NOVUS – Reise ins Ungewisse
Kurzspielfilm von Aboozar Amini, GB/D 2017, 25 Min., ab 12 Jahren
Eine afghanische Flüchtlingsfamilie ist in der Türkei gestrandet und hat sich provisorisch eingerichtet. Der neunjährige Ali geht zur Schule. Nachmittags arbeitet er mit seinem jüngeren Bruder Mohammad als Schuhputzer, um etwas Geld für den Lebensunterhalt und für die geplante Weiterreise nach Deutschland zu verdienen. Als ein anderer Flüchtlingsjunge den beiden ihren Stammplatz streitig macht, kommt es zum Eklat …
MENSCHENRECHTE oder
VERANTWORTUNGSVOLL KONSUMIEREN – KLEIDER UND KAFFEE
DER FALL MUBENDE
Dokumentarfilm von Michael Enger, D/Uganda 2015, 30 Min., ab 16 Jahren
Der Film dokumentiert einen Fall von Landgrabbing in Uganda: Über 2000 Menschen, die seit Generationen als Kleinbauern in einer fruchtbaren Region im Südwesten Ugandas lebten, wurden im Jahr 2001 vertrieben, um einer Kaffeeplantage Platz zu machen, die zu einem Hamburger Kaffeekonzern gehört. Die Vertriebenen strebten ein Gerichtsverfahren an und erhielten nach 12 Jahren juristischem Ringen eine Entschädigung von 11 Millionen Euro zugesprochen. Der Konzern verzögert jedoch bis heute die Zahlung …
THE TRUE COST – Der wahre Preis der Mode
Dokumentarfilm von Andrew Morgan, USA 2015/17, 39 Min. (Kurzfassung), ab 14 Jahren
In den vergangenen Jahren ist unser Verbrauch an Kleidung stark gestiegen. Gleichzeitig sind die Preise für Billigmode kontinuierlich gesunken. Wie ist das möglich? Der Film legt den Fokus auf die wirtschaftlichen und psychologischen Mechanismen der Fast-Fashion-Industrie und die Arbeitsbedingungen der Textilarbeiter/-innen in Bangladesch. Zudem portraitiert er Menschen, die das System in Frage stellen und Ideen haben, wie die Kleiderproduktion sozial gerechter und umweltfreundlicher gestaltet werden könnte.
Mittwoch, 31. Oktober 2018, 19:30 Uhr
Vazante
Regie: Daniela Thomas, Brasilien/Portugal 2017, OV/d/f, 114’
Brasilien 1821, kurz vor der Unabhängigkeit. Dem Minenbesitzer Antonio starben Frau und Kind bei der Geburt. Am historischen Übergang von Minenausbeutung zur Viehwirtschaft tut sich einer seiner Sklaven als Führer hervor. Antonio heiratet Beatriz, die zwölfjährige Nichte seiner verstorbenen Frau, wendet sich aber dem Viehtreiben zu und lässt sie mit den Sklaven allein. Selbstbestimmt sucht Beatriz nach einem Platz in dieser Gemeinschaft und bringt das von Gewalt, Schikanen, sexueller Nötigung und Verständigungsschwierigkeiten geprägte Machtgefüge ins Wanken.
In ihrem ersten eigenen Film ergründet Daniela Thomas den Wandel von Rassen- und Geschlechterverhältnissen 60 Jahre vor Ende der Sklaverei. In eindrucksvoll komponierten Schwarz-Weiss-Bildern grenzt sie sich von der Nostalgie exotischer, kolonialer Mythen ab und konzentriert sich auf die charismatischen Darsteller. In deren Spiel wird das Schicksal der Ahnen sichtbar: schwarze Sklaven, weisse Herren und Angehörige der indigenen Bevölkerung, die die Identität des Landes prägen.
Mittwoch, 31. Oktober 2018, 21:40 Uhr
The Seen and Unseen
Regie: Kamila Andini, Indonesien/NL/Australien 2017, OV/d/f, 87’
Tantra und Tantri sind unzertrennlich. Heimlich stehlen sie Eier aus der Opfergabe, von denen Tantri das Weisse bekommt und Tantra das Gelbe. Plötzlich fehlt das Gelbe im Ei, genauso wie Tantra. Während ihr Zwillingsbruder schwerkrank im Krankenhaus liegt, gleitet Tantri in magische Zwischenwelten ab. In Kostümen, Bemalungen und Tanz begegnet sie der nahenden Trennung von ihrem sterbenden Bruder. Als die Mutter der beiden Tantri einmal die Farbe aus dem Gesicht wäscht, ist es wie die zärtliche Austreibung einer Illusion, dass alles so bleiben kann, wie es war. Im balinesischen Weltverständnis von Sekala – dem Sichtbaren, und Niskala – dem Unsichtbaren erzählt Andini in langen Traumsequenzen vom Umgang mit Abschied und Trauer des zehnjährigen Mädchens.
Kamila Andini hat eine Art des nonverbalen Filmemachens entwickelt, die ihr am Tokyo FILMeX-Festival 2017 den grossen Preis eingebracht hat.
