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Dienstag, 27. Oktober 2015, 15:00 Uhr
Pepe Mujica – el presidente Regie: Heidi Specogna,Uruguay/D 2014, Spanisch/d/f, 94’, doc

Ein ehemaliger Widerstandskämpfer, der zum Präsidenten von Uruguay gewählt wird und fast 90 Prozent seines Gehalts für soziale Projekte spendet: Pepe Mujica, eine der charismatischsten Persönlichkeiten Lateinamerikas, ist als «der ärmste Präsident der Welt» bekannt geworden. Stets ist er, der aus politischen Gründen viele Jahre im Gefängnis sass, seinen Idealen treu geblieben. Sein bescheidener Lebensstil – statt im Regierungspalast wohnt er in einer kleinen Finca – und sein unkonventionelles Auftreten untermauern seine Glaubwürdigkeit bei Jung und Alt. Pepe Mujica vertritt seine Anliegen mit Humor, Verstand und Leidenschaft, sein politisches Engagement für eine gerechtere Gesellschaft stösst international auf Aufmerksamkeit und Zuspruch. José Mujica, genannt El Pepe, ist als „der ärmste Präsident der Welt“ ein Begriff geworden. Der ehemalige Guerrillero gilt als eine der charismatischsten politischen Persönlichkeiten Lateinamerikas. Sein bescheidener Lebensstil und sein unkonventionelles Auftreten im politischen Protokoll machen ihn glaubhaft für Jung und Alt – nicht nur, weil er fast 90% seines Präsidentengehalts an soziale Projekte und NGOs spendet. Die politischen Visionen des ehemaligen Präsidenten Uruguays erregten weltweites Aufsehen.    

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Dienstag, 27. Oktober 2015, 16:45 Uhr
Refugiado Regie: Diego Lerman, Arg 2014, Spanisch/d/f, 93’

Der Junge Matias und seine Mutter Laura verlassen in Panik ihre Wohnung, nachdem die Frau einmal mehr von ihrem Mann geprügelt wurde. Matias ist achtjährig und Laura wieder schwanger. Zusammen suchen Mutter und Kind einen Ort, an dem sie sich sicher fühlen können. Diego Lerman erzählt von einem Flüchtlingspaar in der eigenen Stadt. Buenos Aires ist austauschbar, denn das, was die beiden erleben, könnte sich überall abspielen, auch bei uns. Packend ist der Film inszeniert, konsequent beschreibt der Regisseur die Wahrnehmung des Kindes in einer Situation, die für die Mutter unhaltbar geworden ist.
Es ist zutiefst beeindruckend, wie Diego Lerman es schafft, von der Gewalt an einer Mutter zu erzählen, ohne äusserliche Gewalt zu zeigen. Die Absenz des Mannes macht einen schönen Teil der ungemeinen Kraft dieses Filmes aus, der uns nach innen blicken lässt, indem er aufs Ablenkende an der Oberfläche verzichtet. Er wählt dabei den unschuldigen Blick eines aufgeweckten Knaben, der wahrnimmt, aber nicht wirklich einordnen kann. Entstanden ist ein eigentlicher Krimi, der die schiere Ausweglosigkeit fühlbar macht.  

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Dienstag, 27. Oktober 2015, 18:30 Uhr
Io sto con la sposa Regie: Antonio Augugliaro, Khaled Soliman al Nassiry, Gabriele del Grande, Palästina/Italien 2014, OV/d, 89’

Verkleidet als Hochzeitsgesellschaft schleusen die Regisseure Gabriele del Grande, Khaled Soliman al Nassiry und Antonio Augugliaro fünf syrische Flüchtlinge durch Europa. Unterstützt von italienischen und syrisch-palästinensischen Aktivisten und immer begleitet von der Kamera halten sie diese aussergewöhnliche Reise von Mailand nach Stockholm dokumentarisch und in poetischen Bildern fest.
Auf emotional berührende, aber auch humorvolle Art und Weise beleuchtet der Film die Ursachen und Hintergründe der Flucht. Die Protagonisten dieser Reise erzählen ihre persönliche, zumeist tragische Geschichte. Manchmal geschieht dies unerwartet, etwa während einer Feier, nachdem die französische Grenze passiert worden ist: Manar rappt seine Geschichte von Flucht und Vertreibung und Ahmad bringt in Bochum die zynische Realität der europäischen Flüchtlingspolitik mit der Frage auf den Punkt: "Wie kann es sein, dass jemand 1000 Dollar bezahlt, um zu sterben?"
Der Film wurde unter anderem 2014 auf den Internationalen Filmfestspielen in Venedig mit einem Sonderpreis ausgezeichnet. Im Anschluss an die Vorstellung spricht Mussie Zelai, eritreischer Priester und wichtige Kontaktperson für eritreische Flüchtlnge. Der Trägerverein der Bündner Beratungsstelle für Asylsuchende wird im Foyer mit einem Infostand anwesend sein.  

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Dienstag, 27. Oktober 2015, 21:15 Uhr
Umrika Regie: Prashant Nair, Indien 2015, OV/d, 98'

Als Udai beschliesst, sein kleines Heimatdorf zu verlassen, um in das geheimnisvolle Land Umrika auszuwandern, sind die Bewohner von Jitvapur in hellster Aufregung. Alle haben sie schon von diesem wunderbaren Ort gehört. Der Abschied von seinen Eltern und seinem jüngeren Bruder Ramakant findet unter den neugierigen Blicken des ganzen Dorfes statt. Alle Einwohner wünschen ihm nur das Beste, und Udai verspricht, regelmässig zu schreiben. Nach dem Abschied wartet Udais Mutter Woche für Woche vergeblich auf eine Nachricht von ihrem Sohn. Als dann schliesslich doch noch ein Brief von Udai eintrifft, hellt sich die Stimmung im ganzen Dorf sichtlich auf und ein regelrechter Umrika-Hype entsteht. Fortan treffen in regelmässigen Abständen neue Briefe ein, und die Bewohner verzehren sich nach den neuen Geschichten und Fotos aus Umrika. Einige Jahre und viele Briefe später stirbt der Vater von Udai nach einem tragischen Unfall. In der Folge erfährt Ramakant, was wirklich hinter den Briefen seines Bruders steckt. So beschliesst er kurzerhand, Udai zu folgen, um die Wahrheit ans Licht zu bringen.  

