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Dienstag, 1. November 2011, 17:30 Uhr
Vol spécial Regie: Fernand Melgar, CH 2011, F/d, 103’

In der Schweiz leben mehr als 200’000 Menschen in ständiger Angst: Ohne ein Verbrechen begangen zu haben, riskieren sie per Sonderflug abgeschoben zu werden. Die Behörden des Staates, in dem sie sich ein neues Leben aufgebaut und eine Familie gegründet haben, können sie von heute auf morgen des Landes verweisen. Warum? Weil sie keine Papiere haben. Jedes Jahr werden Tausende von Männern und Frauen in eines der 33 Schweizer Ausschaffungsgefängnisse gebracht und bis zu zwei Jahre inhaftiert.
Fernand Melgar («La forteresse») hat sich in die Haftanstalt Frambois in Genf begeben. Er gibt sowohl den ausschliesslich männlichen Insassen wie auch den Angestellten Raum, er ist ein objektiver Beobachter und stets respektvoll gegenüber den Protagonisten. Er verzichtet auf eine explizite Stellungnahme und lässt die Bilder für sich sprechen: ein Angestellter, der über Dutzende von Monitoren die Räume überwacht, die Leibesvisitation, der sich die Männer vor ihrer Ausschaffung unterziehen müssen, oder die kurzen und emotionalen Besuche von Familienangehörigen. In solch starken Bildern wird immer wieder gezeigt, wie diese Menschen unter menschenunwürdigen Umständen leben müssen. Im Anschluss an die Aufführung gibt es ein Filmgespräch mit Kitima Pitchou, einem der Protagonisten. Moderation: Daniel von Aarburg.
 

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Dienstag, 1. November 2011, 20:00 Uhr
The Rasheda Trust Regie: Jürg Neuenschwander, Bangladesh/CH 1993-2006, OV/d/f/e, 52’

Rasheda Begum ist heute eine weit über die Region Modukhali (Bangladesh) hinaus bekannte und respektierte Chefin einer grossen Baumschule. Dank unermüdlicher Arbeit und einem guten Sinn für das Geschäft hat sie es zu Wohlstand gebracht. Noch bis in die Achtzigerjahre lebte Rashedas Familie in extremer Armut. Das einzige Bargeld kam von Rashedas Ehemann Ali, der sich für ein Trinkgeld als Tagelöhner verdingen musste. Als Regierungsbeamte ins Dorf kamen und Mikrokredite in Aussicht stellten, packte Rasheda ihre Chance. Mit dem ersten Mikrokredit kaufte sie 20m2 Land und startete eine Baumschule. Bis heute konnten weder Rückschläge durch Überschwemmungen und Trockenheit noch harte Geschäfts- bedingungen von kommerziellen Banken oder Wucherzinse von Geldverleihern Raschedas Aufstieg zunichte machen. «The Rasheda Trust» zeigt den Alltag einer Frau, die aus dem Nichts kam und sich als Unternehmerin durchgesetzt hat, in einer von Männern dominierten Welt. Die DEZA führt in verschiedenen Ländern Mikrokreditprojekte durch und hat deshalb diesen beispielhaften Film finanziell unterstützt.
Einführung und Filmgespräch mit  Hansruedi Pfeiffer. Moderation: Flurina Badel  

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Dienstag, 1. November 2011, 22:00 Uhr
Letters From the Desert Regie: Michela Occhipinti, I 2010, OV/e, 88’

Laut ist es in der Grossstadt, mit der dieser Film beginnt. Ruhig und beschaulich hingegen ist die Wüste Thar in Nordindien, in der die Geschichte des Briefträgers Hari spielt. Bis in die entferntesten Dörfer trägt er die Post. Wenn er aufs Fahrrad verzichten muss, weil die Wanderdünen die Strasse verweht haben, packt er die Briefe in einen grossen Kartoffelsack und schleppt sie zu Fuss weiter. Nicht selten muss er die Briefe vorlesen, weil die Empfänger nicht lesen können. Meist bringt er Botschaften von Familienangehörigen aus der Stadt. "Bald werde ich Geld schicken können", schreibt der eine Sohn. Ein Vater kündigt seinen Besuch an. "Schön", freut sich eine Frau, "dann werden wir bald wieder ein Kind haben." Und manchmal spielt Hari auch Schicksal. Ganz traurige Post, etwa Todesanzeigen, stellt er gar nicht erst zu. Als guter Geist der Wüstenbewohner ist Hari jedenfalls ein wichtiger Teil der Gesellschaft.
Doch dann werden seltsame Türme errichtet und die beschaulichen Zeiten gehen zu Ende. Die Zukunft wird den Handys gehören. Auch Hari benutzt das mobile Telefon einmal, um die Stimme seines geliebten Sohnes zu hören. Doch das Gespräch ist kurz. Am anderen Ende ist die Hektik der Grossstadt zu hören. top  

Mittwoch, 2. November 2011, 13:45 Uhr
L’autre coté du monde Regie: David Bernet, Frédéric Gomseth. Thomas Gull, Daniel Maurer, Severin Rüegg, Marc-Antoine Schüpfer, Domonik Schnetzer,Theo Stich, Marcella Völgyi

Die Clips sind durch eine interaktive Struktur miteinander verknüpft. Das Publikum entscheidet in einer demokratischen Wahl mittels Fernbedienung, welche Geschichte als nächste gezeigt wird. Wenn das Publikum ein Objekt gewählt hat, wird zuerst eine Geschichte gezeigt, die das Thema umreisst oder beispielhaft darstellt. Dann werden weitere Geschichten zur Auswahl angeboten. Im Verlauf des Films wird das Thema vertieft. Im letzten Clip wird Bilanz gezogen und das Thema abgeschlossen. Das Publikum hat im Verlauf des Films auch die Möglichkeit, zu einem anderen Thema zu wechseln, oder zur ursprünglichen Auswahl zurückkehren, um ein neues Thema zu entdecken.   top

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Mittwoch, 2. November 2011, 15:45 Uhr
Soul Boy Regie: Hawa Essuman, Kenia 2010, deutsch, 61’ ab 7