Donnerstag, 1. November 2018, 09:00 Uhr
Human Flow
Regie: Ai Weiwei, USA 2017, OV/d/f, 140’
«Human Flow» ist eine Dokumentation des chinesischen Künstlers und Aktivisten Ai Weiwei über die Flüchtlingskrise. Dafür drehte Ai mit einem Dutzend verschiedener Kameramänner und zahlreichen Filmcrews in 23 Ländern und zeigt das Elend der Flüchtlinge so in all seinen Formen und Ausmassen. Vom Irak, wo momentan etwa vier Millionen Menschen auf der Flucht sind, führt die Reise etwa auf die griechische Insel Lesbos, wo viele afrikanische Flüchtlinge untergebracht sind, oder nach Bangladesch, wohin hunderttausende Angehörige der muslimischen Minderheit Rohingya aus Myanmar geflüchtet sind. Dabei tritt Ai auch immer wieder selbst in Erscheinung, er hilft den Menschen, die er trifft, redet mit ihnen oder spielt mit Kindern. Doch auch auf die Ursachen der Flucht geht der Künstler ein, genauso wie auf die Folgen, zu denen neben Leid, Ausbeutung und Entwurzelung auch Radikalisierung gehört. Herausgekommen ist ein bewegendes Filmdokument und Plädoyer für Menschlichkeit, Menschenrechte, Verständnis und Solidarität.
Donnerstag, 1. November 2018, 11:30 Uhr
Rust
Regie: Aly Muritiba, Brasilien 2018, OV/d/f, 100’
Über Social Media lernen sich die beiden Schüler Tati und Renet kennen und nähern sich auf einer Schulreise weiter an. Die sich entwickelnde Beziehung wird jedoch abrupt gestört, als Tati am nächsten Tag feststellt, dass ein initimes Video von ihrem verlorenen Handy in der ganzen Schule die Runde macht. Tati versucht, sich trotz der Beschämung und der Fragen nach dem „wer“ und „warum“ nicht klein kriegen zu lassen, hadert aber mit ihrem Entschluss und der Herausforderung.
Renet ist ihr keine Hilfe, er zieht sich aus ihrer Beziehung zurück und leidet zudem unter seiner instabilen familiären Situation und seinen getrennten Eltern, die sich um das Sorgerecht streiten.
Donnerstag, 1. November 2018, 13:20 Uhr
Rafiki (Deutschschweizer Vorpremiere)
Regie: Wanuri Kahiu, Kenia 2018, OV/d/f, 82’
Kena und Ziki sind zwei Teenager aus dem kenianischen Nairobi und dicke Freundinnen, obwohl ihre Familien politisch entgegengesetzte Ansichten vertreten. Sie halten zusammen, wollen mehr und verlieben sich ineinander, was sie in ihrer konservativen Gesellschaft in Bedrängnis bringt.
Der Spielfilm «Rafiki» war mit seiner Buntheit und Frische ein Hit beim Publikum am Festival von Cannes, wo er in der Hauptsektion Un certain regard lief. «Rafiki» strahlt das aus, was auch die junge Filmemacherin Wanuri Kahiu auszeichnet: Ein gesundes Selbstbewusstsein afrikanischer Jugendlicher, die hier und jetzt für sich und für ein selbstbestimmtes und fröhliches Leben einstehen.
Deutschschweizer Vorpremiere
Dieser Film ist am 17. Oktober in Savognin, am 19. Oktober in Bivio und am 26. Oktober in Andeer unterwegs.
Donnerstag, 1. November 2018, 15:00 Uhr
Zama
Regie: Lucrecia Martel, Argentinien 2017, OV/d/f, 115’
Don Diego de Zama ist ein untergebener Beamter der spanischen Krone in einer fernen Kolonie in Lateinamerika. Jedes Jahr hofft er auf seine Versetzung, die ihn näher zu seiner Familie bringt. Doch der Befehl kommt nicht.
In der Erzählung von Lucrecia Martel gibt es keine wirkliche Linearität, vielmehr ist es eine Abfolge verschiedener Szenen, die den Helden Don Diego de Zama beschreiben. Der dient dem König von Spanien, und er tut dies ohne grosse Eile oder Kompetenz. Er verbringt seine Tage vor allem damit, die Frauen um ihn herum zu belauern, egal ob Sklavin oder Gräfin. Er beobachtet sie in der Hoffnung, ihren Blick einzufangen, was allerdings nie eintrifft, es sei denn ein ironischer Blick, wie derjenige der spanischen Gräfin, oder selbst ein verächtlicher Blick von den jungen Sklavinnen, die sich über ihn lustig machen. Die Gouverneure kommen und gehen, aber das so stark ersehnte königliche Schreiben, das seine Versetzung ankündigen soll, kommt nicht. Des Wartens überdrüssig meldet sich Zama freiwillig zur Jagd nach dem gefürchteten Banditen Vicuña Porto.
Donnerstag, 1. November 2018, 17:15 Uhr
Claro Apéro
Der traditionelle Apéro des Claro Laden Thusis sponsert die Aufführung des Films «Code of Survival».