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Mittwoch, 28. Oktober 2015, 13:30 Uhr
Die Stimme des Adlers Regie: René Bo Hnasen, S/D/DK 2009, deutsch, 82’

Mit der teils prächtig bebilderten Selbstfindungsreise eines mongolischen Nomadenjungen versucht sich der norwegische Dokumentarfilmer Rene Bo Hansen erstmals an einem Spielfilm.
Der 13-jährige Bazarbai lebt mit seiner Nomadenfamilie im westlichsten Teil der Mongolei. Eigentlich würde er gerne wie sein älterer Bruder die Einöde verlassen und sein Glück in der Hauptstadt Ulan-Bator suchen. Doch sein Vater will ihn der Familientradition entsprechend zum Adlerjäger ausbilden. Als der Adler durch Bazarbeis Unachtsamkeit davonfliegt, gerät die Suche nach ihm zum Abenteuer. Er wird von Wölfen bedroht, landet bei einem skrupellosen Zirkusdirektor und flüchtet mit einem Mädchen in ein Kloster, bis er sogar seinen grossen Bruder retten kann, der bei einem Minenunfall verschüttet wurde.
«Die Stimme des Adlers» besticht durch imposante Aufnahmen der rauen, kargen und unendlich weiten mongolischen Landschaft sowie in der Beobachtung des Alltagslebens der Nomaden.    

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Mittwoch, 28. Oktober 2015, 15:30 Uhr
Felix Regie: Roberta Durrant, SA 2013, OV/d, 93’

Felix Baba ist 14 Jahre alt, lebt in Südafrika und träumt davon, Saxofonist zu werden wie sein Vater. In der Zwischenzeit spielt er Flöte und verdient so sein Taschengeld. Für seine Mutter geht schon das zu weit. Sie hält Jazz für Musik des Teufels und schickt ihren Sohn auf eine Privatschule weit weg von der Township. Felix bittet nun Freunde seines Vaters, ihm bei der Vorbereitung für das Schul-Jazzkonzert zu helfen.
2013 gewann Felix den Publikumspreis am Durban International Film Festival in Südafrika und 2014 den TIFF Kids Adult Jury Award am Toronto International Film Festival. Der Film ist zweifellos ein später Erfolg für die Autorin. Aber es braucht Erfahrung, um eine südafrikanische Familiengeschichte zu erzählen, die mit Finesse und Humor Rassismus, Jazz und Familienkonflikte miteinander verwebt.    

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Mittwoch, 28. Oktober 2015, 17:40 Uhr
Wenn Shodai lernt, wird’s laut Dokumentarfilm von Urs Krüger, Deutschland|Bangladesch 2005. 14', ab 6

Der Film begleitet den 8-jährigen Shodai in seinen Alltag. Nach dem Frühstück geht er mit den anderen Kindern des Dorfes zur Schule. Dort lernen sie das bengalische Alphabet und zählen auf ihre eigene Art mit den Fingern. Shodai ist der einzige in der Familie, der zur Schule gehen kann, sein grosser Bruder arbeitet in den Reisfeldern.

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Mittwoch, 28. Oktober 2015, 17:40 Uhr
Ein Tag mit … Aicha Dokumentarfilm von Mamounata Nikiéma, Burkina Faso|F 2011. 13', ab 10

Die 9jährige Aïcha wohnt in einem Aussenquartier von Ouagadougou, der Hauptstadt von Burkina Faso, in einem einfachen Haus ohne Wasser und Strom. Jeden Morgen bringt die Mutter Aïcha mit dem Moped zur weit entfernten Schule. Da Aïcha später Ärztin werden möchte, legt sie Wert darauf, eine gute Schülerin zu sein.

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Mittwoch, 28. Oktober 2015, 18:10 Uhr
Zuflucht gesucht: Rachel Animierter Dokumentarfilm von Andy Glynne, Grossbritannien 2012. 6', ab 14

Die 17jährige Rachel erzählt die Geschichte ihrer Flucht: Sie und ihre Familie wurden als Christen in ihrem Land diskriminiert und flüchteten nach Europa. Aber sie wurden ausgeschafft und mussten erneut fliehen. Nun haben sie eine definitive Aufenthaltsbewilligung, Rachel kann ein normales Leben führen und möchte Anwältin werden.

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Mittwoch, 28. Oktober 2015, 18:10 Uhr
Slaves Animierter Dokumentarfilm von David Aronowitsch and Hanna Heilborn, Schweden 2008. 15', ab 14

Die 9jährige Abuk und der 15jährige Machiek aus dem südlichen Sudan wurden Opfer von Kindersklaverei und Menschenhandel. Im Film erzählen sie hre erschütternde Lebensgeschichte. Während des Bürgerkriegs im Sudan wurden sie von bewaffneten Milizen entführt und als Arbeitskräfte verkauft. Mit Glück konnten sie fliehen.

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Mittwoch, 28. Oktober 2015, 18:35 Uhr
Billig. Billiger. Banane Dokumentarfilm von Sarah Zierul, Deutschland 2012. 44', ab 14

Bananen sind äusserst beliebt – und sehr billig. Der Film thematisiert am Beispiel Banane soziale, ökologische und ökonomische Aspekte einer globalisierten Wirtschaft. Er zeigt Chancen und Hindernisse von nachhaltiger Produktion auf und regt die Diskussion um Einflussmöglichkeiten von Konsument/-innen an.

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Mittwoch, 28. Oktober 2015, 19:45 Uhr
The Second Mother Regie Anna Muylaert, Brasilien 2015, Portugiesich/d, 111’

Val arbeitet seit über 13 Jahren im brasilianischen São Paulo als Haushälterin einer wohlhabenden Familie. Dort lebt sie nach strengen Regeln: sie isst brav in der Küche anstatt am Esstisch, geht nicht in den hauseigenen Pool und verzichtet sogar darauf, es sich im Wohnzimmer des Hauses für ein paar Minuten gemütlich zu machen.
Alles ändert sich, als Vals Tochter Jéssica vor der Tür steht und der Mutter mitteilt, dass sie gerne in São Paulo studieren möchte. In den folgenden Wochen bringt die selbstbewusste Jéssica den Haushalt gehörig durcheinander, da sie sich – im Gegensatz zu Val – den starren Regeln und dem strengen Machtgefüge im Haus nicht unterordnen will.
Die brasilianische Regisseurin Anna Muylaert bringt mit ihrem aktuellen Film eine so universelle wie bezaubernde Sozialkomödie auf die Leinwand. Die liebevoll gezeichneten Figuren – allen voran die charismatische Val – wachsen einem sofort ans Herz. «The Second Mother» ist ein leichtfüssig erzählter Film mit ernsten Untertönen, voller berührender Momente und Situationskomik.