Dieses Jahr präsentiert euch die Zauberlaterne den Weltfilmtagen «Soul Boy».
«Soul Boy» ist das Spielfilmdebüt der kenianisch-ghanaischen Regisseurin Hawa Essuman, das Drehbuch stammt von dem kenianischen Autor Billy Kahora.
«Soul Boy» ist ein lebensfroher Film aus einer Welt, die gleichzeitig von Glaube, Aufgeklärtheit und Magie durchtränkt ist. Mit seinen ruhigen Totalen und den schnellen Kamerafahrten und dem Verweilen auf ernsten Gesichtern trägt der Film eine eigene Handschrift.
Abila lebt mit seinen Eltern in Kibera, einem riesigen Slum in Nairobi. Eines Morgens findet er seinen Vater zusammengekauert und wie von Sinnen vor. Der Vater stammelt, eine Frau habe ihm seine Seele gestohlen. Abila will seinen Vater retten. Unterstützt von seiner Freundin Shiku macht er sich auf den Weg zur Nyawawa, einer mysteriösen Geisterfrau, die seinem Vater die Seele gestohlen haben soll. Sie stellt Abila sieben Aufgaben, die er bis zum nächsten Morgen bewältigen muss, um seinen Vater zu retten. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt.
Wie immer bei der Zauberlaterne wird vor der Vorführung ein kleiner unterhaltsames Theaterstück mit Bezug zum Film gespielt. – Eine Entdeckung für die ganze Familie.

Mittwoch, 2. November 2011, 17:30 Uhr
17. Filmtage Nord/Süd

Bereits zum fünften Mal präsentiert die Filmstelle der Stiftung Bildung und Entwicklung ein Programm aus Kurz- und Dokumentarfilmen, die aktuelle Themen aufgreifen und speziell für Unterricht und Bildungsarbeit geeignet sind. In diesem Jahr geht es u.a. um den Zusammenhang zwischen Fischkonsum und Migration, um das weltweite Geschäft mit Pouletfleisch, um Kinderarbeit in Indien, um Armutsbekämpfung in Mosambik und um die Rolle der des Fernsehens im Iran.

Programm
17.30 Begrüssung

Eine Veranstaltung von: www.filmeeinewelt.ch , www.globaleducation.ch , www.kinothusis.ch
Ausführliches Programm: im Kino aufliegend oder unter www.filmeeinewelt.ch

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Mittwoch, 2. November 2011, 17:40 Uhr
Alptraum im Fischerboot Regie: Klaus Martens und Michael Grytz, D 2007, 60’, ab 14

Was hat unser Fischkonsum mit Afrikas Bootsflüchtlingen zu tun? Dieser Dokumentarfilm stellt einen Zusammenhang her zwischen der Überfischung vor Westafrikas Küste und der zunehmenden Zahl von Flüchtlingen, die mit ihren Pirogen die gefährliche und oft tödliche Überfahrt in den reichen Westen wagen.

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Mittwoch, 2. November 2011, 18:45 Uhr
Quamers Alltag Regie: Preeya Nair, Indien 2006, 23’, ab 10

Die 9-jährige Quamer lebt mit ihrer Mutter und den jüngeren Geschwistern in der indischen Millionenstadt Hyderabad. Zeit zum Spielen hat sie nicht, und auch die Schule kann sie nicht besuchen. Sie muss zum Lebensunterhalt der Familie beitragen, indem sie Armreifen aus Glas mit Glitzersteinchen verziert.

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Mittwoch, 2. November 2011, 19:10 Uhr
Chicken Curry für den Weltmarkt Regie: José Bourgarel und Hubert Dubois, F 2005, 48’, ab 14

Der weltweite Verzehr von Pouletfleisch ist enorm. An drei Schauplätzen in Asien, Afrika und Europa beleuchtet der Film verschiedene Aspekte des globalisierten Geflügelgeschäfts: In Thailand bedrohen gigantische Fast-Food-Konzerne die kleinen Familienbetriebe, in Kamerun wehren sich Konsumentenschützer gegen Billigimporte aus Europa. Dokumentarfilm

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Mittwoch, 2. November 2011, 20:15 Uhr
Beyond a Dollar a Day Regie: Mark Galloway, David Syz, CH 2009, 17’, ab 14

Ein engagierter Unternehmer aus Mosambik investiert seine Ersparnisse in den Aufbau einer Fabrik für die Verarbeitung von Cashew-Nüssen. Damit schafft er ebenso viele Arbeitsplätze wie die Entwicklungsbanken mit ihren Milliardenkrediten. Dokumentarfilm

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Mittwoch, 2. November 2011, 20:35 Uhr
Head Wind (Baad-e-daboor) Regie: Mohammad Rasoulof, Iran 2008, 43’, ab 14

Satellitenfernsehen ist im Iran verboten, gleichzeitig aber eine der beliebtesten Freizeitbeschäftigungen. Mittels der verbotenen Satellitenschüsseln verschaffen sich Iranerinnen und Iraner Zugang zu Informationen und Unterhaltung ausserhalb des von der strengen Zensurbehörde bewilligten Rahmens. Dokumentarfilm

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Mittwoch, 2. November 2011, 21:20 Uhr
También la lluvia Regie: Iciar Bollain, Mex/E/F 2010, OV/d/f, 104’

Sebastián und Costa befinden sich als Regisseur und Produzent in Bolivien. Das zentrale Thema ihres geplanten Films ist die Ausbeutung und Ermordung der Ureinwohner durch Kolumbus auf seiner Suche nach Gold. Doch die Filmer geraten zunehmend in Schwierigkeiten. Ein multinationaler Konzern will das Wasser der bolivianischen Bevölkerung privatisieren und löst dadurch eine Revolte aus. Sprachrohr des Aufstands ist der Indio Daniel, der auch eine Rolle im Film übernehmen soll. Sowohl Sebastián wie auch Costa geraten dadurch immer mehr in ein moralisches Dilemma und realisieren, dass zwischen den Conquistadores von einst und ihren eigenen Absichten kein wirklich grosser Unterschied besteht.
Paul Laverty, der zahlreiche Drehbücher für Ken Loach verfasst hat, hat mit «Tambien la lluvia» ein eindringliches, doppelbödiges Drama geschrieben. Gekonnt verknüpft er mehrere Erzählstränge, welche seine Lebensgefährtin Icíar Bollaín inszeniert. «Tambien la lluvia», ein ambitionierter, kluger, lyrischer wie wuchtiger Film, ist mit Luis Tosar und Gael García Bernal hochkarätig besetzt. Publikumspreis an der Berlinale 2011  