Donnerstag, 1. November 2018, 17:45 Uhr
Code of Survival
Regie: Bertram Verhaag, D 2017, D, 95’
Betram Verhaag beschäftigt sich in seiner neuen Dokumentation «Code of Survival – Die Geschichte vom Ende der Gentechnik» mit dem umstrittenen Unkrautbekämpfungsmittel Glyphosat. Millionen Tonnen des Herbizids werden jährlich in der weltweiten Landwirtschaft eingesetzt mit unabsehbaren Folgen für die Umwelt. Eine Folge des massiven Glyphosat-Einsatzes ist jedoch jetzt schon spürbar: Es gibt immer mehr Unkraut, das gegen die chemische Verbindung immun ist und sich enorm schnell vermehrt. Gleichzeitig zeigt Verhaag aber auch drei Projekte, die beweisen, wie Landwirtschaft ohne chemische Mittel zur Unkrautbekämpfung funktionieren kann.
Im filmischen Ökoaktivismus ist eine Rhetorik des Kontrasts populär, die Beispiele umweltschädlicher Misswirtschaft gegen positive Alternativen montiert. Auch in Bertram Verhaags neuestem Film ist das so. Das Böse sitzt hier in den USA, wo Farmer mit nur einem Traktor riesige Monokulturen mit genmanipulierten Mais- oder Sojapflanzen bestellen.
Diese Filmvorstellung finanziert der Claro Laden Thusis – besten Dank!
Donnerstag, 1. November 2018, 19:30 Uhr
After My Death
Regie: Kim Ui-seok, Südkorea 2017, OV/d, 113’
Eine Jugendliche verschwindet. Keine Indizien, keine Leiche, wobei alles auf Selbstmord hinzudeuten scheint. Die Klassenkameradin Yeonghui sah sie als Letzte lebend und wird von allen verdächtigt, unter anderem auch von der Mutter des Opfers.
Dieses Spielfilmdebüt wurde an der Korean Academy of Film Arts entwickelt, wo sein Autor studiert hat. Seine Weltpremiere hatte «After my Death» im Oktober 2017 beim Busan International Film Festival.
Donnerstag, 1. November 2018, 21:40 Uhr
Rumble: The Indians Who Rocked The World
Regie: Catherine Bainbridge/Alfonso Maiorana, Kanada 2017, OV/d, 103’
Der zitternde, verzerrte Klang des Instrumentalstückes «Rumble» ist einer der berühmtesten Sounds der Popgeschichte. Doch sein Urheber erlangte nie die Berühmtheit, die er eigentlich verdient gehabt hätte: Link Wray war Native American und hatte deshalb ganz schlechte Karten im Musikgeschäft, das die amerikanischen Ureinwohner konsequent ignorierte. Die Dokumentation will dies korrigieren und diskutiert mit Musikgrössen wie Charly Patton, Mildred Bailey und Jimi Hendrix im Kontext ihrer indianischen Herkunft: «Rumble» ist eine faszinierende Tour d’Horizon durch ein unerforschtes musikalisches Territorium. Er bringt den tiefen und übersehenen Einfluss der indigenen Bevölkerung auf die populäre Musik in Nordamerika ans Licht.
«Say it loud, I’m red and proud.»
Canadian screen award 2017 best documentary
Freitag, 2. November 2018, 09:00 Uhr
Passion
Regie: Byamba Sakhya, Mongolei 2010, OV/d/f, 83’
«Passion» sagt alles über das Filmschaffen in der Mongolei. Byamba Sakhya zeigt das in diesem faszinierenden Dokumentarfilm über die Filmkunst, mit Blick auf Vergangenheit und Gegenwart. Als Erzähler folgt er seinem Kollegen Binder Jigjid, Sohn des bekannten lokalen Regisseurs Jigjid Dejid. Ein von der Geschichte des Landes und seinen zahlreichen sozialen, politischen und ökonomischen Veränderungen geprägtes Abenteuer.
Indem er die einzigartige Fähigkeit des Kinos benutzt, zwischen Zeiten und Charakteren umherzureisen, enthüllt die persönliche Erzählungsweise die gegensätzlichen Schicksale zweier Generationen mongolischer Filmemacher. Im Laufe ihrer Reisen durch eine Periode von schnellem sozialem Wandel, ziehen uns Vater und Sohn in das universelle Thema der menschlichen Leidenschaft für kreative Ausdrucksformen hinein.
Freitag, 2. November 2018, 10:40 Uhr
Liebe auf Sibirisch
Regie: Olga Delane, Russland/D 2016, OV/d, 80’
«Liebe auf Sibirisch» ist eine Dokumentation über die in Berlin lebende Regisseurin Olga Delane, die ihre Familie in Sibirien besucht und dort auf ein ganz eigenwilliges Verhältnis zur Liebe trifft.
Nach Schweizer Verhältnissen führt die Regisseurin Olga Delane ein vergleichsweise normales Liebesleben. Sie ist 35 Jahre alt, ledig und kinderlos. Vor 20 Jahren ist sie nach Deutschland gekommen. Aufgewachsen ist sie jedoch im dem 8.000 Kilometer entfernten sibirischen Dörfchen Onon-Borzya. Als Olga sich aufmacht, ihre Familie zu besuchen, wird sie mit gänzlich anderen Lebensentwürfen, Beziehungsmodellen und Auffassungen von Liebe konfrontiert.
Ohne Ehemann und Kinder hat man als Frau versagt – das glauben jedenfalls die Frauen im Ort. Die Dorfgemeinschaft ist verzahnt und traditionsbewusst. Geschlechterrollen werden hier noch sehr eng gefasst, Liebe spielt nur eine untergeordnete Rolle. „Ich verspreche, dich zu lieben. Ich verspreche, für dich zu kochen“, sagt eine Braut am Altar.
