Freitag, 1. November 2024, 15:30 Uhr
Within
Regie: Guo Dalu, China 2023, OV/d,f, 92’
Die alleinerziehende Mutter Li Qingcao ist fest entschlossen, in derselben Stadt eine Schule für ihre Tochter zu finden, in welcher sie auch arbeitet – etwas, was sie selbst nicht erleben durfte, da ihre Eltern sie in der Obhut anderer zurückgelassen hatten, um woanders Arbeit zu finden. Doch Vorschriften und Bürokratie lassen diesen Wunsch in weite Ferne rücken und das Schicksal scheint sich zu wiederholen.
Als in Li Qingcaos Heimatdorf in einer Mauer menschliche Überreste gefunden werden, fällt es Inspektor Han schwer, den Fall neutral zu betrachten. Das heruntergekommene Gebäude war seine Grundschule und der zehn Jahre alte Mord weckt unschöne Erinnerungen. Während den Ermittlungen entdeckt er einen Zusammenhang zwischen dem Fall und mehreren zurückgelassenen Kindern und kommt sowohl Li Qingcaos als auch seinen eigenen Geheimnissen auf die Spur.
Freitag, 1. November 2024, 17:20 Uhr
Focus «Babas Schweigen» mit Özlem Çimen
Eintritt frei
Der Förderverein WFTT präsentiert
Dieses Jahr kreisen Lesung und Gespräch um das Thema «Schweigen oder Aufarbeitung von Vergangenheit?». Özlem Çimen, geboren und aufgewachsen in Luzern, spricht mit Thomas Krempke vom Förderverein über ihre Arbeit und liest aus ihrem Roman Babas Schweigen, in welchem die erwachsene Özlem in das ostanatolische Dorf ihrer Grosseltern reist. Eine beiläufige Bemerkung ihres Onkels wirft bei ihr die Frage auf, wie ihre eigene Familiengeschichte mit dem Genozid an den Armenier:innen zusammenhängt. Wie aus einem tiefen Schlaf erwacht, beginnt sie zu forschen, bis sie endlich den Mut fasst, ihren Vater mit der Vergangenheit zu konfrontieren. Subtil und berührend verwebt die Autorin dabei Vergangenheit und Gegenwart zu einer einzigartigen Geschichte über Unschuld, Unterdrückung und Überleben.
→ Im Anschluss an die Lesung offerieren wir einen Apéro im KinoBistro.
Freitag, 1. November 2024, 20:00 Uhr
A Normal Family
Regie: Hur Jin-ho, Südkorea 2023, OV/d,f, 116’
Jae-wan, ein materialistischer Strafverteidiger, der kein Problem damit hat, geständige Mörder zu verteidigen, und sein jüngerer Bruder Jae-gyu, ein warmherziger und prinzipientreuer Kinderarzt, treffen sich einmal im Monat mit ihren Frauen zum Abendessen.
Eines Tages gehen Aufnahmen einer Überwachungskamera viral, die zeigen, wie ein Teenager und ein Mädchen einen Obdachlosen zu Tode prügeln. Die Polizei beginnt mit den Ermittlungen, aber da die Gesichter der Täter nicht gezeigt werden, führen diese zuerst ins Leere.
Doch als die zwei Ehefrauen der Brüder das Filmmaterial sehen, decken sie ein schockierendes Geheimnis auf, welches ihre moralischen Werte in Frage stellt und den Ton ihrer üblichen Abendessengespräche verändert.
Freitag, 1. November 2024, 22:15 Uhr
Reas
Regie: Lola Arias, Argentinien 2024, OV/d, 83’
Yoselis Rücken ziert ein Tattoo des Eiffelturms. Sie träumt davon, nach Paris zu reisen, doch am Flughafen wird sie wegen Drogenhandels verhaftet. Nacho ist ein trans Mann, der nach einem Betrug im Gefängnis landet, wo er eine Rockband gründet. Und Noelia will einfach nicht wieder auf der Strasse landen. Ob sanftmütig oder tough, blond oder rasiert, cis oder trans, seit kurzem oder langem inhaftiert: alle spielen sie in diesem knallbunten Musical ihre wahre Vergangenheit im Frauengefängnis von Buenos Aires nach. Sie lassen ihr Leben als Fiktion wieder aufleben und erträumen in ihrer Fantasie eine mögliche Zukunft für sich.
Das Musical wurde am 26th Thessaloniki Documentary Festival mit dem Mermaid Award (best LGBTQI+-themed film) und The Golden Alexander (Nachwuchspreis) ausgezeichnet.
Samstag, 2. November 2024, 09:30 Uhr
Day Tripper
Regie: Chen Yanqi, China 2023, OV/d,f, 91’
In einer Stadt im Norden Chinas gehen die Bewohnerinnen und Bewohner ihren alltäglichen Beschäftigungen nach. Doch an diesem Tag scheint nichts zu funktionieren.
Humor und Satire liegen in der Absurdität der individuellen Situationen manchmal nahe beieinander.