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Mittwoch, 28. Oktober 2015, 21:40 Uhr
Nur die Toten kehren heim Regie: Tina Leisch, Ali Can, A/Kurdistan 2015, OV/d, 84’

Über eine Million KurdInnen leben als politische Flüchtlinge in Europa im Exil und viele können nicht in die Türkei zurückkehren, weil sie dort sofort eingesperrt werden würden. Aber auch in vielen EU-Staaten werden kurdische FreiheitskämpferInnen als TerroristInnen verfolgt. Der Film porträtiert diese KurdInnen und fährt an die Orte, an die sie selber nicht zurück können. Er zeigt eine Befreiungsbewegung, die von demokratischen, multiethnischen und feministischen Idealen genauso inspiriert ist wie vom Kampf für die kurdische Sprache und Kultur.
Tina Leisch war 2014 mit ihrem Film «Roque Dalton, erschiessen wir die Nacht» an den Weltfilmtagen zu Gast. Beitrag des Internationalen Filmfestivals Innsbruch IFFI.
 

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Donnerstag, 29. Oktober 2015, 09:30 Uhr
Lampedusa in Winter Regie: Jakob Brossmann, I/A/CH 2015, OV/I/d, 93'

Es ist Winter. Wehmut befällt die italienische «Flüchtlingsinsel» Lampedusa: Die Touristen sind weg, und die verbleibenden Immigranten kämpfen dafür, aufs Festland überführt zu werden. Nachdem ein Feuer die alte Fähre zerstörte, welche die Insel mit dem Festland verband, bemühen sich die Bürgermeisterin Giusi Nicolini und die Fischer nun, ein neues Schiff zu finden. Als die Flüchtlinge schliesslich mit dem Flugzeug transportiert werden, besetzen die Fischer aus Protest den Hafen. Die Insel ist nun gänzlich isoliert, und als die Lebensmittel langsam ausgehen, entsteht gar ein Zwist unter den Protestierenden. Die kleine Gemeinschaft am Rande Europas kämpft verzweifelt um Solidarität mit den afrikanischen Bootsflüchtlingen.    

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Donnerstag, 29. Oktober 2015, 11:15 Uhr
Le masque de San Regie: Jacques Sarasin, Mali/F/CH 2014, OV/F/d, 84’

Der Film erzählt die Geschichte einer Maske aus einer westlichen Sammlung, die in ihre Heimat Mali zurückkehrt. Es ist aber auch die Geschichte eines Mannes, der zu einem Vermittler geworden ist zwischen der europäischen und der afrikanischen Welt. In Form eines ethnologischen Roadmovies steigern sich die Ereignisse – bis die beiden im afrikanischen Busch landen, wo Magie und Realität Hand in Hand gehen.    

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Donnerstag, 29. Oktober 2015, 13:00 Uhr
El botón de nácar Regie: Patricio Guzmán, Chile 2015, Spanisch/d/f, 82’

Der Chilene Patricio Guzmán (Nostalgia de la luz) ist ein wunderbarer Erzähler. Sanft führt er uns durch seine Geschichten, die er dem Leben entnimmt und der Geschichte. In Nostalgia de la luz lud er uns ein in die Wüste und ins Universum. Dieses Mal sind es Patagonien und der Ozean.
Der Ozean enthält die gesamte Menschheitsgeschichte. Die See fängt alle Stimmen der Erde auf und auch die aus dem Weltraum. Wasser erhält Impulse von den Sternen und überträgt sie auf lebende Organismen. Wasser, das den größten Teil der Ländergrenze Chiles ausmacht, birgt auch das Geheimnis von Perlmuttknöpfen, die auf dem Meeresgrund gefunden wurden. Chile – mit seinen 4300 Kilometern Küste und dem größten Archipel der Welt – hat eine übernatürliche Landschaft. Dort gibt es Vulkane, Berge und Gletscher. Dort gibt es auch die Stimmen der Ureinwohner Patagoniens, der ersten englischen Seeleute und die seiner politischen Gefangenen. Manche Leute behaupten, Wasser habe ein Gedächtnis. Dieser Film zeigt, dass es auch eine Stimme hat.    

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Donnerstag, 29. Oktober 2015, 14:45 Uhr
Köpek Regie: Esen Isik, Türkei/CH 2015, Türkisch/d/f, 100’

Ein ganz gewöhnlicher Tag in der Metropole Istanbul: Der zehnjährige Cemo verkauft Papiertaschentücher auf der Strasse und trägt somit zum Lebensunterhalt seiner Familie bei. Er verehrt ein junges Mädchen aus einem besseren Quartier. Hayat wird von ihrem ungeliebten Ehemann terrorisiert. Als ihr ehemaliger Verlobter den Kontakt wieder sucht, verabreden sie sich zu einem heimlichen Treffen. Die transsexuelle Ebru muss sich prostituieren, um über die Runden zu kommen. Sie liebt einen Mann, der sich in der Öffentlichkeit nicht zu ihr bekennen mag. Die drei setzen alles daran, dass sich ihre Sehnsucht nach Liebe erfüllt, wenn auch nur für einen Moment.
Authentisch und mit einem aufmerksamen Blick für die Poesie des Alltags erzählt Esen Isiks erster langer Spielfilm eine zärtliche und erschütternde Geschichte über die Liebe, den Tod und die türkische Gesellschaft zu Beginn des 21. Jahrhunderts.    