«Liebe auf Sibirisch» wirft einen einfühlsamen Blick auf die traditionellen Rollenbilder im sibirischen Onon-Borzya und auf die sibirische Romantik.
Freitag, 2. November 2018, 12:20 Uhr
Pop Aye
Regie: Kirsten Tan, Thailand/Singapur 2017, OV/d, 102’
Thana, ein gefeierter Architekt, trifft in den Strassen von Bangkok auf den Elefanten Pop Aye. Er erkennt in ihm den Freund aus seiner Kindheit. Der Elefant muss als Attraktion Geld für seinen Besitzer verdienen. Thana, der sich gerade in einer schwierigen Lebensphase befindet, ist von dieser Begegnung zutiefst berührt. Kurzerhand kauft er den Elefanten und nimmt ihn mit nach Hause. Dort erschreckt er seine Frau so sehr, dass sie ihn fluchtartig verlässt. Thana beschliesst den Elefanten ins Dorf zurückzubringen, wo sie zusammen aufgewachsen sind. So beginnt ein abenteuerlicher Roadtrip quer durch Thailand.
Die in Singapur aufgewachsene Regisseurin Kirsten Tan wurde für ihr Spielfilmdebüt mehrfach ausgezeichnet. Sie gewann unter anderem in Sundance und am Zürich Film Festival 2017, wo sie das Goldene Auge für den Besten internationalen Spielfilm erhielt.
Freitag, 2. November 2018, 14:10 Uhr
Highway
Regie: Deepak Rauniyar, Nepal 2012, 80’
Ein Mann aus Kathmandu, der erfolglos versucht, mit seiner Frau ein Kind zu bekommen, sucht einen Wunderheiler in den östlichen Bergen Nepals auf. Der hat tatsächlich einen Zaubertrank parat. Allerdings muss der Mann innerhalb von 36 Stunden zurück zu seiner Ehefrau, sonst wirkt die Medizin nicht mehr. Im Bus, der sich durch die engen Strassen, Hügel und Täler Nepals quält, sitzen noch mehr Menschen, die dringend woanders sein müssten: den Internetchat- Lover treffen, Geld für Medikamente überbringen, die Eltern sehen. Aber die Reisegruppe muss immer wieder pausieren, weil Generalstreiks, Staus, Pannen und aufgebrachte Dorfbewohner den Bus aufhalten. Ein paar der Hindernisse werden von den Passagieren überwunden, die sich während des Trips immer besser kennenlernen. Sie verkleiden sich gar als Hochzeitsgesellschaft, um weiterfahren zu dürfen. Zu Hause hat sich allerdings in der Zwischenzeit alles geändert …
Der Erstlingsfilm von Deepak Rauniyar, der mit einem Minibudget, einer Handvoll begeisterter Darsteller und improvisierten Dialogen in einem der ärmsten Länder der Welt gezaubert wurde, ist ein Roadmovie voller Überraschungen und Leidenschaft – und eine kompromisslose Darstellung der nepalesischen Realität.
Nach der Aufführung von «White Sun» des gleichen Regisseurs (So 4.11. 9.00) nimmt Deepak Rauniyar an einem Filmgespräch teil, Moderation: Hildegard Keller
Freitag, 2. November 2018, 15:40 Uhr
Out of Paradise
Regie: Batbayar Chogsom, Mongolei/CH 2017, OV/d, 100’
1974, Dorj und seine Frau Suren leben traditionell nomadisch in einer Jurte in der mongolischen Steppe. Die nächsten Nachbarn sind meist weit entfernt, und bei Bedarf ein Fahrzeug mit Fahrer zu finden, ist neben dem fehlenden Geld nur eine von vielen Schwierigkeiten. Doch die beiden müssen nach Ulaanbaatar fahren, weil die hochschwangere Suren keine Fehlgeburt riskieren darf, wie ihr der Arzt erklärt hat.
Es ist eine ebenso vertraute wie fremdartige Erzählung, welche Chogsom mit einer bestechenden Mischung aus Unschuld und Chuzpe in leuchtenden Bildern auf die Leinwand bringt. Da ist einerseits der Kontrast zwischen dem nomadisch ursprünglichen Leben in der Steppe und dem Überlebenskampf in der grossen Stadt, exemplarisch illustriert an den «Landeiern» Doj und Suren und ihren Gegenspielern in Ulaanbaatar.
«Out of Paradise» ist der Erstlingsfilm eines Autodidakten, der seine mongolische Heimat verliess, um in der Schweiz zu studieren. Er lebt heute im Kanton St. Gallen. «Out of Paradise», das sind 100 Minuten voller Menschlichkeit und Emotionen.
1. Preis am Filmfestival in Shanghai 2017
Filmgespräch mit Batbayar Chogsom,
Moderation: Hildegard Keller
Freitag, 2. November 2018, 18:20 Uhr
Focus mit Pio Corradi (abgesagt)
Leider müssen wir Ihnen mitteilen dass Kameramann Pio Corradi das Focus Gespräch krankheitshalber absagen musste.