Ein Erstlingsfilm im Stile von Warten auf Godot über eine scheinbar ausweglose Gesellschaft, eine Chronik des heutigen China, die von einer köstlichen Form der Ironie und Humor geprägt ist und mit dem Grand Prix des diesjährigen Festival International du Film de Fribourg ausgezeichnet wurde.
Samstag, 2. November 2024, 11:15 Uhr
Prisoners of Fate
Regie: Mehdi Sahebi, Schweiz 2023, DOC, Farsi, Dialekt/d,f, 100’
Mahmad, ein Deserteur, Sanam, von ihrem kleinen Sohn getrennt, Ezat, der sich um seine zurückgelassene Mutter sorgt und der Jugendliche Omid, der mit überwältigendem Heimweh zu kämpfen hat. Sie alle sind aus dem Iran oder Afghanistan in die Schweiz geflohen und fühlen sich ohnmächtig angesichts ihres Schicksals. Nach den Strapazen der Flucht stehen sie nicht nur vor der Herausforderung, sich als Asylsuchende in einem fremden Land zurechtzufinden, sondern auch mit der schmerzhaften Vergangenheitsbewältigung. In ihren dunklen Momenten bezeichnen sie sich als «Gefangene des Schicksals», doch Freundschaft, Zusammenhalt und Humor lassen sie immer wieder Hoffnung schöpfen. Ein bewegender Dokumentarfilm mit einzigartiger Perspektive und emotionaler Nähe.
→ Im Anschluss Filmgespräch mit Regisseur Mehdi Sahebi, Moderation Thomas Krempke.
Samstag, 2. November 2024, 14:00 Uhr
Yellow Bus
Regie: Wendy Bednarz, Arabische Emirate 2023, OV/d,f, 112’
Für den Traum von einem besseren Leben für sich und ihre Kinder verlassen Ananda und ihr Mann Indien und ziehen in eine sandige Stadt in der schwülen Hitze des Arabischen Golfs. Doch eines Tages nimmt ihr Leben eine grausame Wendung: Ihre jüngste Tochter wird im Schulbus vergessen und stirbt im stehengelassenen Bus in der Hitze. Bewaffnet mit der Asche ihres toten Kindes, welche sie von nun an überallhin mit sich trägt, lehnt sich Ananda gegen die „unsichtbare“ Kaste der Gesellschaft auf, fordert Rechenschaft und verweigert das gängige “ Blutgeld”, das dem Tod ihrer Tochter einen Preis geben soll.
Das Spielfilmdebüt, Gewinner in der Kategorie “Bester Film” am Joburg Filmfestival 2024 in Johannesburg, begleitet eine Mutter auf der Suche nach der Wahrheit und nach Gerechtigkeit, trotz jeglicher Widrigkeiten.
Samstag, 2. November 2024, 16:10 Uhr
City Of Wind
Regie: Lkhagvadulam Purev-Ochir, Mongolei 2023, Mongolisch/d,f+i, 104’
Der Modernisierungsprozess der Mongolei hat viele Menschen in die Hauptstadt Ulaanbaatar geführt. Während Wolkenkratzer, Einkaufszentren und Nachtclubs zunehmend das Stadtbild prägen, lebt ein Teil der Bevölkerung weiterhin in Jurten und pflegt den traditionellen schamanistischen Tengrismus. So auch der 17-jährige Ze, ein Musterschüler und gleichzeitig respektierter Schamane. Als er Maralaa kennenlernt, die ihre Zweifel am Schamanismus hat, entdeckt er die Liebe und seine Kräfte schwinden.
Das Debüt wurde am Film Festival in Seattle als “Winner New Directors Competition” ausgezeichnet und erzählt eine feinfühlige Geschichte im Kontext der mongolischen Gesellschaft, die zwischen Moderne und Tradition schwebt.
→ Im Anschluss Filmgespräch mit Regisseurin Lkhagvadulam Purev-Ochir, Moderation Mari Serrano
Samstag, 2. November 2024, 19:00 Uhr
Shut Up Sona – Die indische Sängerin und ihr Kampf für die Frauen
Regie: Deepti Gupta, Indien 2019, DOC, OV/d, 60’
Die indische Sängerin Sona Mohapatras erhält täglich Morddrohungen und wird in den sozialen Medien beleidigt. Ihr werden lukrative Auftritte an Universitäten untersagt, weil sie in einem offenen Brief einem mächtigen Förderer vorgeworfen hat, Künstlerinnen auszuschließen. Sie wird von einer Religionsgemeinschaft verklagt, weil ihre musikalische Interpretation eines 800 Jahre alten Gedichts zu vulgär sei. Aber Sona hört nicht auf, auf Missbräuche aufmerksam zu machen, egal wie laut ihre Gegner ihr entgegenschreien, sie solle den Mund halten. Deepti Gupta verfolgte drei Jahre lang das rebellische Gesicht der indischen #MeToo-Bewegung und zeigt, wie hart der Kampf für gleiche Rechte in einem Land mit so starken patriarchalischen Traditionen und einer Geschichte gewaltsamer Unterdrückung von Frauen ist.