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Donnerstag, 3. November 2011, 10:00 Uhr
Waste Land Regie: Lucy Walker, Karen Harley, João Jardim, Brasilien/UK 2010, OV/d, 90’

Künstler und Fotograf Vik Muniz, 1961 in Sao Paolo geboren und in bescheidenen Verhältnissen aufgewachsen, zählt heute zu den wichtigsten und vermögendsten brasilianischen Gegenwartskünstlern. Vom Wunsch geleitet, seiner Heimat etwas zurückzugeben, beschliesst er, in eine der heruntergekommensten Gegenden Brasiliens, die Guanabara-Bucht, zu reisen. Dort, wo die berühmte Christus-Statue einem den Rücken kehrt, befindet sich die weltweit grösste Mülldeponie: der Jardim Gramacho. Wer hier ohne Prostitution oder kriminelle Geschäfte überleben will, dem bleibt nichts anderes übrig, als tagtäglich seinen Lebensunterhalt mit dem Durchwühlen von Müll zu sichern. Diesen "Müllpflückern", auch "Catadores" genannt, will Muniz einen Weg aus dem Abfall ebnen. In einem dreijährigen Projekt möchte er zusammen mit den Catadores ein Kehricht-Kunstwerk erschaffen, das die ganze Welt auf den Jardim Gramacho blicken lässt.  

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Donnerstag, 3. November 2011, 13:30 Uhr
Sira – Songs of the Crescent Moon Regie: Sandra Gysi, Achmed Abel Mohsen, CH/Ägypten 2011, OV/e, 77’

Sira, das sind 5 Millionen Verse, die die Geschichten vom Volk des Halbmondes erzählen.
Sayyed es-Dawwy ist mit seinen 80 Jahren der letzte der lebenden Dichter des grössten arabischen Epos, der alle Verse auswendig kennt. Da seit Generationen die Verse nur mündlich weitererzählt werden, will er sie an seinen Enkel Ramadan weitergeben. Doch während Sayyed seinem Enkel die Sira im traditionellen Sinne weitergeben will, hat der mehr Interesse an zeitgenössischen Interpretationen im Einfluss von Pop und Soap-Operas.
Der Film begleitet die beiden auf ihren Konzert-Tourneen durch Ägypten und zeigt die Welt zwischen Tradition und Moderne. Im Ringen der Generationen um die Bedeutung der Sira zeigt sich eine Welt, die zwischen Tradition und Moderne steckt – auf der Suche nach ihren Helden. Gestern wie heute.    

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Donnerstag, 3. November 2011, 15:45 Uhr
Mein Haus stand in Sulukule Regie: Astrid Heubrandtner, Österreich/Türkei 2010, OV/d, 94’

Anhand des Beispiels Sulukule gelingt Astrid Heubrandtner ein überschaubarer Blick auf das globale Phänomen von Umstrukturierungsprozessen urbaner Quartiere. Der Film ist ein einfühlsames Porträt derer, die dabei auf der Strecke bleiben.
Sulukule ist ein fast ausschliesslich von Roma bewohntes Viertel von Istanbul, ein alter, ärmlicher, heruntergekommener Stadtteil. Fast wie eine Grossfamilie leben hier zahlreiche Roma unterschiedlicher Herkunft und Stellung.
Aber eines Tages beschliesst die Stadtverwaltung, das Viertel zu sanieren, was nichts anderes heisst, als mit Gewalt die alten Häuser zu schleifen, um ein neues, nobles Villenviertel zu errichten.
«Mein Haus stand in Sulukule» legt Zeugenschaft ab von einer gewaltsamen Veränderung und Vertreibung und den Versuchen, sich ihr zu widersetzen. Das ist für einen kleinen Film eine sehr schöne, grosse und berührende Leistung.  

Donnerstag, 3. November 2011, 18:15 Uhr
Kahlschlag Regie: Marco Keller, Brasilien/D 2011, OV/d, 82’

«Kahlschlag» erzählt eindrucksvoll von den Auswirkungen einer intensiven und exportorientierten Landwirtschaft auf die einst dichten Wälder im Amazonas und auf die Menschen Brasiliens. Der Film gibt dem Zuschauer Raum, sich das Thema selbst zu erschliessen. Die Protagonisten sprechen von ihrem Schicksal, der Ausbeutung, der Zerstörung ihrer Natur, der Ansiedelung multinationaler Agrargrosskonzerne, aber auch von dem Kampf gegen die Umstände ihres momentanen Daseins. Dabei bleibt der Film nicht negativ, sondern bietet vielfältige Lösungsansätze zu den gezeigten Problemen. Die Brücke, die dabei geschlagen wird, reicht bis nach Europa und kann dem Zuschauer hier neue Lebensstrategien eröffnen. «Kahlschlag» ist damit ein Film, der trotz seiner höchst komplexen Thematik zu berühren versteht und der das Potential für eine gesellschaftliche Diskussion in sich trägt.
Der Film ermöglicht eine Begegnung mit Vertriebenen beim Versuch, in ihren zerstörten Lebensraum zurückzukehren. Apéro und Aufführung dieses Films werden vom Claro Laden Thusis gesponsort.  

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Donnerstag, 3. November 2011, 19:45 Uhr
La source des femmes Regie: Radu Mihaileanu, B/I/F 2011, OV/d/f, 135’

In einem Dörfchen irgendwo zwischen Nordafrika und dem Nahen Osten gibt es weder Strom noch Handynetz. Die einzige Wasserquelle ist ein Brunnen ausserhalb des Ortes, bei dem die Frauen mühsam Wasser holen müssen, während die männlichen Bewohner Karten spielen und sich auf der Terasse sonnen. Auf die Dauer sind die Frauen nicht mehr einverstanden mit der Situation und fordern eine Wasserleitung. Um Druck auszuüben, starten die Frauen einen Sex-Streik. Die Idee dazu hat die zugwanderte Schönheit Leila. Sie ist eine der wenigen Frauen im Dorf, die lesen und schreiben kann. Leila beklagt die vielen Totgeburten, die es im Dorf gibt, weil die Frauen so hart arbeiten müssen. Beim gemeinsamen Bade aller Frauen macht sie den Vorschlag mit dem Liebesentzug. Vorerst bekommt sie nur die Unterstützung der Dorfältesten Vieux Fusil, deren gewalttätiger Zwangsgatte schon lange gestorben ist. Doch nach und nach schliessen sich den beiden mehr Frauen an, und die Männer kommen in Zugzwang. Gar keine Freude an Leilas Aktivitäten hat ihre Schwiegermutter Fatima. Sie war schon immer gegen die Liebesheirat ihres Sohnes und sieht sich nun bestätigt, eine Hexe in die Familie geholt zu haben.  