Aus diesem Grund zeigen wir Ihnen den Film
Der Lauf der Dinge
Regie: Peter Fischli, David Weiss, Kamera: Pio Corradi, Schweiz 1987, 30’
Der Lauf der Dinge ist ein Kunstfilm der Schweizer Medienkünstler Peter Fischli und David Weiss. Für die Kamera war Pio Corradi zuständig. Dieser Film gilt als Kultwerk und fand zahlreiche Nachahmer in der Werbung und Musikindustrie. Die Tageswoche bezeichnete das Kunstwerk zum 25. Jubiläum als «die wohl berühmteste Kettenreaktion der Welt».
Freitag, 2. November 2018, 19:45 Uhr
Sweet Country
Regie: Warwick Thornton, Australien 2017, OV/d, 113’
Der australische Western des Aborigine-Regisseurs Warwick Thornton zeigt mit grossem Realismus die unerbittliche Ausbeutung der Aborigines durch die Siedler und zieht Linien in die Gegenwart.
Wo es kaum Fürsprecher gibt, da ist selten Hilfe zu erwarten und Gewalt bisweilen unausweichlich. Diese schmerzhafte Erkenntnis muss auch der Aborigine Sam Kelly erfahren. Er hat in Notwehr einen betrunkenen, tobenden Farmer erschossen und ist fortan gemeinsam mit seiner schwangeren Frau auf der Flucht durchs Outback.
«Sweet Country» ist aus mehreren Gründen ein besonderer Film. Zum einen zeigt er das Leid einer Bevölkerungsgruppe, die nicht allzu oft auf der grossen Leinwand zu sehen ist und so gut wie nie eine eigene Stimme erhält. Und er taucht die auf einer wahren Begebenheit beruhende Geschichte in meditative Szenen, die einen Kontrast zum Bewegtbild der rauchgeschwängerten Action vieler amerikanischer Produktionen bildet. Umso dramatischer wirkt es, wenn doch einmal scharf geschossen wird und das Blut aus Wunden quillt.
Asia Pacific screen award 2017– best film
Freitag, 2. November 2018, 21:50 Uhr
The Prince of Nothingwood
Regie: Sonia Kronlund, Afghanistan/F 2016, OV/d, 86’
Er führt Regie, steht vor der Kamera und treibt die Schauspieler zu – zugeben bescheidenen – Höchstleistungen an. Die Rede ist vom afghanischen Filmemacher und Exzentriker Salim Shaheen. Dabei geht es um die Leidenschaft fürs Filmemachen – und das in einem Land, in dem alles dagegen spricht. Der Film wartet nicht nur mit herrlich komischen Szenen auf, die zum Teil ans Absurde grenzen, sondern berichtet auch von einem Clash der Kulturen, in dem sich die Regisseurin selbst mittendrin wiederfindet.
«The Prince of Nothingwood» ist ein Dokumentarfilm der französischen Dokumentarfilmerin Sonia Kronlund, der das Leben und Schaffen von Salim Shaheen beleuchtet. Dieser ist Schauspieler, Regisseur und Produzent, der mit seinen Werken vor allem in Afghanistan zu den beliebtesten Medienmenschen gehört. Doch damit macht er sich nicht nur Freunde und ihm ist bewusst, dass in Afghanistan Unterhaltung zu machen, immer ein Drahtseilakt ist…
Freitag, 2. November 2018, 23:20 Uhr
Khook
Regie: Mani Haghighi, Iran 2018, OV/d/f, 108’
Hasan ist wütend. Er steht auf der schwarzen Liste und darf seit Jahren keinen Film mehr drehen. Sein Star wird ungeduldig, Frau und Tochter interessieren sich kaum mehr für ihn und nun auch noch dies: In Teheran hat es ein Mörder auf Filmschaffende abgesehen und köpft selbst weniger bedeutende Regisseure wie Mani Haghighi – nur Hasan nicht! Ist er nicht der Beste von allen?
Das hat man aus dem Iran kaum erwartet, jedenfalls dann nicht, wenn man sich nur auf westliche Politstories verlässt oder das beschauliche Kino des Altmeisters Abbas Kiarostami. Zwar ist der Drehbuchautor, Schauspieler und Regisseur Mani Haghighi bekannt dafür, die Dinge zuzuspitzen und in ausgesuchten Dekors seine Geschichten zu entfalten – zuletzt in «A Dragon Arrives!» (2016 an den Weltfilmtagen Thusis zu sehen) –, aber dass er eine derart böse und schräge Komödie inszeniert, erfreut. „Warum muss das iranische Kino ein Fremdenführer durch unser Land sein?“, fragte er an der Berlinale, wo «Khook» seine Weltpremiere feierte. Er finde es ermüdend, dass der Westen immer nur sehen wolle, „wie stark wir unterdrückt werden“.
Samstag, 3. November 2018, 09:00 Uhr
Eldorado
Regie: Markus Imhoof, CH 2018, OV/d, 100’
Markus Imhoof war noch ein kleiner Junge, als seine Eltern das italienische Flüchtlingskind Giovanna bei sich aufnahmen. Als sie Kinder waren, wurde ihre Freundschaft auch auseinandergerissen. Einzig ein lebhafter Briefkontakt blieb bis zum Tod des Mädchens bestehen. Die Erinnerungen an sie veranlassen ihn, sich auf eine Reise nach Italien zu begeben, um sich mit der europäischen Flüchtlingspolitik zu beschäftigen.