Samstag, 2. November 2024, 20:15 Uhr
Goodbye Julia
Regie: Mohamed Kordofani, Sudan 2023, Arabisch/d,f, 120’
Die gut situierte Mona aus dem Nordsudan hat unter unglücklichen Umständen den Tod eines Mannes aus dem Süden verursacht. Um ihre Schuld wiedergutzumachen, nimmt sie die ahnungslose Witwe Julia und deren Sohn bei sich auf. Die beiden Frauen von so unterschiedlicher Herkunft nähern sich einander sanft an, doch das moralische Dilemma und die Unruhen im Land finden ihren Weg in Mona’s Haus.
Der Regiesseur Mohamed Kordofani erzählt vor dem Hintergrund der Spaltung des Landes eine feinfühlige Geschichte über Schuld und Sühne und beleuchtet eine Gesellschaft, in der Diskriminierungen fortbestehen und Frauen von absurden sozialen, kulturellen und religiösen Zwängen erstickt werden. Der sensible Film, der das Intime mit dem Politischen verbindet und 2023 in Cannes mit dem Prix de la liberté ausgezeichnet wurde, ist ein starkes Plädoyer für die Grundwerte des Humanismus.
Samstag, 2. November 2024, 22:30 Uhr
Levante
Regie: Lillah Halla, Brasilien, Uruguay 2023, Portugiesisch/d,f, 92’
Sofia, eine aufgeweckte und ambitionierte 17-jährige Volleyballspielerin, lebt in einem ärmlichen Vorort in Brasilien. Ausgerechnet am Vorabend eines wichtigen Turniers, das über ihre Zukunft bestimmen könnte, erfährt sie von ihrer ungewollten Schwangerschaft. Doch diese zu beenden – in einem Land, das Abtreibungen kriminalisiert – ist beinahe unmöglich. Gemeinsam mit ihrer Freundin und ihren Teamkolleg:innen schmiedet Sofia einen Plan und gerät deswegen ins Visier religiöser Fundamentalist:innen.
Der kraftvolle und emanzipatorische Debutfilm der Brasilianerin Lillah Halla, der am 42.Bergamo Filmmeeting 2024 den Publikumspreis gewann, erzählt auf inspirierende Weise vom Alltag einer jungen Frau, die gegen den Konservativismus in der Bolsonaro-Ära kämpft.
Sonntag, 3. November 2024, 09:30 Uhr
White Flag
Regie: Batbayar Chogsom, Schweiz, Mongolei, Japan 2023, Mongolisch/d,f, 96’
Die idyllische Natur ist es nicht, die Zorig in die ländliche Gegend der Mongolei geführt hat. Vielmehr soll der aus der Stadt angereiste Polizist einen spurlos verschwundenen Mann finden. Dabei kreuzt sich sein Weg mit dem von den zwei jungen Frauen Saran und Naran, die versuchen, ein neues Leben als Nomaden in der Steppe zu beginnen. Trotz ihrer engen Bindung werden beide von Geistern der Vergangenheit geplagt.
Als Zorig die beiden über einen vermissten Mann ausfragt, verstrickt er sich in ein persönliches und emotionales Netz, was ihn zwischen Recht und Unrecht schwanken lässt, ohne zu ahnen, welche düsteren Geheimnisse auf ihn warten.
→ Im Anschluss Filmgespräch mit Regisseur Batbayar Chogsom, Moderation Thomas Krempke.
Sonntag, 3. November 2024, 12:30 Uhr
Agent of Happiness
Regie: Arun Bhattarai und Dorottya Zurbó, Bhutan 2024, DOC, OV/d,f, 94’
Amber Kumar Gurung und Guna Raj Kuikel sind zwei bhutanesische Glücksagenten. Sie arbeiten für das Zentrum für Bruttonationalglück, eine staatliche Einrichtung, deren Aufgabe es ist, Daten über das Glück der Bürger:innen zu sammeln. Zweimal im Jahr reisen sie für eineinhalb Monate durch das kleine Himalaya-Königreich und befragen die Menschen nach ihrem Glück.
Der Dokumentarfilm gewann am Make Dox Creative Documentary Film Festival 2024 in Skopje in der Kategorie Bester Film und bietet einen intimen und warmherzigen Einblick in das tägliche Leben der Menschen in Bhutan und stellt die profunde Frage, was es wirklich braucht, um glücklich zu sein.
Sonntag, 3. November 2024, 14:20 Uhr
Die Vision der Claudia Andujar
Regie: Heidi Specogna, Schweiz, Deutschland 2024, DOC, OV/d, 90’
Claudia Andujar, eine der bedeutendsten Fotografinnen weltweit, wird 1931 in Neuchâtel geboren und wächst nahe der ungarisch-rumänischen Grenze auf. Ihre Familie väterlicherseits verliert sie im Holocaust, sie flieht mit ihrer Mutter in die Schweiz. Schon früh entdeckt sie ihre Leidenschaft für das Fotografieren und arbeitet für nahmhafte Publikationen wie das amerikanische Magazin «Life». Ihr Weg führt sie in den Amazonas, wo sie enge Kontakte mit der indigenen Gemeinschaft der Yanomami knüpft und etliche ihrer berühmtesten Fotoreihen entstehen, die voller Schönheit, Poesie und gleichzeitig ein politisches Statement sind, denn sie bringen die Zerstörung des Regenwaldes ans Licht.