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Donnerstag, 29. Oktober 2015, 17:30 Uhr
10 Milliarden – Wie werden wir alle satt? Regie: Valentin Thurn, Indien 2015, D, 107’

Regisseur Valentin Thurn rückt in seinem neuen Dokumentarfilm die Landwirtschaft als Basis der Welternährung in den Mittelpunkt.
Im Laufe dieses Jahrhunderts wird die Weltbevölkerung auf zehn Milliarden anwachsen. Wo soll die Nahrung herkommen, die jeder Einzelne täglich zum Überleben benötigt? Wie können wir verhindern, dass die Menschheit allein durch ihr Wachstum die Grundlage für ihre Ernährung zerstört?
Zwei Lager behaupten, die Lösung zu kennen: Einerseits die industrielle Landwirtschaft, die global immer weiter expandiert und hocheffizient auf Massenproduktion setzt. Demgegenüber stehen die biologische und die traditionelle Landwirtschaft, die zwar weniger Masse produzieren, dafür aber schonend mit den begrenzten Ressourcen umgehen. Von beiden Seiten will der Filmemacher wissen, wie sie die Welt künftig ernähren wollen. Der Film zeigt die globalen Wechselwirkungen in der Landwirtschaft anhand von Protagonisten aus den zentralen Produktionsbereichen Saatgut, Düngung, Schädlingsbekämpfung, Futtermittelherstellung, Tierproduktion und Handel.
Filmgespräch mit Valentin Thurn
Moderation Flurina Badel

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Donnerstag, 29. Oktober 2015, 20:30 Uhr
Nahid Regie: Ida Panahandeh, Iran 2015, OV/d/f, 105’

Die kürzlich geschiedene Nahid lebt mit ihrem zehnjährigen Sohn Amir Reza in einem kleinen Dorf am Kaspischen Meer. Nach iranischem Recht liegt das Sorgerecht eigentlich beim Vater Ahmad, aber der hat es nur unter der Bedingung, dass Nahid nicht mehr heiratet, an sie abgetreten. Als sich Nahid in den Hotelbesitzer Mas’ood verliebt, und er um ihre Hand bittet, wird die junge Frau vor eine folgenschwere Entscheidung gestellt. Sareh Bayat («Nader und Simin – Eine Trennung») spielt die Hauptrolle in dieser Chronik einer iranischen Frau, die couragiert um ihre gesellschaftlichen Freiheiten kämpft.  

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Donnerstag, 29. Oktober 2015, 22:30 Uhr
Le Challat de Tunis Regie: Kaouther Ben Hania, Tunesien 2014, OV/d, 90’

Tunesien, vor der Jasminrevolution. 2003 soll in Tunis ein Unhold auf einem Motorrad unter-wegs gewesen sein, der es mit einem Rasiermesser auf die Hintern von Frauen abgesehen hatte. Zehn Jahre später macht sich Regisseurin Kaouther Ben Hania daran, «Die Klinge von Tunis» aufzuspüren. Je länger ihre Recherche dauert, desto zwielichtiger schillert die Wahrheit darin: eine Enquête, ein Metafilm oder alles ein grosser Jux?
Man hört bald auf, sich Fragen zu stellen, denn die Interview- und Actionszenen in den Quartieren von Tunis jagen sich förmlich und widerlegen laufend das eben Gehörte oder Gesehene, so dass man bald mehr die meisterliche Jongliernummer der jungen Regisseurin bestaunt, als versucht, der Wahrheit auf die Spur zu kommen. Auch das Interesse herauszufinden, welche Figur nun real oder erfunden ist, lässt nach, denn am Ende spielen sie alle ihre Rolle in diesem Film, sei diese nun von der Gesellschaft auferlegt oder von der Regisseurin zugesprochen.  

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Freitag, 30. Oktober 2015, 09:00 Uhr
Mulhapar Regie: Paolo Polini, Indien/CH 2014, OV/d, 93’

Mulhapar – ein Dorf in der weiten Ebene des Punjab in Pakistan. Ein Land, das in den Köpfen vieler Menschen, gespiesen von wiederholt negativen Pressemeldungen, mit Gewalt und Intoleranz in Verbindung gebracht wird.
Der Film bewegt sich jenseits dieser dunklen Thesen und Vorurteile und taucht ein in das pralle Leben einer Gemeinschaft von Armen und Reichen, Muslimen und Christen, Jungen und Alten, Frauen und Männern. In «Mulhapar» verdichten sich ihre Familien und Einzelschicksale, Geschichten und Anekdoten zu einem lebhaften Mosaik.
Der Film zeigt auf sehr leise und subtile Weise gesellschaftliche Strukturen, gewachsen über die Jahrhunderte. Er porträtiert das bunte Leben im Dorf, das zwar friedliche, aber nicht gleichberechtigte Zusammenleben von Christen und Muslimen im Dorf.  

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Freitag, 30. Oktober 2015, 10:30 Uhr
L’homme, qui répare les femmes Regie: Thierry Michel, Republik Kongo/Belgien 2015

Doktor Mukwege , Sacharow Preisträger 2014, ist international bekannt als der Mann, der Tausende von Frauen geheilt hat, die während des 20jährigen Konflikts im Osten der Demokratischen Republik Kongo Opfer sexualisierter Kriegsgewalt wurden – in einem Land, das trotz seiner wertvollen Bodenschätze zu den ärmsten Ländern der Welt gehört. Mit seinem unablässigen Kampf, diesen Grausamkeiten ein Ende zu setzen und die Straffreiheit der verantwortlichen Täter anzuprangern, eckt er an. Nur knapp entgeht er einem Mordanschlag. Trotz wiederholter Mordandrohungen kehrt dieser Mediziner mit dem ausserordentlichen Schicksal in sein Spital in Bukavu zurück, beschützt von Blauhelmen. Aber er ist in seinem Kampf nicht mehr alleine. An seiner Seite stehen die Frauen, denen er ihre physische Integrität und ihre Würde wiedergegeben hat und die durch ihn zu wahrhaften Friedenaktivistinnen geworden sind, durstig nach Gerechtigkeit.

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Freitag, 30. Oktober 2015, 12:40 Uhr
Miners Shot Down Regie: Rehad Desai, Südafrika 2014, OV/d, 86’

August 2012: Am siebten Tag eines Minenarbeiterstreiks eskaliert die Polizeigewalt zum „Massaker von Marikana“: 34 Arbeiter sterben, viele mehr werden verletzt. Rehad Desai begleitete den Streik von Tag eins und stellt Filmaufzeichnungen der Vorfälle, Interviews mit Streikführern und Rechtsanwälten sowie Aufnahmen der anschliessenden Untersuchungskommission gegenüber. Ein beeindruckendes Dokument über einen bitteren Tiefpunkt der jungen südafrikanischen Demokratie.
Rehad Desai ist Produzent und preisgekrönter Regisseur zahlreicher Dokumentarfilme. Er studierte Geschichte und Sozialgeschichte an der University of Zimbabwe und der University of the Witwatersrand. «Miners Shot Down», seine neueste Produktion, hat bereits einige Auszeichnungen erhalten, u.a. als Bester Film beim One World Film Festival in Prag. Als Eröffnungsfilm oder im regulären Programm ist er auf verschiedenen Festivals rund um den Globus vertreten und hat darüber hinaus internationale Unterstützung für die Marikana Justice Campaign ausgelöst.  