Ein italienisches Marineschiff vor der Küste Libyens ist sein erster Anlaufpunkt. Vom Schiff geht es weiter in ein Flüchtlingslager, wo die Menschen bis zu einem Jahr verbringen. Wer das Lager frühzeitig verlässt, für den gibt es keine Zukunft. Auch das zeigt Imhoof, indem er Arbeitsghettos besucht, in denen die Menschen unter unwürdigen Zuständen leben und von der italienischen Mafia ausgebeutet werden. Immer wieder wendet sich Markus Imhoof in Erinnerungen Giovanna zu und gibt dem Mädchen damit auch ein Gesicht.
Oscar Nomination 2019 – für besten nicht US Film
Filmgespräch mit Markus Imhoof.
Moderation: Daniel von Aarburg
Das Filmgespräch mit Markus Imhoof fällt leider aus. Der Regisseur musste wegen der Oscar-Kampagne für den Film „Eldorado“ seine Teilnahme kurzfristig absagen. Wir bitten um Entschuldigung.
Samstag, 3. November 2018, 11:40 Uhr
Green Days by the River
Regie: Michael Mooleedhar, Trinidad und Tobago 2017, OV/d/f, 102’
Dieses Langfilmdebüt von Michael Mooleedhar kommt als erster Film aus Trinidad an die Weltfilmtage Thusis. Er basiert auf dem gleichnamigen historischen Roman des lokalen Autors Michael Anthony. Die 1952 in Trinidad spielende Handlung schildert das Liebesleben eines jungen Mannes, dessen Herz hin- und herschwankt. Gegen den Rat seines Vaters beginnt er bei einem indischen Plantagenbesitzer zu arbeiten.
«Green Days by the River» spielt in einer Zeit des Umbruchs auf Trinidad. Die Ölindustrie bestimmte einen rasanten wirtschaftlichen Aufschwung, während der Wunsch nach Unabhängigkeit von der Kolonialmacht Grossbritannien zunahm. Zur Zeit der Entstehung des Romans war Trinidad seit fünf Jahren unabhängig, und trinidadische Schriftsteller beschäftigten sich in ihrem Schaffen mit dem politischen Geschehen. Neben dem Verhältnis zur ehemaligen Kolonialmacht und der Situation der Arbeiter in der Öl- und Zuckerindustrie war die Situation der afrikanischstämmigen Trinidadier ein zentrales Thema, das 1970 im Black Power Uprising kumulierte.
Samstag, 3. November 2018, 13:40 Uhr
Numafung
Regie: Nabin Subba, Nepal 2001, OV/d/f, 110’
Die schöne Numafung lebt in einem entlegenen Limbu-Bergdorf mit dem majestätischen Himalaya als unwiderstehlicher Kulisse im Hintergrund. Ihre Heirat folgt traditionellen Gesetzen, doch bald einmal will sie ihren eigenen Weg gehen und sich den vorwiegend patriarchalischen Strukturen nicht einfach unterordnen. Ein liebevoll erzählter, stimmiger Film aus einer unbekannten, auch vom Tourismus noch nicht erschlossenen Region. «Numafung» war der erste nepalesische Spielfilm, der bei uns in die Kinos gelangte.
«Numafung» bedeutet soviel wie „schöne Blume“, der Film basiert auf der Erzählung „Karobar ki Gharbaar“ von Kajiman Kandangwa. Den Hintergrund bilden das Dorf Nagi im Panchthardistrikt und die spektakuläre Kulisse von Bergen wie dem Kumbakarna oder dem Mount Jannu, Himalaya eben.
«Numafung» legt Zeugnis von der erzählerischen Kraft ab und führt uns vor Augen, wie beeindruckend auch kleine Geschichten sein können, wenn sie an ihrem Entstehungsort verwurzelt sind.
Veasoul Publikumspreis 2003
Samstag, 3. November 2018, 15:40 Uhr
Ága (CH-Vorpremiere)
Regie: Milko Lazarov, Bulgarien 2018, OV/d/f, 96’
Nanook und Sedna sind die letzten Mitglieder ihrer ethnischen Gruppe und leben in einer Jurte auf den schneebedeckten Feldern im sibirischen Norden. Der Frühling zieht früher als gewohnt ein, das Eisangeln ist weniger ergiebig als üblich und am Himmel ziehen Flugzeuge ihre Bahnen. Sedna bemerkt zudem, dass Nanook beginnt, Dinge zu vergessen.
In wunderschönen Bildern erzählt Milko Lazarov diese ruhige Geschichte in sanfter Anlehnung an den grossen Pionier des Dokumentarfilms Robert J. Flaherty mit seinem Nanook of the North.
Bester Film am diesjährigen Sarajewo Filmfestival
Filmgespräch mit Milko Lazarov, Moderation Hildegard Keller
Samstag, 3. November 2018, 18:20 Uhr
Makala
Regie: Emmanuel Gras, F 2017, OV/d/f, 96’
Im Kongo hofft ein junger Dorfbewohner auf eine bessere Zukunft für seine Familie. Während er sich auf einer anstrengenden und gefährlichen Strasse befindet, um die Früchte seiner Arbeit zu verkaufen, wird ihm der Wert seiner Anstrengungen und der Preis seiner Träume bewusst.