Ein eindringlicher Dokumentarfilm, der ein einzigartiges, facettenreiches Porträt der leidenschaftlichen Fotografin, Aktivistin und Humanistin zeigt.
Sonntag, 3. November 2024, 16:15 Uhr
Evil Does Not Exist
Regie: Ryusuke Hamaguchi, Japan 2023, Japanisch/d,f, 106’
Takumi und seine Tochter Hana leben im Dorf Mizubiki in der Nähe von Tokio. Sie führen ein bescheidenes Leben im Einklang mit der Natur und schätzen die Abgeschiedenheit. Der Frieden wird allerdings gestört, als ein Unternehmen aus Tokio Pläne zum Bau einer Glamping-Anlage in unmittelbarer Nähe vorstellt. Schnell wird klar, dass der Luxus-Campingplatz schwerwiegende Folgen für die Wasserversorgung und das Leben der Dorfbewohner mit sich bringen wird.
Nach seinem oscar-prämierten Film Drive My Car gelingt Ryusuke Hamaguchi mit seinem subtil und präzise erzählten Film eine poetische Parabel über die komplexe Beziehung zwischen Mensch und Natur und gewinnt 2024 am Filmfestival Venedig den Silbernen Löwen.
Sonntag, 3. November 2024, 18:20 Uhr
Ellbogen
Regie: Asli Özarslan, Deutschland, Türkei 2024, OV/d, 86’
Hazals Welt ist eine, die nicht nur sie, sondern viele Migrant:innen in Deutschland und Europa kennen. Es ist ein Leben, das darin besteht, sich ständig behaupten oder beweisen zu müssen. Dabei hat Hazal nur einen Wunsch: Ein Leben. Trotz vieler Bewerbungen wird sie zu keinem einzigen Gespräch eingeladen. Stattdessen sitzt sie in einer Bildungsmaßnahme vom Job-Center fest, die sie immer wieder auf ihren Platz verweist. Aber an ihrem 18. Geburtstag fühlt sich Hazal stark – wie in alten Zeiten, als sie und ihre Freundinnen dachten, sie könnten alles erreichen, solange sie nur zusammenhalten. Erst als sie in der Schlange eines hippen Clubs stehen, wird Hazal klar, dass sie hier nicht hingehören. Und sie behält recht: Der Türsteher lässt sie abblitzen. Auf dem Heimweg werden sie von einem überheblichen Studenten belästigt, die Wut aus der nicht endenden Ablehnung eruptiert, die Situation eskaliert und Hazal muss fliehen.
Sonntag, 3. November 2024, 20:00 Uhr
Ein kleines Stück vom Kuchen
Regie: Maryam Moghaddam und Behtash Sanaeeha, Iran 2024, Farsi/d,f, 97’
Seit ihre Tochter nach Europa emigriert ist, lebt die 70-jährige Witwe Mahin alleine in Teheran. Nach einem geselligen Nachmittag mit Freundinnen beschliesst sie, der Liebe nochmals eine Chance zu geben. Unverhofft trifft sie bei der Suche auf den gleichaltrigen Taxifahrer Faramarz. Aus dieser zufälligen Begegnung wird eine ebenso überraschende wie unvergessliche Nacht.
Ein kleines Stück vom Kuchen ist die dritte Arbeit des Regie-Duos. Der Film gewann an der Berlinale 2024 den FIPRESCI-Preis der Ökumenischen Jury für den besten Wettbewerbsfilm und erzählt mit zartem Humor eine gefühlvolle Geschichte von Hoffnung und Liebe. Dabei gibt er einen authentischen Einblick ins alltägliche Leben im Iran und in die subtilen Möglichkeiten, sich gegen das autoritäre Regime zu emanzipieren.
Dienstag, 29. Oktober 2024, 16:50 Uhr
The Seed of the Sacred Fig
Regie: Mohammad Rasoulof, Iran 2024, OV/d,f, 168’
Teheran, zu Beginn der Bewegung „Frau, Leben und Freiheit“: Kaum ist Iman zum Untersuchungsrichter am Revolutionsgericht in Teheran aufgestiegen, kämpft er aufgrund der landesweiten Proteste zunehmend mit Misstrauen und Paranoia. Als seine Waffe auf mysteriöse Weise verschwindet, verdächtigt er seine Frau und die beiden Töchter und ergreift drastische Massnahmen. Diese beginnen hingegen, angesichts der Frauenproteste bisherige soziale Normen und Familienregeln zu hinterfragen.
Wie schon sein vorheriger Film There Is No Evil musste der Regisseur Mohammad Rasoulof seinen neuen Film heimlich drehen. Im Mai 2024 flüchtete er zu Fuss aus dem Iran nach Deutschland und konnte so an der Weltpremiere in Cannes teilnehmen, wo der Film eine 15-minütige Standing Ovation sowie zahlreiche Preise erhielt.