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Donnerstag, 3. November 2011, 22:10 Uhr
Havanna mi amor Regie: Uli Gaulke, Kuba/D 2000, OV/d, 80’

In einem Land mit totalitärem Regime, wo es nur zwei Fernsehprogramme gibt und das eine ausschliesslich dazu dient, politische Sendungen zu verbreiten, erhält natürlich das andere grösste Aufmerksamkeit. Deshalb sitzen die meisten Bewohner Havannas allabendlich vor ihren Geräten, um die Telenovela zu gucken, welche sich mit dem Leben im heutigen Havanna beschäftigt. Doch immer öfter können die altersschwachen sowjetischen Lizenzgeräte den Wunsch nach Zerstreuung nicht mehr erfüllen. Besondere Bedeutung erhält in Gaulkes Film die Montage. Intelligent verbindet er Spielszenen mit Ausschnitten aus dem Leben von sieben Hauptstädtern. Liebe, Eifersucht, kleine und grosse Intrigen, Kampf um Gerechtigkeit, Suche nach dem grossen Glück; all dieses ist sowohl in der Telenovela wie in der Realität sehr wichtig. Gaulke setzt die klischeeüberladenen, vor Rührseligkeit nur so triefenden und für jedes Problem eine Lösung anbietenden Bilder aus dem Fernsehgerät mit den persönlichen Dramen von Gladys, Silai, Felix, Juana, Marino, Vilma und José in Beziehung. Dadurch entlarvt er das TV-Programm als abgeschmackte Light-Version der spannenden, tatsächlichen Geschichten in Kubas Hauptstadt.  

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Donnerstag, 3. November 2011, 23:40 Uhr
Rio Sonata Regie: Georges Gachot, CH/Brasilien 2010, OV/d, 85’

Nana Caymmi, eine Ikone der brasilianischen Musik, wurde bereits in der Kindheit mit der musikalischen Tradition Brasiliens eng vertraut. Tochter des berühmten Komponisten Dorival Caymmi, Kindheitsfreundin von Nelson Freire, Milton Nascimentos Muse und ehemalige Ehefrau von Gilberto Gil, hat sie das Erbe nicht nur angetreten, sondern führte es schon bald als eigenständige, hoch talentierte Musikerin fort. Von den Brasilianern wird sie heute als eine der grössten Sängerinnen und Leitfiguren der brasilianischen Musikgeschichte der letzten fünfzig Jahre gefeiert. top  

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Freitag, 4. November 2011, 09:30 Uhr
Srebrenica 360° Regie: Renate Metzger-Breitenfellner und Conny Kipfer, CH/Bosnien-Herzegowina 2010, OV/d, 55’

Das ostbosnische Städtchen Srebrenica erlangte 1995 traurige Berühmtheit: Serbische Nationalisten ermordeten während des Bosnienkrieges 8000 muslimische Männer und Knaben. Der Genozid von damals ist 15 Jahre später noch präsent: Den Frauen fehlen die Männer, die Brüder, die Väter, die Söhne.
Im Film kommen Menschen aus Srebrenica zu Wort. Sie erzählen vom harten Leben in Srebrenica, von der Arbeitslosigkeit, von der Hoffnung auf ein friedliches Zusammenleben und von ihrer Sehnsucht nach Gerechtigkeit. Die Schweizer Filmemacherinnen Renate Metzger-Breitenfellner und Conny Kipfer zeigen in ihrem Film «Srebrenica 360°» das ganz normale Leben: Kinder, die Fussball spielen, Arbeiter in einer Fabrik und Schüler in einem Klassenzimmer. Sie zeigen Einschusslöcher in der Schule, in Wohnhäusern und in Ruinen – das ganz normale Leben. Und sie zeichnen mit den Gesichtern und Geschichten der Bewohner Srebrenicas ein Portrait der Stadt, das uns ebenso packt wie verstört.  

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Freitag, 4. November 2011, 10:40 Uhr
Buenos dias, seguimos en guerra Regie: Anita Blumer, CH/Guatemala 2009, OV/d, 55’

Guatemalas Bevölkerung wird von Banden und der organisierten Kriminalität gleichermassen terrorisiert, von der Justiz im Stich gelassen und weiss sich bestenfalls mit Selbstjustiz zu helfen. Anita Blumers Dokumentarfilm schildert und analysiert die Lage auf prägnante Weise und schafft damit ein wichtiges Zeitdokument.
Blumer rollt Guatemalas Situation anhand des Schicksals der achtjährige Michelle auf. Das Mädchen verschwindet in ihrem eigenen Dorf, als sie ihr Heim verlässt, um Geschenkpapier zu kaufen. Sie möchte damit eine Karte für ihren aus Amerika zurückkehrenden Vater einpacken.
Das ganze Dorf sucht das Kind. Tags darauf wird seine Leiche gefunden. Die vermeintlich Schuldigen – entfernte Bekannte – sind schnell gefunden, werden an den nächsten Baum gestellt und angezündet. Denn an die staatliche Justiz, an Recht und ihre Gerechtigkeit glaubt sowieso niemand. Die Auftraggeber aber kommen ungeschoren davon.
Wie schon bei ihrem Erstling, «Jack V. Koby», der den Spuren ihres einst nach Alaska ausgewanderten Grossonkels folgte und an den Solothurner Filmtagen 2008 lief, war Blumer auch diesmal Regisseurin, Cutterin und Produzentin. Im Anschluss an die Aufführung gibt es ein kurzes Filmgespräch mit Anita Blumer, moderiert von Flurina Badel.    