Manchmal kann das Kino noch unbekannte Gefühle wecken. Ohne 3D oder andere Effekte. Das ist selten, aber «Makala» ist dieses Wunderwerk gelungen. Der Filmemacher Emmanuel Gras verwandelt die Odyssee des jungen Kohlenverkäufers in eine Reise der Sinne.
Prix semaine de la critique Cannes 2018
Samstag, 3. November 2018, 20:10 Uhr
A Man of Integrity
Regie: Mohammad Rasoulof, Iran 2017, OV/d/f, 117’
Rasoulof zögert nicht: Von den ersten Bildern an macht er spürbar, dass in der beschaulichen Region, in der er seinen Film angesiedelt hat, ein Drama schlummert. Hier führt Reza, der sich aus der Stadt zurückgezogen hat, mit Frau und Kind ein beschauliches Leben als Fischzüchter. Reza bekommt von einem Bankangestellten erklärt, wie er die Regeln umgehen kann und seine Schulden nicht zurückzahlen muss.
Man kann sich den Mut vorstellen, den es für die gesamte Filmequipe braucht, sich in ein Projekt zu stürzen, das so aktuelle und heisse Themen anspricht wie die Korruption im Land. Auch hier in der iranischen Provinz, die so friedlich ausschaut, während jeder seine Spiele treibt – zum schieren Überleben. Der Direktheit, in der Mohammad Rasoulof erzählt und Dinge anspricht, die anzusprechen tabu sind, gebührt Respekt. Der Filmemacher begnügt sich nicht mit der Beschreibung eines sozio-politischen Zustands. Seine Figuren wirken real, aus dem Leben gegriffen und im Leben kämpfend. Im Fall von Reza und seiner Frau: um die schiere Würde.
Samstag, 3. November 2018, 22:20 Uhr
Five Fingers for Marseilles
Regie: Michael Matthews, Südafrika 2017, OV/d, 119’
Ein Western aus Südafrika erzählt von der Kolonialgeschichte des Landes: Vor zwanzig Jahren kämpften die „Five Fingers“ für die Freiheit der ländlichen Kleinstadt Marseilles gegen Polizei-Unterdrückung. Tau hat dafür einen hohen Preis bezahlt, – wegen zweifachen Mordes musste er damals ins Gefängnis. In Ungnade gefallen und geflohen, kehrt Outlaw Tau nun zurück, um Frieden zu schliessen. Seine Heimatstadt ist jedoch bedroht von neuen Übeltätern. Widerwillig muss er den Kampf zur Befreiung erneut aufnehmen. Wird der Rest der „Five Fingers“ wieder an seiner Seite kämpfen?
Sonntag, 4. November 2018, 09:00 Uhr
White Sun
Regie: Deepak Rauniyar, Nepal u.a. 2016, Nepali/d/f, 89'
«White Sun» ist im Heute von Nepal angesiedelt, in der Zeit nach dem Bürgerkrieg und dem schweren Erdbeben. Chandra begibt sich nach Jahren der Abwesenheit auf den Weg nach Hause, und der ist, wie wir bald zu sehen bekommen, ein langer. Sein letztes Stück lässt sich nur zu Fuss bewältigen. Das kleine Dorf, aus dem Chandra stammt und das er einst verlassen hatte, um sich dem maoistischen Widerstand anzuschliessen, liegt an einem Hang hoch über einem der unzähligen Täler im Himalaya. Zurückgelassen hatte der junge Mann nicht einfach sein Dorf. Er verliess für den Kampf um eine vermeintlich bessere Sache auch seine Frau und ihr uneheliches Kind, verliess den Vater, der bis in den Tod ein getreuer Royalist geblieben war und mit dem Chandra sich genauso gestritten hatte wie mit dem eigenen Bruder. Die Rückkehr aus der Stadt ist nicht nur eine Heimkehr zur Familie, die ihn mit Zwiespalt empfängt. Es ist auch ein Wechsel von der Stadt mit ihren Aspekten der Moderne, aufs Land und in ein Dorf, in dem Traditonen gross
geschrieben werden.
«White Sun» war der Abschlussfilm der 27. Weltfilmtage Thusis 2017.
Best Asian Film 2016 international Film-Festival Singapore
Filmgespräch mit Deepak Rauniyar, Moderation: Hildegard Keller
Sonntag, 4. November 2018, 11:45 Uhr
La vida es silbar
Regie: Fernando Pérez, Kuba 1998, OV/d/f, 106’
Hommage an 30 Jahre trigon-film
Fernando Pérez erzählt in «La vida es silbar» von Havanna und von drei Menschen, die hier auf der Suche nach dem persönlichen Glück sind. Mariana, eine junge Ballett-Tänzerin, würde liebend gerne die Rolle der Giselle tanzen und begehrt genauso enthusiastisch die Körper junger Männer. Der Musiker Elpidio wurde als kleiner Junge von seiner Mutter Cuba verlassen, weil er nicht nach deren Wünschen geraten war. Jetzt lebt der Mischling von seinen Mutter-Mythen umrankt und lernt eine junge Umweltaktivistin kennen, die in Havanna per Heissluftballon gelandet ist. Julia schliesslich arbeitet als Pflegerin in einem Altersheim. Regelmässig überkommen sie Gähnanfälle, und sie schläft gar ein, als ihr besonderer Einsatz fürs Allgemeinwohl ausgezeichnet werden soll. Es gibt vieles, was Julia in ihrem Leben verdrängt. Allein beim Stichwort «Sex» fällt sie schon in Ohnmacht. Doch mit ihrem Hang zur Verdrängung, lernt Julia, ist sie nicht allein.