Dienstag, 29. Oktober 2024, 20:00 Uhr
Wenn ich nur Winterschlaf halten könnte
Regie: Zoljargal Purevdash, Mongolei 2023, ab 12 Jahren, OV/d,f, 98’
Ulzii, ein mittelloser aber hochbegabter und stolzer Teenager, lebt mit seiner Familie im Jurtenviertel von Ulaanbaatar. Sein aussergewöhnliches schulisches Talent kann er bei einem Physikwettbewerb unter Beweis stellen, was ein Stipendium und somit eine Zukunftsperspektive bedeutet. Er muss jedoch erst seine Geschwister durch den eisigen Winter bringen und dafür einen riskanten Job annehmen.
Mit ungeschöntem Blick und fern jeglicher Reiseromantik erzählt die mongolische Regisseurin Zoljargal Purevdash mit viel Humor und Hoffnung von einem Jugendlichen im Zwiespalt zwischen Talent, Träumen und Verantwortung.
→ Für Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren gratis.
Mittwoch, 30. Oktober 2024, 11:30 Uhr
L’Histoire de Souleymane
Regie: Boris Lojkine, Frankreich 2024, OV/d,f, 93’
Nach seiner Flucht aus Guinea versucht der junge Souleymane, in Frankreich Asyl zu beantragen. Ohne Papiere und ohne Geld kommt er in Paris so gut es geht zurecht und arbeitet unter schrecklichen Bedingungen als Fahrradkurier für einen Essenslieferdienst. In zwei Tagen muss er sein Asylantragsgespräch bestehen, welches der Schlüssel zum Erhalt der Papiere ist. Aber Souleymane ist noch nicht bereit.
Boris Lojkine, Gewinner des Piazza Grande-Publikumspreises 2019 mit Camille, erzählt uns die Geschichte von Souleymane, ein bewegendes Drama über Migration, Uberisierung und Überleben in der Stadt.
In Cannes wurde der Schauspieler Abou Sangare in der Titelrolle mit dem “Un Certain Regard Acting Prize” ausgezeichnet und der Film mit dem Preis der Jury.
Freitag, 1. November 2024, 13:40 Uhr
Omen
Regie: Baloji, Kongo, Belgien, Niederlande 2023, OV/d, 90’
Koffi ist besessen. Das glaubt zumindest seine Familie, die ihn deshalb Zabolo, Zeichen des Teufels, nennt. Er kehrt nach 15 Jahren erstmals an seinen Geburtsort im Kongo zurück, nachdem er dort jahrelang geächtet wurde. Koffi will sich den Segen der Familie für seine Heirat mit Alice einholen, mit der er in Belgien lebt. Doch die alten Feindseligkeiten sind weiterhin spürbar, einzig seine Schwester Tshala steht dem kollektiven Aberglauben kritisch gegenüber. Koffi will die Gründe für seine Ächtung verstehen und stößt dabei auf ein Familiengeheimnis.
Das vielfach – u.a. mit dem African Movie Academy Awards 2023: bester Debütfilm und dem Festival du film francophone d’Angoulême 2023: beste Regie – ausgezeichnete Spielfilmdebütvon Filmemacher Baloji ist eine wilde Achterbahnfahrt zwischen Tradition und Zukunft, die uns ein überraschendes und sehr lebendiges Afrika zeigt.
Donnerstag, 31. Oktober 2024, 14:40 Uhr
Hijo de Sicario
Regie: Astrid Rondero und Fernanda Valadez, Mexiko 2024, Spanisch/d,f, 127’
Sujo ist vier Jahre alt, als sein Vater, Mitglied eines Drogenkartells, ermordet wird. Nur dank seiner Tante Nemesia entgeht Sujo dem lokalen Drogenbaron. Sie nimmt ihn mit in ihr bescheidenes Haus, wohl wissend, dass der Junge sich nie mehr in der Stadt blicken lassen darf. Unter dem wachsamen Auge Nemesias erlebt Sujo eine Kindheit in Verbundenheit mit den Büchern seiner Tante sowie der zauberhaften Natur des mexikanischen Hochlandes. Abgeschottet zwar, aber zunächst auch geschützt vor den langen Armen der Mafia. Doch der Weg von Sujo scheint vorgezeichnet. Kann der Teenager dem skrupellosen Milieu entkommen, in das er hineingeboren wurde?
Wie bereits in Sin señas particulares beweist das Regie-Duo in diesem berührenden Drama voller Poesie und Empathie ihr Talent, in symbolstarken Bildern zu erzählen, welches u. a. am Sundance Film Festival mit dem Grand Jury Prize gewürdigt wurde.
Donnerstag, 31. Oktober 2024, 17:00 Uhr
Die Unsichtbaren
Regie: Sven Rufer, Schweiz 2023, DOC, OV/d, 65’
In Huelva, Spanien ernten jedes Jahr 100’000 Menschen Beeren für unsere Regale, etwa die Hälfte davon sind Migrant:innen aus Osteuropa, Afrika und Lateinamerika. Ihr Alltag ist geprägt von menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen, prekären Wohnsituationen, mangelnder Gesundheitsversorgung und Perspektivlosigkeit, wie im Film deutlich porträtiert wird. Parallel dazu untersucht die Schweizer Forscherin Nora Komposch die Arbeitsbedingungen und die gesundheitlichen Folgen dieser Lebenssituation.