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Freitag, 30. Oktober 2015, 14:15 Uhr
La pantalla desnuda Regie: Florence Jaugey, Nicaragua 2014, Spanisch/d/f, 93’

Matagalpa, Nicaragua: Octavio, der aus ärmlichen Verhältnissen stammt, ist Student und freundet sich mit Alex, dem Sohn der reichsten Familie des Ortes an. Er ist fasziniert von seinem Freund und dem Lebensstil seiner Familie, die ihn herzlich aufnimmt. Als sich Alex in Esperanza, eine Studienkollegin, verliebt, fühlt sich Octavio zurückgestossen. Durch Zufall entdeckt er auf Alex’ Handy ein sehr intimes Video der beiden Verliebten und stellt es aus Rache und Eifersucht ins Internet.
Nach ihrem erfolgreichen Spielfilmerstling «La Yuma» stellt die Filmemacherin Florence Jaguey erneut Jugendliche in den Mittelpunkt, die selbstbewusst ihren Platz in der Gesellschaft suchen, die nach wie vor von sozialen Gegensätzen geprägt ist. in «La pantalla desnuda» (Der nackte Bildschirm) macht sie den sorglosen Umgang mit den neuen Medien zum Thema. Sensibel und genau zeichnet sie dabei die Charaktere ihrer Protagonisten und präsentiert eine junge Generation mit ihren Wünschen und Ängsten.  

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Freitag, 30. Oktober 2015, 16:00 Uhr
Unforgiven: Rwanda – Unversöhnt Regie: Lukas Augustin, Ruanda/D 2013, OV/d, 71’

Im April 2014 jährte sich der Genozid in Ruanda zum 20. Mal. Ruanda scheint ein in Opfer und Täter geteiltes Land zu sein, in dem Mörder und Überlebende unversöhnt Tür an Tür wohnen. «Unversöhnt» begleitet sechs Menschen, Opfer und Täter. Innocent ist ein Tutsi. Sein Gesicht ist mit Narben von Machetenschlägen durchkreuzt. Er wurde von mehreren Männern entstellt.
„Selbst wenn du sagst: ‚Ich vergebe dir’“, sagt Innocent heute, „ist es doch fast unmöglich, wirklich Vergebung zu spüren.“ Dennoch spaziert er jetzt mit Wellars, einem seiner Peiniger, durch sein Dorf. Die beiden teilen sich eine Milchkuh, sie üben Vergebung aus gemeinsamer Verantwortung.
Nur zu Beginn des Filmes werden Szenen des Schlachtens und Brandschatzens von damals auf die Körper der Überlebenden projiziert. Die Bilder wirken wie Narben, die für immer bleiben. Dann verzichtet «Unversöhnt» fast komplett auf historische Aufnahmen. Was entsteht, ist eine Dokumentation, die nicht erklärt oder belehrt, was damals im April 1994 in Ruanda geschah – sondern die dem Zuschauer einen Einblick in das Geflecht aus Schuld und Sühne im heutigen Ruanda verschafft.

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Freitag, 30. Oktober 2015, 19:15 Uhr
Theeb Regie: Naji Abu Nowar, Jordanien/arabische Emirate/UK/Katar 2014, OV/d, 100’

Theeb (Wolf) ist ein aufgeweckter Beduinenjungen, der seinem älteren Bruder folgt, als dieser im Jahr 1916 mit einem britischen Offizier auf eine heikle Begleiter-Mission durch die Wüste geht.
Naji Abu Nowar lädt uns ein, einzutauchen in die ferne Zeit, sie aus einer anderen Perspektive heraus zu betrachten und Theeb auf einer Reise zum Erwachsenwerden zu begleiten. Das ist eine Art Western, der im Osten entstanden ist, gleichenorts wie der legendäre «Lawrence Of Arabia» von David Lean. Eine allein schon in ihrer Machart erstaunliche Geschichte aus dem immensen Wadi Rum in der jordanischen Wüste erzählt uns Naji Abu Nowar in seinem ersten Spielfilm. Eine echte Entdeckung.
2014 erinnerte man überall an den Ausbruch des Ersten Weltkriegs 100 Jahren zuvor. In unseren Breitengraden lag der Fokus im Erinnern in der Regel auf Europa. Afrika, Ostasien und der Nahe Osten aber waren genauso betroffen, und wenn man die Gegenwart heute betrachtet, erkennt man, dass vieles von dem, was die Welt beschäftigt, damals angelegt worden war.  

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Freitag, 30. Oktober 2015, 21:15 Uhr
Still the Water Regie: Naomi Kawase, D 2013, OV/d, 121’

Auf der japanischen Insel Amami-Oshima entdeckt der 16-jährige Kaito eines Tages die Leiche eines Mannes. Die Polizei ist ratlos, und so versucht Kaito zusammen mit seiner Schulkameradin Kyoko, das Rätsel um den Mann mit dem grossen Drachentattoo auf dem Rücken zu lösen. Dabei haben die beiden schon genug Sorgen. Kaitos alleinerziehende Mutter ist selten zuhause und scheint mit reihenweise Männern zu schlafen. Kyokos Mutter ist derweil erkrankt und wird wohl nicht mehr gesund werden. Während dieser schwierigen Zeit werden Kaito und Kyoko ein Liebespaar.
Die Filme von Kawase sind mysteriös und rätselhaft. So faszinieren und irritieren auch hier Verrätselungen wie ein Leichenfund zu Beginn im Meer, der sukzessive an Bedeutung verliert. Nach einem Prolog mit gewaltsamen Szenen – ein Taifun fegt über die Insel, eine Ziege wird blutig geschlachtet – kreist die Handlung um das Teenager-Paar, um die zärtliche Annäherung und die emotionalen Widersprüchlichkeiten, um den schmerzhaften Prozess an der Schwelle zum Erwachsensein. Kawase erschafft Bilder von flirrender Schönheit und – wie beim Taifun – von monumentaler Wucht.  