Der Film wir in neuer digitalisierten und restaurierten Fassung gezeigt.
Einführung durch Walter Ruggle, Direktor trigon-film
Grand coral am Havanna Filmfestival 1998, zahlreiche Auszeichnungen u.a. in Oslo, Berlin, Rotterdam Sundance Festival etc.
Sonntag, 4. November 2018, 14:15 Uhr
Goodbye, Grandpa!
Regie: Yukihiro Morigaki, Japan 2017, OV/d/f, 104’
Das Spielfilmdebüt «Goodbye, Grandpa!» des Japaners Yukihiro Morigaki ist eine zugleich zarte und pikante Komödie über Beerdigungen.
Während Yoshiko ihrer Leidenschaft an einem heissen Sommertag freien Lauf lässt, wird sie über den Tod ihres Grossvaters informiert. Die zerrüttete Familie versammelt sich auf Gedeih und Verderb rund um die Hinterlassenschaften des Verstorbenen. Nicht nur das Weinen wird vergessen, sondern auch die senile Witwe. Durch mehrere Begegnungen bemerkt Yoshiko dennoch Gefühle in der Familie, die sie zuvor nicht gesehen hat. Sie beginnt über Leben und Tod nachzudenken und beschliesst, zum Ganges nach Indien zu reisen.
Sonntag, 4. November 2018, 16:15 Uhr
Capharnaüm
Regie: Nadine Labaki, Libanon 2018, OV/d, 123’
Zain verklagt seine Eltern, weil sie ihn zur Welt gebracht haben, ohne es sich leisten zu können. Sie haben seine elfjährige Schwester an den Ladenbesitzer verkauft, bei dem Zain als Botenjunge arbeiten muss, und dem das Haus gehört, in dessen baufälligen Mauern in Beirut Zains Eltern mit einer ganzen Kinderschar hausen.
Zain ist von da abgehauen, nachdem er seine Schwester nicht hat schützen können. Er hat sich auf einen Rummelplatz durchgeschlagen, die junge Äthiopierin Rahil und deren einjährigen Sohn Yonas kennengelernt. Rahil lebt in einem Bretterverschlag im Slum und nimmt Zain auf, als Babysitter für ihren Sohn. Bis sie eines Tages einfach nicht mehr auftaucht.
Zain versucht verzweifelt, das Baby und sich durchzubringen, mit allen Mitteln, auch als Drogenhändler, wie er es von seiner Mutter gelernt hat. Aber schliesslich weiss er keinen Ausweg mehr und überlässt den kleinen Yonas dem dubiosen Markthändler Aspro, gegen das Versprechen von falschen Papieren und einer Schlepperpassage nach Schweden.
Preis der Jury Cannes 2018 – CH-Vorpremiere
Sonntag, 4. November 2018, 18:30 Uhr
Walking With The Wind
Regie: Praveen Morchhale, Indien 2017, OV/d/f, 79’
Tsering ist ein zehnjähriger Junge, der irgendwo im Himalaya lebt. Jeden Tag legt er bis zur Schule sieben Kilometer zurück. Das wird zur Herkulesaufgabe, als er den von ihm versehentlich zerbrochenen Stuhl eines Klassenkameraden in sein Dorf mitnehmen will, um ihn zu flicken, ohne dass es Lehrer oder Mitschüler merken sollen.
«Walking With The Wind» ist eine einfühlsam erzählte Geschichte über ein kleines Drama in einem Kinderleben.
Tertio Millenio Festival del film Roma 2017
Sonntag, 4. November 2018, 20:00 Uhr
Shoplifters – Manbiki kazoku (CH-Vorpremiere)
Regie: Hirokazu Kore-eda, Japan 2018, OV/d/f, 121’
Weil das Geld von seinem Bauarbeiterjob jeweils nicht reicht, um die Familie durchzubringen, stiehlt Osamu zusammen mit seinem Sohn Shota im lokalen Supermarkt jeweils regelmässig die verschiedensten Dinge. Als sie nach einem erfolgreichen Beutezug auf ihrem Heimweg sind, treffen sie auf einem Balkon auf Augenhöhe die kleine Yuri an, die schlotternd vor Kälte dort sitzt. Osamu hat Mitleid mit der Kleinen, hilft ihr vom Balkon und bringt sie zu sich nach Hause.
Die Familie, zu der auch Osamus Frau Aki, deren Schwester Nobuyo sowie Grossmutter Hatsue gehören, nehmen die Kleine mit viel Liebe auf – auch weil sie anhand von Narben sehen, dass das Mädchen von ihren Eltern misshandelt wurde. Nach gut zwei Wochen melden Yuris Eltern ihre Tochter als vermisst, doch denkt ihre neue Familie nicht daran, die Kleine zurückzubringen. Doch es kommt der Moment, in dem die gesamte Familie auseinandergerissen zu werden droht.
Goldene Palme Cannes 2018