→ Im Anschluss Filmgespräch mit Regisseur Sven Rufer und Nora Komposch, Moderation Flurina Badel.
→ Vor dem Film findet ab 16.00 Uhr der Claro-Apéro im KinoBistro statt.
→ Diese Vorstellung wird vom Claro Laden Thusis gesponsort.
Donnerstag, 31. Oktober 2024, 19:15 Uhr
All Shall Be Well
Regie: Ray Yeung, Hongkong 2024, OV/d,f, 93’
Angie und Pat sind ein gut situiertes Paar Mitte 60 und wohnen seit über 30 Jahren gemeinsam in Pats gemütlicher Eigentumswohnung in Hongkong. Als Pat eines Nachts überraschend stirbt, ist Angie der Gnade ihrer Familie ausgeliefert. Denn gleichgeschlechtliche Ehen sind in Hongkong nicht erlaubt und Pat hat kein Testament unterzeichnet, also ist Pats Bruder automatisch Erbe des Nachlasses und somit auch der Wohnung. Streitigkeiten um die Beerdigung und das Erbe führen zur Entfremdung zwischen Angie und der Familie ihrer Lebenspartnerin. Obschon sie bestens in die Familie integriert war, muss sie nun um ihre Würde und ihr Zuhause kämpfen. Für Angie beginnt ein später Emanzipationsprozess.
Ray Yeung liefert ein sensibles Drama, welches an der Berlinale 2024 den Teddy Award gewann, in dem er die Frage nach der Bedeutung des Begriffs «Familie» im modernen Kontext stellt.
Donnerstag, 31. Oktober 2024, 21:00 Uhr
Only The River Flows
Regie: Wei Shujun, China 2023, OV/d,f, 101’
China, 1990er Jahre, in der Kleinstadt Banpo. Ma Zhe, der Leiter der Kriminalpolizei, hat es nicht leicht: Seine Frau Bai Jie ist schwanger und nach einer Untersuchung ist klar, dass die Chance groß ist, dass das Kind mit einem Gendefekt zur Welt kommen wird. Bai Jie will nicht abtreiben, er schon. Da wird eine alte Frau ermordet.Der Täter scheint schnell gefunden – auch wenn es nur Indizien und keinen einzigen Beweis für seine Schuld gibt. Die kommunistische Partei drängt aber auf einen raschen Abschluss des Falls und da bietet sich der psychisch beeinträchtige Adoptivsohn der alten Frau gut als Täter an. Ma, mit den Abgründen der menschlichen Seele konfrontiert, zweifelt allerdings und verliert immer mehr den Boden unter den Füßen.
Ein ausgezeichneter Thriller, der unter die Haut geht.
Freitag, 1. November 2024, 09:30 Uhr
Casablanca Beats
Regie: Nabil Ayouch, Marokko 2021, ab 12 Jahren, OV/d,f, 101’
Der ehemalige Rapper Anas kommt in das Arbeiterviertel Sidi Moumen in Casablanca, um in einem Kulturzentrum einen Hip-Hop-Kurs zu unterrichten. Der junge Lehrer ermutigt seine Schüler, sich durch Rap auszudrücken und über ihr Leben in diesem Elendsviertel zu berichten. Während seine “Positive School of Hip Hop” bei der Schulleitung für Misstrauen sorgt, wird sie für eine Gruppe von Jugendlichen aus dem Zentrum zu einem Raum der Freiheit, der Kreativität und des Austauschs. Davon angespornt wollen sie sich mit einem Konzert auch außerhalb der Schule Gehör verschaffen. Ein grossartiger Film, der am Carthage Film Festival Tunis als bestes musikalisches Features ausgezeichnet wurde.
→ Für Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren gratis.
Freitag, 1. November 2024, 11:30 Uhr
Arillo de hombre muerto
Regie: Alejandro Gerber Bicecci, Mexiko 2024, OV/d,f, 107’
Dalia arbeitet als Metrofahrerin. Als sie vom spurlosen Verschwinden ihres Mannes erfährt, gerät ihr Leben aus den Fugen: Ihr Job, ihre Beziehung zu ihren beiden Kindern und ihre Bindung zu ihrem Geliebten geraten in einen Wirbelsturm aus Verfahren, Verdächtigungen und Ermittlungen.
Die Gleichgültigkeit ihres Umfelds und die daraus resultierende Gewalt treiben Dalia in einen dunklen Tunnel der Unsicherheit, ohne dass ein Ende in Sicht ist.
Der eindringliche und atmosphärische Film in Schwarz-Weiss gewann 2024 in der Kategorie “Bester mexikanischer Spielfilm” am Festival de Tlaxcala in Mexiko.