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Freitag, 30. Oktober 2015, 23:20 Uhr
Star Regie: Anna Melikian, Russland 2014, Russisch/d/f, 128’

Mascha ist eine aufgestellte junge Frau, die bereit ist alles zu opfern, um gängigen Schönheitsidealen zu entsprechen und Filmstar zu werden. Sie ist nicht besonders begabt, dafür sehr optimistisch. Sie meint aber, ihr Körper würde nicht in allen Belangen dem entsprechen, was die Medien und die Werbung ihr und Tausenden von anderen aufgestellten jungen Frauen in der ganzen Welt als Ideal vorführen. Also macht sich Mascha eine Liste mit jenen Dingen, die sie an sich ändern möchte. Ohren anpassen, Beine begradigen, Busen auspolstern, Lippen aufpumpen. Zum Teil geht das ohne grossen Aufwand, zum Teil ist es mit Kosten verbunden, die Mascha sich nicht leisten kann. Woher nur das Geld nehmen, ohne zu stehlen?
Anna Melikian erzählt mit einem leisen Schalk vom Schönheitswahn unserer Gegenwart, und sie tut dies in städtischen Dekors, die von der Zerrissenheit der Gesellschaft künden. Das ist ein weiteres starkes Kino-Stück aus Russland: es trifft mit seinem Thema die ganze Welt.  

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Samstag, 31. Oktober 2015, 09:30 Uhr
Cowspiracy: The Sustainability Secret Regie: Kip Anderson, Keagan Kuhn,USA 2014, Englisch/d, 91’

Produzent Kip Andersen widmet sich in seinem neuen Dokumentarfilm der Frage, warum Umweltschutzverbände den grössten Klimakiller verschweigen.
Nutztierhaltung ist die führende Ursache von Waldrodung, Wasserverbrauch und -verschmutzung, Artensterben, Bodenerosion, Todeszonen in Ozeanen und nahezu jedes andere Umweltproblem und ist dazu für mehr Klimagase verantwortlich als der gesamte Transportsektor. Trotzdem kann diese Industrie unbehelligt weiterarbeiten.
Wenn Anderson Kaderpersonen in Umweltorganisation in Interview darauf anspricht, entdeckt er mehr und mehr eine innere Verweigerung über die Nutztierhaltung zu diskutieren. Gleichzeitig beginnen ihn Wistleblower zu warnen, dass er Freiheit und Leben aufs Spiel setzt… Anderson wagt es aber weiterzudrehen.
Diese schockierende und gleichzeitig humorvolle Doku zeigt nicht nur den zerstörerischen Einfluss der Massentierhaltung auf unsere Erde, sondern auch Wege in eine globale Nachhaltigkeit trotz wachsender Bevölkerung.  

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Samstag, 31. Oktober 2015, 11:15 Uhr
Reel Injun Regie: Diamond Neil, Canada 2009, OV/e/d/f, 85’

Jungs lieben es, Cowboy und Indianer zu spielen. Doch die meisten sind lieber Cowboys, denn am Ende verlieren fast immer die Indianer. Neil, der junge Cree, nimmt diese Gesetzmässigkeit als Ausgangspunkt zu einer faszinierenden Reise durchs Unbewusste der Kinogänger. Was zeigt sich dabei? Das mächtige Hollywood hat eine ganz erstaunliche Wahrnehmung der Indianer.
Dieser unterhaltsame und bewegende Dokumentarfilm macht sich die Form des Roadmovies zu eigen und zeigt die Darstellung der Indianer auf der grossen Kinoleinwand im Verlauf der Jahrzehnte – vom ersten Tonfilm-Western bis zu jüngsten Superproduktionen des Typs Dances with Wolves (Kevin Costner, 1990). Unter den Beteiligten finden sich so grosse Künstler wie Zacharias Kunuk, Jim Jarmusch oder Clint Eastwood.  

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Samstag, 31. Oktober 2015, 13:00 Uhr
Nabat Regie: Elchin Musaoglu, Aserbaidschan 2014, OV/d/f, 105’

Der Dokumentarist Elchin Musaoglu zeigt sich bei seinem zweiten Spielfilm als Meister der hintergründigen Inszenierung. Ausgehend von einer wahren Geschichte, erzählt er von der alten Bäuerin Nabat und ihrem kranken Mann, die auf ihrem Hof ausharren, während das nahe Dorf wegen wachsender Kriegsgefahr zur Geisterstadt wird. Musaoglu destilliert aus dieser schmalen Handlung eine berückende Parabel, die unmerklich vom Realistischen ins Traumhafte übergeht.
Nabat spielt in Berg-Karabach, der seit langem umkämpften Grenzregion zwischen Aserbaidschan und Armenien, in der es 1992 – 1994 zum offenen Krieg kam. Der Film beginnt wie eine soziale Chronik, minimalistisch verarbeitet. Allein das ist schon eindrücklich. Dann kommt unvermutet der Tod von Nabats Mann, der in eine fantastische Atmosphäre getaucht ist. Die folgende Beerdigung des Verstorbenen, überwältigend gefilmt, ist ein heroischer Kraftakt, der einem an die Nieren geht. Von da an weicht die soziale Chronik zunehmend einer ganz anderen, allegorischen Dimension.  

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Samstag, 31. Oktober 2015, 15:00 Uhr
Direct Democracy: Changes and Challenges Regie: S. Byamba, Mongolei/CH 2014, OV/d, 41’

Wie kann die junge mongolische demokratische Republik die Hoffnungen ihrer Bevölkerung auf ein besseres Leben und eine ehrliche Regierung erfüllen? Wie erleben Mongolinnen und Mongolen nach siebzig Jahren Sozialismus ihre neue Verantwortung? Wie kann das Volk mitreden über die Verwendung der riesigen Einkünfte, die dem Land in den letzten zehn Jahren vor allem aus dem Boom der Bergbauindustrie erwachsen sind? «Direct Democracy: Changes and Challenges» fokussiert auf den Prozess der Dezentralisierung und die Einführung der Partizipation von Bürgerinnen und Bürger bei der Entscheidfindung. Unter der Führung von Präsident Ts. Elbegdorj, der die Schweiz einlud, die Dezentralisierung und Einführung der direkten Demokratie in der Mongolei zu unterstützen, hat die Regierung bedeutende Fortschritte bei der Einführung der direkten Demokratie gemacht und damit die Partizipation ihrer Bürgerinnen und Bürger an Entscheidprozessen verstärkt  

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Samstag, 31. Oktober 2015, 16:00 Uhr
Ixcanul Volcano Rehie: Jayro Bustamante, Guatemala 2015, OV/d/f, 91’