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Freitag, 4. November 2011, 12:15 Uhr
La nostalgia de la luz Regie: Patricio Guzman, Chile 2010, OV/d/f, 94’

Die Atacama-Wüste in Chile ist der trockenste Ort der Erde. Die grössten Teleskope der Welt stehen dort, denn aufgrund der aussergewöhnlich klaren Luft ist sie der ideale Ort für Astronomen, um ins Weltall und somit in die Vergangenheit zu blicken. Auch für Archäologen ist sie ein besonderer Ort, denn aufgrund des hohen Salzgehalts des Bodens werden Leichname für die Ewigkeit konserviert. Hier wurden die ältesten Mumien der Welt gefunden. Die Atacama-Wüste ist aber auch Zeuge der politischen Geschichte des Landes. Unter den Staubschichten des Bodens verbergen sich auch Überreste der Menschen, die während der Diktatur Pinochets verschleppt, gefoltert und getötet wurden. In keinem anderen Film hat Patricio Guzmán ein grösseres Mass an Allgemeingültigkeit erreicht als in «La nostalgia de la luz». Während die Astronomen in den Himmel blicken, suchen viele Frauen nach Überresten ihrer Liebsten, welche der Militärdiktatur in Chile zum Opfer fielen. Die Schergen von Augusto Pinochet vergruben die Leichen in der Wüste, und in einigen Fällen gruben sie sie wieder aus, um sie anderswo zu platzieren, sodass man sie niemals finden konnte. Obwohl es ein Ding der Unmöglichkeit scheint, etwas in dieser riesigen Wüste zu finden, geben die Frauen aber nicht auf.  

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Freitag, 4. November 2011, 14:00 Uhr
Paweogo Regie: Daniel Sanou Kollo, Burkina Faso 1983, 82’

In diesem Film über die sozialen Konflikte der ehemals französischen Kolonie Obervolta erweist sich die Emigration aus einem Dorf mit seinen alten Traditionen und in den grösseren Arbeitsmarkt einer Stadt für einen jungen Bauern nicht als erfolgreich. Die Geschichte des Films verbindet die Unglücksfälle von drei ländlichen Emigranten in die Stadt und kündigt ein ernstzunehmendes Problem in Afrika an, was die Unvereinbarkeit der alten Traditionen mit der modernen Welt als Ursprung hat.
Das Dorf kann seine Bewohner nicht mehr ernähren. Bila will, wie viele andere Bauern auch, nach Côte d‘ Ivoire (heute Burkina Faso) auswandern. Die Nachbarn drängen sie die junge Pogbi zu ihrem zukünftigen Ehemann mitzunehmen, der bereits in Côte d’Ivoire lebt. Der Ehemann wurde schon von deren Eltern auserwählt. Nur liebt die junge Frau einen Mann aus einer anderen Ethnie. Auf ihrem langen Weg widersetzt sie sich der geplanten und erzwungenen Heirat und plant zu fliehen.    

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Freitag, 4. November 2011, 20:15 Uhr
Medianeras Regie: Gustavo Taretto, Argentinien 2011, OV/d/f, 96’

Frisch verliebt im Zeitalter von Internet, Facebook und Twitter. Mariana und Martín sind die beiden Hauptfiguren in Gustavo Tarettos vergnüglichem Spielfilm. Sie leben an derselben Strasse im pulsierenden Buenos Aires. Er ist ein Computerfreak und muss erst wieder lernen, mit dem Tageslicht umzugehen, nachdem er die ganze Zeit vor dem Bildschirm sass und Spiele entwarf. Sie setzt sich zuhause eine Schaufensterpuppe zusammen, um eine Mannsfigur zu haben. Gleichzeitig ist Mariana ein Fan des Bildersuchrätsels «Wo ist Walter?», in dem es darum geht, aus dem Wirrwarr einer Szenerie die eine Figur herauszufinden. Wird Mariana ihren Martín finden? Die Stadt bringt sie zusammen und hält sie voneinander fern. Wir schauen den beiden zu und entdecken dabei auch Buenos Aires, das Taretto in seiner architektonisch reizvollen Komposition mit visuellem Spürsinn festhält.  

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Freitag, 4. November 2011, 22:05 Uhr
Bachir Lazhar Regie: Philippe Falardeau, Kanada 2011, OV/d, 94’

Simon entdeckt sie im Klassenzimmer: seine Lehrerin Martine, an einem Schal erhängt. Diese menschliche Katastrophe versucht die Schulleitung dann mit einer neuen Zimmerfarbe und einer Psychologin aufzuarbeiten. Und mit einer neuen Lehrkraft, dem Algerier Bachir.
Nach einigen vor allem kulturell bedingten Startschwierigkeiten schafft es Bachir immer besser, den Draht zur Klasse zu finden. Dieser fällt es jedoch schwer, die Erinnerung über den Vorfall abzustreifen. Vor allem Simon und Alice (Sophie Nélisse) zeigen sich auffällig: Er reagiert mit Aggressivität, sie versucht den Selbstmord im Unterricht direkt zu adressieren. Bachir gibt sich ein und wird den Kindern eine Stütze – gleichzeitig sind die Kinder für ihn selbst eine Hilfe, denn auch er hat einen schrecklichen Schicksalsschlag zu verarbeiten. Doch über Bachir hängt ein Damoklesschwert: Als politischer Flüchtling ist sein Verfahren immer noch hängig. Wird es abgelehnt, kann Bachir von einem Tag auf den anderen abgeschoben werden.  

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Freitag, 4. November 2011, 23:45 Uhr
Chico & Rita Regie: Fernando Trueba, Javier Mariscal, Tono Errando, E/UK 2010, OV/d, 94’

Kuba im Jahr 1948: Der junge talentierte Pianist Chico zieht mit seinem besten Freund Ramon um die Häuser. Als sie eines Abends in einen Club gehen, fällt Chico die Sängerin Rita auf. Er verliebt sich sofort in sie und versucht, sich an sie ranzumachen. Doch Rita zeigt ihm erstmal die kalte Schulter. Erst als er sie von seinen Künsten am Flügel überzeugen kann, kommen sich die beiden näher. Als jedoch nach einer gemeinsamen Nacht am nächsten Morgen eine Geliebte von Chico vor der Türe steht, läuft Rita davon. Als dann ein Gesangswettbewerb ansteht, will Ramon die beiden unbedingt wieder zusammenbringen, denn musikalisch sind die Sängerin und der Pianist unschlagbar. Gegen Bezahlung willigt Rita ein und gewinnt daraufhin mit Chico zusammen den Wettbewerb. Die Liebe ist dadurch wieder neu entfacht, und jetzt scheint die beiden niemand mehr aufhalten zu können – doch weiterhin steht ihre Beziehung unter keinem guten Stern.  