Dienstag, 29. Oktober 2024, 13:30 Uhr
The Monk and the Gun
Regie: Pawo Choyning Dorji, Bhutan 2023, OV/ d,f, 107’
Im Jahr 2006 hält die Modernisierung Einzug im Königreich Bhutan: Als letztes Land der Erde erhält Bhutan Zugang zu Fernsehen und Internet. Doch die grösste Veränderung steht noch bevor: Die Einführung der Demokratie. Regisseur Pawo Choyning Dorji schickt drei Figuren auf die Reise, deren Wege sich vor atemberaubender Kulisse kreuzen
werden: Wahlleiterin Tshering Yangden in den Bergdörfern Testwahlen durchführen, zur gleichen Zeit soll ein junger Mönch zwei Schusswaffen für die geheimnisvolle Zeremonie seines Meisters finden, während ein US-amerikanischer Waffensammler ein altes Gewehr sucht.
Nach seinem Oscar-nominierten Spielfilm Lunana liefert Pawo Choyning Dorji eine witzige und warmherzige Politsatire mit überraschenden Wendungen, welche mehrfach ausgezeichnet wurde.
Dienstag, 29. Oktober 2024, 15:40 Uhr
Don’t Close your Eyes – Gemeinsam Frieden finden
Regie: Rahel Grunder, Rumänien, Ukraine 2024, DOC, OV/d, 55’
HEKS präsentiert
Hiphop-Unterricht für geflüchtete Kinder in Rumänien, Podcasts zur Förderung mentaler Gesundheit oder eine Hilfslieferung für vertriebene Familien, die seit bald drei Jahren in einem Schulgebäude in der Westukraine leben: Der Film der Regisseurin Rahel Grunder führt zu sechs vom Hilfswerk HEKS unterstützten Selbsthilfe-Initiativen für vom Ukrainekrieg betroffene Menschen. Auf eindringliche und berührende Art und Weise porträtiert Grunder dabei die starken Menschen, die die Initiativen ins Leben gerufen haben und damit der Resignation ihre Fähigkeiten, Energie und Ideen entgegensetzen. Menschen, die in einer vom Krieg geprägten Welt Orte schaffen, wo sie und andere in der Gemeinschaft Halt und so etwas wie Frieden finden können.
Mittwoch, 30. Oktober 2024, 13:30 Uhr
Sieger sein
Regie: Soleen Yusef, Deutschland 2024, ab 10 Jahren, Deutsch, 123’
Die elfjährige Mona ist mit ihrer kurdischen Familie aus Syrien geflüchtet und kommt auf eine Schule im Berliner Wedding. Mona kann kein Wort Deutsch, aber Fussball spielen.
Der engagierte Lehrer Herr Chepovich, kurz Herr Che, erkennt ihr aussergewöhnliches Talent und nimmt sie in das Mädchenteam auf. Mona ist eine Kämpferin, merkt aber bald, nur wenn sie und die anderen Mädchen zusammenspielen, können sie auch Sieger sein.
Der Film wurde mit dem diesjährigen deutschen Filmpreis als bester Kinderfilm ausgezeichnet und gewann am Giffoni Filmfestival 2024 in der Kategorie bester Film.
→ Für Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren gratis.
Mittwoch, 30. Oktober 2024, 16:00 Uhr
La Suprema
Regie: Felipe Holguin Caro, Kolumbien 2023, ab 12 Jahren, OV/d,f, 83’
In einer von der Landkarte verschwundenen Stadt, in der es nicht einmal Strom gibt, träumt die afro-kolumbianische Teenagerin Laureana davon, Boxerin zu werden wie ihr Onkel.
Als sie erfährt, dass ihr Onkel um den Weltmeistertitel im Boxen kämpft und die Veranstaltung live im Fernsehen übertragen wird, setzt sie sich mutig über alle Normen hinweg, damit ihre Gemeinde die Boxmeisterschaft am Fernsehen verfolgen kann.
Ein fesselndes Erstlingswerk über Mut und Tradition, in welchem eine Gemeinde gegen das Vergessen ankämpft und 2023 am Internationalen Filmfestival Warschau und Lateinamerikanischen Filmfestival in Huelva, Spanien, als bester Film ausgezeichnet wurde.
→ Für Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren gratis.
Mittwoch, 30. Oktober 2024, 17:40 Uhr
Crowrã – The Buriti Flower
Regie: João Salaviza und Renée Nader Messora, Brasilien 2023, DOC FICTION, Krahô, Portugiesisch/d,f, 124’
Im brasilianischen Cerrado lebt das Volk der Krahô, das ständig in seiner Existenz bedroht ist. Zentraler Schauplatz des Films bilden die Dörfer der Krahô, wo Patpro ihre Reise nach Brasília plant, um an einer Grossdemonstration für die Rechte der Indigenen teilzunehmen. Ihr Onkel Hỳjnõ nimmt Wilderer an der Grenze ihres rechtmässigen Gebiets fest, während ihre Tochter Jotàt im Schlaf in historische Traumata eintaucht.