María, eine 17-jährige Kaqchikel-Maya-Frau, lebt mit ihren Eltern auf einer Kaffeeplantage am Fusse eines aktiven Vulkans. Sie soll mit dem Vorarbeiter der Farm verheiratet werden. Doch das Mädchen sehnt sich danach, die Welt jenseits des Berges kennenzulernen, von der sie keine Vorstellung hat. Deshalb verführt sie einen Kaffeepflücker, der in die USA fliehen möchte. Als dieser sie alleine zurücklässt, entdeckt María ihre eigene Welt und Kultur noch einmal neu. Regisseur Jayro Bustamante wuchs in Guatemala in der Region der Kaqchikel Mayas auf und kehrte für seinen Film dorthin zurück. Er veranstaltete Workshops, liess sich Geschichten aus ihrem Leben erzählen und schaute sich die heutigen Lebensbedingungen der Maya aus nächster Nähe an. Dabei lernte er den besonderen Umgang der Frauen mit den Ritualen ihrer Mütter und Grossmütter kennen. Die Handlung nimmt den Rhythmus eines Lebens auf, das vom Glauben und den Traditionen der Vorfahren bestimmt ist. Fern der globalisierten Welt erwartet die Zuschauer ein unbekannter Alltag. «Ixcanul Volcano» ist kein Film über indigene Kultur, sondern wurde aus ihr heraus entwickelt.

Filmgespräch mit Jayro Bustamante
Moderation

base
Samstag, 31. Oktober 2015, 18:30 Uhr
A Girl at My Door Regie: July Jung, Südkorea 2014, Koreanisch/d; 119’

Young-nam lag eine vielversprechende Karriere bei der städtischen Polizei vor den Füssen, bis sie einen verhängnisvollen Fehler beging und nun ist sie in ein kleines Fischerdorf zwangsversetzt worden. Über die Gepflogenheiten im Ort ist sie entsetzt: Der Chef der lokalen Reederei verdrischt seine minderjährige Tochter Sun Do-Hee regelmässig, und von ihren Mitschülern wird Sun Do-Hee gemobbt. Young-Nam setzt sich für das Mädchen ein und entwickelt für es zunehmend mütterliche Gefühle. In ihrem Debüt schneidet July Jung gleich zwei heikle Themen an: Wenn auch versteckt, ist häusliche Gewalt an Kindern in Südkorea an der Tagesordnung, und ähnlich verhält es sich mit der Diskriminierung von homosexuellem Polizeipersonal. Die Geschichte hat lokalen Kolorit, ist aber von globaler Tragweite und lief 2014 am Festival de Cannes in der Sektion Un Certain Regard.  

base
Samstag, 31. Oktober 2015, 20:45 Uhr
Caricaturistes, fantassins de la démocratie Regie: Stéphanie Valloatto, F 2014, div. Sprachen/d, 106’, doc

Zwölf grossartige, verrückte, lustige und tragische Menschen aus zwölf Ländern der Welt: Sie sind Karikaturisten und verteidigen die Demokratie mit ihrer einzigen Waffe, dem Bleistift. Sie riskieren ihr Leben fürs Lachen. Sie sind Franzosen, Tunesier, Russen, Mexikaner, US-Amerikaner, Chinesen, Algerier, Ivorer, Venezolaner, aus Burkina Faso oder Israel. So viele Lektionen in Menschlichkeit und Intelligenz.
Der erste Kinofilm von Stéphanie Valloatto lief 2014 in einer Spezialvorführung am Festival de Cannes und bekam mit dem Massaker im Charlie Hebdo in Paris am 7. Januar 2015 leider eine dramatische Dimension. Hier wird deutlich, wie wichtig und notwendig die Meinungsfreiheit ist. Ein Film wird zur Hommage und ruft zu Mut auf.   

base
Samstag, 31. Oktober 2015, 22:45 Uhr
El ultimo tango Regie: German Kral, Argentinin 2015, Spanisch/d/f, 85’

«El ultimo tango» ist eine emotional berührende und visuell beeindruckende Liebeserklärung an den Tango, die Leidenschaft und das Leben. Vor allem aber ist es die Liebesgeschichte der beiden berühmtesten Tangotänzer der Geschichte: María Nieves (78) und Juan Carlos Copes. Nahezu ein halbes Jahrhundert haben sie miteinander getanzt, sich geliebt, gehasst, getrennt und wieder vereint. Kein anderer Mann tanzte wie Juan, keine andere Frau wie María. Bis er sie eines Tages für eine 25 Jahre jüngere Frau für immer verlässt… Erst heute, fast am Ende ihres Lebens, sind María und Juan bereit ihre Geschichte zu erzählen: von ihrer Liebe, ihrem Hass und ihrer Leidenschaft.  

base
Sonntag, 1. November 2015, 09:30 Uhr
Lamb Regie: Yared Zeleke, Äthiopien 2015, OV/d/f, 94’

Der neunjährige Ephraim hat seine Mutter verloren und wird vom Vater zu Verwandten auf einen entlegenen Hof gebracht. Sein bester Freund Chuni ist ein Lamm, mit dem er herumzieht. Von Heimweh geplagt, versucht der Junge, für sich und sein Schaf eine Fahrkarte zu ersparen. Dabei hilft ihm die rebellische Tsion, die auch weg möchte von hier.
Die anrührende Geschichte erzählt vom Weg eines Jungen und eines Lamms in ihre Freiheit. Das Lamm Chuni ist für Ephraim so etwas wie ein Teddybär, einfach lebendiger. Die beiden leben in der vulkanischen Natur Äthiopiens, in einer grünen und traumhaft schönen Berglandschaft. Atemberaubend ist die Aussicht, die der Junge von der Spitze jenes Berges geniesst, der in einer verbotenen Zone liegt und ihn allein schon deshalb anzieht. Der Vater ist abwesend, dem Onkel gefällt es nicht, dass Ephraim lieber kocht, als Ochsen durch den Acker peitscht. Kochen sei Mädchensache, bekommt er zu hören.
Der äthiopische Filmemacher Yared Zeleke hat seinen Erstling in starken Aufnahmen gestaltet, die die Verlorenheit genauso zeigen wie die Geborgenheit; sie sind einander nah. Filmgespräch mit Yared Zeleke
Moderation Helena Nyberg  

base
Sonntag, 1. November 2015, 12:15 Uhr
Grozny Blues Regie: Nicola Bellucci, Tschetschenien/CH 2015, OV/d/f, 104’