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Samstag, 5. November 2011, 11:00 Uhr
Life, Above All Regie: Oliver Schmitz, SA/D 2011, OV/d, 106’

Im Mittelpunkt steht die zwölfjährige Chanda, die nach dem Tod ihrer kleinen Schwester in ihrem Dorf gegen böse Gerüchte, Aberglauben und Vorurteile ankämpfen muss. Schrittweise erfährt Chanda immer neue Details zu der tabuisierten "rätselhaften Krankheit", der ihre Schwester zum Opfer fiel und die nun auch das Leben ihrer Mutter und damit den Zusammenhalt der Familie bedroht. Und sie will das fatale (Ver-)Schweigen brechen. «Life, Above All» ist eine universelle Geschichte über Solidarität, Mut und Hoffnung. In eindrücklichen Bildern erzählt der aus der Kap-Republik stammende Regisseur Oliver Schmitz nicht nur von einer bewegenden Mutter-Tochter-Beziehung, sondern spiegelt auch schnörkellos das moderne Südafrika: lebendig, vielschichtig und voller Gegensätze.  

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Samstag, 5. November 2011, 13:15 Uhr
Los colores de la montaña Regie: Carlos César Arbeláez, Kolumbien/Panama 2010, OV/d/f, 88’

Ein kleines Dorf in den kolumbianischen Bergen. Für den 9jährigen Manuel erfüllt sich ein Traum, als sein Vater ihm zum Geburtstag einen Fussball schenkt. Doch schon kurz darauf landet dieser unerreichbar in einem Minenfeld. Manuel lässt nichts unversucht, um mit seinen Freunden Julián und Poca Luz den Ball zurück zu holen.
Konsequent aus der Perspektive der Kinder, in grossartigen Bildern und mit einer schnörkellosen Erzählweise schildert Carlos César Arbeláez den Alltag
kolumbianischer Bauern zwischen den Fronten eines bewaffneten Konflikts. Kitschige Untertöne vermeidet er gekonnt durch seine sachliche und gleichzeitig poetische Art zu filmen und durch seine respektvolle und doch emphatische Haltung. Überzeugend macht Arbeláez in seinem ersten Spielfilm sichtbar, dass Menschen, die sich entschlossen für die Freiheit anderer einsetzen, ihre Träume nicht verraten müssen und sich stattdessen friedlich der Gewalt entgegenstellen können.
Carlos César Arbeláez gewann mit seiner Geschichte über Freundschaft, Publikumspreis und Preis der Ökumenischen Jury am Internationalen Filmfestival Fribourg 2011.  

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Samstag, 5. November 2011, 15:00 Uhr
Le poids du serment Regie: Daniel Sanou Kollo, Burkina Faso 2009, OV/d, 87’

Eigentlich sind Sibiri und Nyama Freunde. Sie gehören einer Bruderschaft von Jägern an und haben sich mit einem Eid Treue und Loyalität geschworen. Als sie jedoch wieder einmal gemeinsam auf der Jagd sind, stösst Sibiri Nyama, in dessen Frau Sarah er heimlich verliebt ist, in einen Brunnen und lässt, zurück im Dorf, eine Todesanzeige veröffentlichen. Der Freund kehrt jedoch Monate später ins Dorf zurück. Er leidet an Amnesie und hat sich einer Sekte angeschlossen. Sibiri, der die ganze Zeit beruhigt in dem Glauben gelebt hat, Nyama wäre tot, rastet völlig aus. Und Nyamas Erinnerung kehrt zurück.
Preis der Jugendjury am Festival du cinéma d’Afrique in Angers, Sieger des internationalen Wettbewerbs am Internationalen Filmfestival von Innsbruck 2011. Im Anschluss an die Aufführung gibt es ein Filmgespräch mit dem Regisseur Daniel Sanou Kollo. Moderation: Chasper Pult  

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Samstag, 5. November 2011, 17:45 Uhr
Silent Souls – Ovsyanki Regie: Aleksei Fedorchenko, Russland 2010, OV/d/f, 77’

«Silent Souls» ist ein Road Trip durch den Westen Zentralrusslands. Gemeinsam mit einem seiner Angestellten bringt ein Firmenchef den Leichnam seiner verstorbenen Frau an den Ort, wo alles begann, um sie nach Riten des Merja-Volkes ins Jenseits zu entlassen. Es soll sich um ein finnisch-ungarisches Volk handeln, dessen Kultur in bestimmten Regionen immer noch lebendig ist.
«Silent Souls» ist ein grossartiger Film aus Osteuropa. Ein Film, der die fast schon vergessenen Qualitäten eines realistischen, teils dokumentarischen Kinos, das zugleich im Stande ist, höchst private Geschichten zu erzählen, auf sich vereint. Es ist ein melancholisches, dahinfliessendes Werk, das die weiten Landschaften und die Trauer über den Tod durchmisst wie nur das Kino Raum, Zeit, Erinnerung und Gegenwart in eines fügen kann. Ein Film, der lange im Gedächtnis nachhallt. In «Silent Souls» ist das Zusammenspiel zwischen Wahrheit und Lüge vielschichtig und subtiler. Wer sind die Merja? Aleksei Fedorchenko lässt an keiner Stelle durchscheinen, ob die Merjas seiner Fantasie entsprungen sind. Versuche, es aus ihm herauszulocken, gab es reichlich. Es könnte sein, dass er selbst daran glaubt und letztendlich deshalb Zweifel in uns weckt.  