Das Drehbuch für diese fiktive Dokumentation schrieb das Regieduo gemeinsam mit der indigenen Gemeinschaft und eröffnet damit den dringenden Dialog über die Mittel des Widerstands in einer modernen Welt, den Kampf um Land und Überleben verschiedener Kulturen, das Ringen der Frauen um Selbstbestimmung und Mitspracherecht sowie das unverzichtbare Engagement für die Erhaltung der Lunge unseres Planeten.
Mittwoch, 30. Oktober 2024, 20:00 Uhr
Inshallah a Boy
Regie: Amjad Al Rasheed, Jordanien 2023, OV/d,f, 113’
Nawal und Adnan leben in einem einfachen Viertel Ammans in Jordanien und wünschen sich ein Geschwister für die kleine Tochter. Als Pflegerin bei einer wohlhabenden Familie trägt die junge Mutter wesentlich zum Unterhalt der Familie bei. Als ihr Mann unerwartet verstirbt, beginnt ihr Schwager Rifqi erst sanft, dann hartnäckig Anspruch auf ihre Wohnung zu erheben. Selbst wenn Nawal diese mitfinanziert hat, kann er laut jordanischem Erbrecht einen Teil der Hinterlassenschaft beanspruchen. Angesichts Nawals entschlossenem Widerstand will Rifqi den Richter davon überzeugen, dass sie ihren Mutterpflichten nicht nachkommen kann. Nur eine Sache kann sie noch retten: ein Sohn, der das Erbe seines Vaters antritt.
Inspiriert von wahren Begebenheiten, inszeniert der Regisseur Al Rasheed ein fesselndes, mehrfach ausgezeichnetes Sozialdrama über den Kampf einer mutigen Frau gegen verkrustete patriarchale Strukturen.
Donnerstag, 31. Oktober 2024, 09:30 Uhr
Sconosciuti Puri
Regie: Valentina Cicogna und Mattia Colombo, Italien, Schweiz, Schweden 2023, DOC, Italienisch, Englisch/d,f, 93’
Jede Nacht landen namenlose Leichen in der Autopsie von Dr. Cristina Cattaneo. Sie nennt sie “ Sconosciuti Puri “. Es sind Obdachlose, Prostituierte, durchgebrannte Teenager. In jüngster Zeit sind es vor allem Migranten, die im Mittelmeer Schiffbruch erlitten haben. Wenn alle Rechte den Lebenden gehören, bleibt den Toten nichts. Was geschieht mit den Toten, wenn sie ihre Identität verloren haben? Angesichts dieser ständig wachsenden Zahl von Verstorbenen scheint sich niemand um ihr Recht auf Würde zu kümmern.
Niemand ausser Cristina.
Der eindringliche Dokumentarfilm gewann im Jahr 2023 den Sonderpreis der Jury am International Documentary Film Festival in Südkorea.
Donnerstag, 31. Oktober 2024, 11:15 Uhr
Irdische Verse
Regie: Ali Asgari und Alireza Khatami, Iran 2023, Farsi/d,f, 78’
Wenn Lichter und Irrlichter über der geschäftigen Stadt Teheran in der Morgendämmerung zu leuchten beginnen, ist das der Auftakt für neuen Irrsinn, der sich in Form absurder Regeln ins Leben der Menschen drängt. In neun Episoden erzählt «Irdische Verse» von so profanen wie unfassbaren Begegnungen mit einer allgegenwärtigen Bürokratie. Denn nicht nur bei der Namenswahl für Neugeborene möchte Vater Staat ein Wörtchen mitreden, sondern auch bei Modefragen und politisch motivierte Hundeentführungen.
Angesiedelt im Iran, ist der Film, der am Luxembourg City Film Festival 2024 mit dem Grand Prix und FIPRESCI Award ausgezeichnet wurde, thematisch universell: Er dreht sich um den Wunsch, die Kontrolle über das eigene Leben wiederzuerlangen angesichts von Einmischung durch Bürokraten oder andere Autoritäten aller Art.
Donnerstag, 31. Oktober 2024, 12:45 Uhr
Tótem
Regie: Lila Avilés, Mexiko 2023, Spanisch/d,f, 95’
Sol verbringt den ganzen Tag im Haus des Grossvaters, während die Familie eine Überraschungsparty für den Geburtstag von Sols sterbenskrankem Vater Tona vorbereitet. Es wird gekocht, gebacken und geputzt, gelacht und gestritten, es werden Geister ausgetrieben, Verwandte und Freunde treffen ein. Unter dem schwirrenden Trubel liegt eine mit Händen zu greifende, alle und alles verbindende Spannung: Die Sorge um den todkranken Tona, der in seinem Zimmer versucht, seine schwindenden Kräfte für den Abend zu bündeln. Die Party wird Abschied und fulminante Feier des Lebens in einem.
Ein herzerwärmendes Familienporträt, an der Berlinale 2023 mit dem Preis der Jury ausgezeichnet, über Liebe, Schmerz, Loslassen und Weitermachen, tief, tragisch und komisch, das beeindruckend zeigt, wie die mexikanische Kultur mit dem Tod umgeht und gleichzeitig das Leben zelebriert.