«Grozny Blues» von Nicolas Bellucci («Nel giardino dei suoni») schildert
den Alltag einzelner Frauen in Grosny, der kriegsversehrten Hauptstadt Tschetscheniens. Die anhaltende Repression, eine beschleunigte Islamisierung, einengende Traditionen, Perspektivenlosigkeit und die fehlende Aufarbeitung der jüngsten Vergangenheit prägen das tägliche Leben. Vier Freundinnen, die unter schwierigen Bedingungen für die Menschenrechte kämpfen, sowie eine
Gruppe von jungen Musikern erzählen von Ängsten und Träumen, von den Folgen zweier Kriege, von Liebesgeschichten, Zwangsheiraten und den Auswirkungen der religiösen und staatlichen Knebelung. Der Film zeigt auf eindringliche
Weise, was es bedeutet, in einer gespaltenen Gesellschaft zu leben, die in einem Niemandsland zwischen Krieg und Frieden, Repression und Freiheit, Moderne und archaischen Sitten feststeckt.  

base
Sonntag, 1. November 2015, 14:15 Uhr
Corn Island Regie: George Ovashvili, Kasachstan, Georgien u.a. 2014, OV/d/f, 100’

Jeden Frühling ist im georgischen Enguri-Fluss zu beobachten, wie die Strömung grosse Mengen an fruchtbarem Boden aus dem Kaukasus-Gebirge in die an dessen Fusse liegenden Ebenen befördert. Dort bilden sie mitunter kleine, bepflanzbare Inseln. Der alte Bauer Abga will sich eine solche zu Nutze machen und das Fleckchen Land mit Mais bepflanzen. Zu diesem Zweck baut er sich auf einer der neu entstandenen Inseln eine Hütte, in die er gemeinsam mit seiner Enkelin Asida zieht – fortan stets mit der Gefahr lebend, dass der Boden unter ihren Füssen jederzeit weggespült werden könnte. Eines Tages findet Asida in den spriessenden Maisfeldern einen Soldaten, der im tobenden Konflikt zwischen Georgien und der Region Abchasien schwer verwundet wurde. Sie beschliesst, ihn zu verstecken. Doch seine Verfolger lassen nicht lange auf sich warten.  

base
Sonntag, 1. November 2015, 16:10 Uhr
Als die Sonne vom Himmel fiel Regie: Aya Domenig, CH  2015, Japanisch/D/d/f, 78’, doc

Im Dokumentarfilm «Als die Sonne vom Himmel fiel» erinnert die japanisch-schweizerische Regisseurin Aya Domenig anhand ihrer Familiengeschichte an den Atombomben-Abwurf auf Hiroshima. Entstanden ist ein berührendes Zeitdokument über das kollektive Verdrängen.
Auf den Spuren ihres verstorbenen Grossvaters, der nach dem Abwurf der Atombombe als junger Arzt im Rotkreuzspital von Hiroshima gearbeitet hat, begegnet die Regisseurin einem ehemaligen Arzt und einer Krankenschwester, die Ähnliches erlebt haben wie er. Zeit seines Lebens hat ihr Grossvater nie über seine Erfahrungen gesprochen, doch durch die grosse Offenheit ihrer Protagonisten kommt sie ihm näher. Als sich am 11. März 2011 in Fukushima eine neue Atomkatastrophe ereignet, nimmt ihre Suche eine neue Wendung.
Aya Domenig ist die Gratwanderung zwischen der persönlichen Nacherzählung der Familiengeschichte und der historischen Aufarbeitung geglückt. "Als die Sonne vom Himmel fiel" ist ein universelles Lehrstück über ein Stück Zeitgeschichte, das bis heute nichts von seiner Aktualität eingebüsst hat. Filmgespräch mit Aya Domenig
Moderation Thomas Krempke  

base
Sonntag, 1. November 2015, 18:30 Uhr
Capitaine Thomas Sankara Regie: Christophe Cupelin, Burkina Faso/CH 2014, OV/d, 90’

1983 wird der 33-jährige Thomas Sankara nach einem Staatsstreich Präsident Obervoltas. Mit Burkina Faso verpasst der sozialistische Revolutionär dem Land nicht nur einen neuen Namen, sondern versucht mit einer Mischung aus jugendlichem Elan und visionärem Weitblick die burkinische Gesellschaft zu reformieren: Gleichstellung von Mann und Frau, Ausrottung des Analphabetismus und Bekämpfung der Korruption sind seine wichtigsten Anliegen. Mit seiner Forderung an den Westen um Schuldenerlass, will er sein Land und den ganzen afrikanischen Kontinent stärken. Sein Traum von einer fortschrittlicheren und gerechteren Welt findet jedoch schon 1987 ein jähes Ende: Er fällt einem Staatsstreich zum Opfer. Sein Tod am 15. Oktober 1987 ist bis heute nicht vollständig aufgeklärt.
Mit Archivaufnahmen entwirft Christophe Cupelin ein packendes und humorvolles Porträt eines charismatischen Staatschefs, der mit seinen unkonventionellen Ideen die Politiker des Westens herausforderte und zu den wichtigsten Staatsmännern Afrikas des 20. Jahrhunderts gezählt wird.  

base
Sonntag, 1. November 2015, 20:15 Uhr
Mr. Kaplan Regie: Álvaro Brechner, Uruguay/UK/D 2014, Spanisch/d/f, 95’

Jacobo ist ein Mann, wie es sie viele gibt. Hoffnungsfroh als Junge ins Leben geschickt und unversehens ins Alter gekommen. Besonders an seiner Biografie ist, dass er als Kind jüdischer Eltern aus Nazideutschland fliehen musste, um überhaupt eine Lebenschance zu haben. So ist er als Señor Kaplan in Montevideo gestrandet, am südlichen Zipfel des lateinamerikanischen Kontinents, hat hier gearbeitet, Familie gegründet und ist alt geworden. Álvaro Brechner erzählt uns auf amüsante Weise von diesem netten, leicht griesgrämigen Herrn, der sich an einem Fest als Nichtschwimmer auf dem Sprungbrett eines Pools wiederfindet und den anderen etwas beweisen möchte, was er vielleicht besser lassen würde. Von Enkelin Lotti erfährt er von einem Deutschen, den die Jungen Nazi nennen, und nun hat Jacobo Kaplan seine Mission: Er will den vermeintlichen Kriegsverbrecher entführen und einem Gericht zuführen. Assistiert wird er dabei von Wilson, einem entlassenen Polizisten, der selber so etwas wie ein Ziel in seinem Leben verloren hat. Álvaro Brechner liess sich vom Exil seines Grossvaters im Jahr 1939 inspirieren, als er einen komischen und zärtlichen Don Quichotte erfand. Ein bunter, tiefgründiger Film mit beissendem Humor.