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Samstag, 5. November 2011, 19:15 Uhr
Aftershock Regie: Feng Xiaogang, China 2010, OV/d, 128’

Am 28. Juli 1976 bebt in Tangshan im Nordosten Chinas die Erde. Die Stadt hält dem Beben der Stärke 7.4 nicht stand, Hunderttausende sterben in den Trümmern, so auch der Familienvater Da Qing. Seine Frau Yuan Ni überlebt schwer verletzt, ihre kleinen Kinder, die Zwillinge Fang Deng und Fang Da, werden verschüttet. Es gelingt, Fang Da aus dem Geröll zu zerren, doch seine Schwester wird angeblich tot zurückgelassen.
Während Fang Da, der bei dem Unglück einen Arm verlor, mit der traumatisierten Mutter in eine andere Stadt zieht und die Schwester für tot hält, wird Fang Deng von einem freundlichen Rotarmistenpärchen adoptiert und wächst zu einer schönen, wenngleich verschlossenen jungen Frau heran.
Erst im Jahr 2008 kreuzen sich die Wege der beiden – in Wenchuan, wo die Erde wieder bebte. Chinas erste Darsteller- und Handwerkergarde tritt auf in diesem Familien- und Katastrophendrama, in dem am Beispiel einer zerrissenen Familie und der Geschichte ihrer versprengten Mitglieder auch die Entwicklung Chinas zur modernen Gesellschaft reflektiert wird. Die Katastrophe selbst spielt dabei nur eine Nebenrolle, vielmehr geht es um Wege, aus einer solchen stark hervorzugehen.  

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Samstag, 5. November 2011, 21:35 Uhr
An African Election Regie: Jarreth J.und Kevin Merz, Ghana/CH/USA 2011, 89’

Wir schreiben das Jahr 2008. Die ganze Welt blickt auf die Präsidentschaftswahlen in den USA. Ein historischer Moment: Ein Schwarzer kandidiert für das höchste Amt. 9000 Meilen davon entfernt bereitet sich in Afrika ein kleines Land namens Ghana ebenfalls auf Wahlen vor. Nach 28 Jahren kehrt der in der Schweiz geborene Regisseur nach Accra zurück, in die Hauptstadt Ghanas, wo er aufgewachsen ist. Erinnerungen kommen auf, doch vor allem möchte er vor Ort sehen, wie sich das einst hoffnungsvolle Drittweltland entwickelt hat.

base
Samstag, 5. November 2011, 23:15 Uhr
Mama Africa Regie: Mika Kaurismäki, SA/D 2011, OV/d, 91’

Mika Kaurismäkis Dokumentarfilm über die weltbekannte südafrikanische Sängerin Miriam Makeba (1932-2008), die ein halbes Jahrhundert lang die Welt bereiste und ihre politische Botschaft gegen Rassismus, gegen Armut und für Gerechtigkeit und Frieden verbreitete, ist die Hommage an eine Frau, die wie keine andere die Hoffnung und die Stimme Afrikas verkörperte. Miriam Makeba hat Musiker überall auf der Welt inspiriert und ein internationales Publikum begeistert. Gleichwohl ist sie den südafrikanischen Wurzeln ihrer Musik immer treu geblieben. Ins Exil wurde sie schon 1959 getrieben, nachdem sie in dem Apartheid-kritischen Dokumentarfilm «Come back, Africa» mitgewirkt hatte. Harry Belafonte verhalf ihr in die USA, wo sie 1962 unter anderem bei einer Geburtstagsfeier John F. Kennedys auftrat. Als sie 1968 den Black-Panther-Aktivisten Stokely Carmichael heiratete und ins Fadenkeuz des FBI geriet, liess sie sich in Guinea nieder und setzte ihr Engagement gegen das weisse Apartheid-Regime in ihrer Heimat von dort aus fort. Den Lebensweg dieser aussergewöhnlichen Künstlerin stellt der Film mit Hilfe von seltenen Dokumentaraufnahmen und zahlreichen Interviews dar.  

base
Sonntag, 6. November 2011, 09:30 Uhr
Pink Taxi Regie: Uli Gaulke, D/Russland 2009, OV/d, 85’

Marina, Alla und Viktoria fahren Frauen durch eine der schnellsten und härtesten Städte der Welt. Während draussen Moskau an allen Enden gleichzeitig unter Hochspannung steht, ist ihr Pink Taxi ein Ruhepol und Mikrokosmos fröhlicher Gelassenheit. Die drei Freundinnen können gut zuhören und das wissen ihre jungen, wohlhabenden Kundinnen zu schätzen. Bei ihnen fühlen sie sich aufgehoben, kommen ins Plaudern über Mode, Karriere und immer wieder Männer.
Männer, die bei Marina, Alla und Viktoria nicht mitfahren dürfen.
Ihre Männer hat die neue Zeit nach Perestroika und Wirtschaftskrise aus der Bahn geworfen – sie haben sich totgesoffen oder sind mit Jüngeren durchgebrannt. Die gemeinsamen Kinder bringen die drei nun mit Taxifahren alleine durch – Söhne, die lieber Fussballstars werden wollen, als sich kaputt zu arbeiten und Töchter, die mit ihrer ersten Liebe hoffentlich nicht dieselben Fehler wie die Mütter machen werden. Und täglich lehnt eine neue Generation Frauen auf dem Rücksitz, die in einem anderen Russland zu leben scheint. Modern, erfolgreich, unbelastet – ihre Träume seien eigentlich alle wahr geworden und die grosse Liebe haben sie auch schon gefunden – erzählen die Kundinnen. Im Anschluss an die Aufführung gibt es ein Filmgespräch mit Ulie Gaulke. Moderation: Sabine Gisiger  

base
Sonntag, 6. November 2011, 12:15 Uhr
11’e 10 kala – 10 vor 11 Regie: Pelin Esmer, Türkei/F 2009, OV/d/f, 106’

Istanbul heute. Der passionierte Sammler Mithat und der eher nüchterne Hausmeister Ali leben in einem Wohnblock, jeder in seinem eigenen Kosmos. Als die Sanierung des Hauses beschlossen wird, droht ihrer Welt ein scheinbar unaufhaltsames Ende. Nur vereint können die beiden so unterschiedlichen Männer ihr altes Leben retten.
In diesem eindrücklichen türkischen Film gelingt Regisseur Pelin Esmer mit dem Portrait der beiden alleinstehenden alten Männer eine liebevolle und kritische Referenz an seine Heimatstadt Istanbul, der Metropole zwischen Tradition und Moderne, Erinnerung und Vergessen, Bewahren und Erneuern. Eine grosse Stärke des Films ist die respektvolle Beobachtung seiner Protagonisten. Mithats zärtlicher Umgang mit jedem Teil seiner Kollektion gibt den scheinbar wertlosen Alltagsgegenständen Bedeutung und Schönheit und dem Film eine Leichtigkeit und tiefe humanistische Färbung.
Neben «Mein Haus stand in Sulukule» ist dies der zweite Film im Programm, der sich mit den Umwälzungen in der Grossstadt Istanbul auseinandersetzt. Der Film wurde weltweit mit mehr als 20 Preisen ausgezeichnet.  

base
Sonntag, 6. November 2011, 14:15 Uhr
Silent Snow Regie: Jan van den Berg, NL 2011, OV/d, 72’

Die Arktis ist eine nahezu unberührte Landschaft mit riesigen Eisflächen. Endloses Nichts, in dem nur Wenige wissen, wie sie überleben können. Die Inuit trotzen der Kälte und den Gefahren, die das ewige Eis birgt. Doch gegen einen Feind, der Krankheit und Tod mit sich bringt, wissen sie nicht weiter. Pestizide, insbesondere DTT, aus der ganzen Welt werden durch Wind, Wasser und Schnee in den Norden geleitet, und gehen als stiller Schnee in der Arktis nieder.
Der Film zeigt die Reise der Inuit-Frau Pipaluk Knudsen-Ostermann auf der Suche nach der Herkunft, Verwendung und den negativen Auswirkungen von DDT auf die menschliche Gesundheit und Umwelt.
Er zeigt die Sichtweisen der Produzenten und der Opfer von DDT und derjenigen, die versuchen, Lösungen zu finden. Im Anschluss an den Film gibt es ein Filmgespräch mit dem Regisseur, Jan van den Berg, und einer Protganonistin, der Inuitfrau Pipaluk Knudsen-Ostermann. Das Gespräch wird moderiert von Andreas Schriber.  

base
Sonntag, 6. November 2011, 16:45 Uhr
Hanyo, das Hausmädchen Regie: Im Sang-soo, Südkorea 2010, OV/d, 106’

Die hübsche Eun-yi wird von einer reichen koreanischen Familie als neues Hausmädchen eingestellt. Sie soll sich um die kleine Tochter des Hauses und die mit Zwillingen schwangere Mutter kümmern. Der Hausherr Hoon ist es gewohnt, sich zu nehmen was ihm gefällt. Eines Abends verführt er das neue Hausmädchen und beginnt eine leidenschaftliche Affäre mit ihr. Doch den wachsamen Augen der erfahrenen alten Hausdame Byung-sik entgeht nichts. Sie bemerkt auch als erste, dass Eun-yi von Hoon schwanger ist. Als sie die berechnende Schwiegermutter und die eifersüchtige Ehefrau einweiht, muss Eun-yi um ihr ungeborenes Kind und bald sogar um ihr eigenes Leben fürchten. Im Sang-Soos Remake des gleichnamigen koreanischen Klassikers ist ein facettenreicher Thriller, im Stile Hitchcocks und Chabrols. Gefeierter Wettbewerbsfilm in Cannes 2010 und gleichzeitig einer der erfolgreichsten koreanischen Filme der letzten Jahre, überzeugt «Hanyo, das Hausmädchen» mit einer exzellenten Besetzung, opulenter Ausstattung und einer betörenden Bildsprache.  

base
Sonntag, 6. November 2011, 18:45 Uhr
Pequenas voces Regie: Jairo Carrillo, Oscar Andrade, Kolumbien 2010, OV/d/f, 76’

Dieser animierte Dokumentarfilm hat seinen Ursprung in wahren Geschichten. Die gewalttätigen, überaus blutigen Konflikte zwischen der Volksarmee, den Revolutionären Streitkräften Kolumbiens (FARC) und den Paramilitärs wurden von vier kolumbianischen Kindern hautnah miterlebt. Die Interviews zeigen, wie sie die Wirklichkeit wahrnehmen. Sie erzählen von den Guerilleros. Mal sind sie nett. Mal nehmen sie den Vater mit. Mal muss der Junge mit. Mal wird die Familie vertrieben. Regisseur Carillo nutzt die Stimmen und Zeichnungen der vertriebenen Kinder als Grundlage für seinen Film. Kraftvoll und überzeugend, mit Momenten der Zärtlichkeit und Freude, bearbeitet Carrillo die authentischen Zeugnissen dieser Kinder.  

Sonntag, 6. November 2011, 20:15 Uhr
Cirkus Columbia Regie: Danis Tanovic, Bosnien-Herzegowina 2010, OV/d, 113’

Der eiserne Vorhang in Jugoslawien ist gefallen, und nach 20 Jahren im Exil in Deutschland kehrt Divko in seine Heimat zurück. Mit viel Geld in der Tasche, einem dicken Auto und einer blutjungen, bildhübschen Frau an seiner Seite, trifft er im Sommer 1991 in seinem kleinen Dorf in Herzegowina ein. Dort lebt seine Frau mit ihrem Sohn noch immer in ihrem einst gemeinsamen Haus. In diesem Haus möchte Divko sein neues Leben beginnen und wirft die beiden kurzerhand raus. Sohn Martin hatte jedoch nie Gelegenheit, seinen Vater kennen zu lernen und taucht trotz Warnungen seiner Mutter immer wieder bei diesem und seiner neuen Geliebten auf.
Der Junge versteht sich prächtig mit der feurigen Azra, die sein Vater in Deutschland kennenlernte, und führt sie durch ihre zukünftige Heimat. Seine Mutter missbilligt dies jedoch und ist mit der Situation der Rückkehr ihres Noch-Ehemannes überfordert. So entstehen viele zwischenmenschliche Spannungen, während sich auch politisch der Wind wieder zu drehen scheint, denn der Jugoslawienkrieg steht vor der Tür. Es scheint, als habe Divko nicht den allerbesten Zeitpunkt ausgewählt, in sein Land zurückzukehren…