Das Leben in seinem Dorf ist ein Abenteuer und führt ihn zu der bösen Zauberin Karaba. Denn nur sie besitzt das Gegengift, das seine Mutter und die Frauen im Dorf vor dem drohenden Tod retten kann. Doch Karaba ist nicht nur böse, sondern auch sehr gefährlich…
In farbenprächtigen Bildern und kindergerechten Dialogen erzählt Michel Ocelot eine beeindruckende Geschichte über Zivilcourage und die Bedeutung von Familie und vermittelt seinen Zuschauern einen aussergewöhnlichen Eindruck von der Natur und den Schönheiten Afrikas.
Zaïna ist verzweifelt: Mit dem Tod ihrer Mutter Selma hat sie den wichtigsten Menschen in ihrem Leben verloren – und steht gleichzeitig vor einer unmöglichen Wahl. Entwederbleibt sie in der Obhut ihres verhassten Stiefvaters Omar, oder sie geht mit ihrem leiblichen Vater Mustapha mit – ein Mann, den sie am Tag der Beerdigung zum ersten Mal sieht.
Mustapha ist mit seinen Pferden auf dem Weg zu einem wichtigen Rennen in Marrakech, als er vom Tod seiner ehemaligen Frau Selma erfährt – und davon, dass er eine Tochter hat. Sein frisch gefundenes Kind will der Nomade eigentlich gar nicht zu sich nehmen. Da es aber der letzte Wunsch Selmas war und Mustapha Zaïna vor einem Leben bei Omar bewahren will, nimmt er sie widerwillig auf.
Omar fühlt sich schuldig am Tod seiner Frau Selma; seine Stieftochter Zaïna will er um jeden Preis bei sich behalten. Als er sieht, wie sein Erzrivale Mustapha und das Mädchen trotz seiner Drohungen gemeinsam fliehen, schwört Omar blutige Rache.
Auf dem Ritt durch das marokkanische Atlas-Gebirge kommen sich Vater und Tochter allmählich näher. Omar ist ihnen dicht auf den Fersen. In Marrakech kommt es schliesslich zum Showdown…
Tag für Tag wird in Wien gleich viel Brot entsorgt, wie Graz verbraucht.
Auf rund 350.000 Hektar, vor allem in Lateinamerika, werden Sojabohnen
für die österreichische Viehwirtschaft angebaut, daneben hungert
ein Viertel der einheimischen Bevölkerung. Jede Europäerin und
jeder Europäer essen jährlich zehn Kilogramm künstlich
bewässertes Treibhausgemüse aus Südspanien, wo deswegen
die Wasserreserven knapp werden.
«We Feed the World» ist ein Film über Ernährung
und Globalisierung, Fischer und Bauern, Geflügelzüchter und
Konzernlenker, Fernfahrer und Nahversorger, über Warenströme
und Geldflüsse – ein Film über den Mangel im Überfluss.
Der österreichische Regisseur Erwin Wagenhofer hat sich auf die Spur
unserer Lebensmittel begeben. Roter Faden ist ein Interview mit Jean Ziegler,
UN-Sonderberichterstatter für das Recht auf Nahrung. Zu Wort kommen
aber auch jene, die Nahrung produzieren, und jene, die Nahrung manipulieren
oder im Weltmassstab vertreiben, wie zum Beispiel der Produktionsdirektor
des Saatgutherstellers Pioneer oder Peter Brabeck, CEO von Nestlé
oder Karl Otrok, Produktionsdirektor von Pinoeer in Rumänien.
Diese Filmvorstellung wird vom Claro Laden Thusis gesponsort.
In einer kleinen Stadt nahe der Berge besucht Machi die Mittelschule. Sie steckt in einem Alter, in dem das Leben noch eine klarere Richtung erfahren wird. Zusammen mit ihren Freundinnen sitzt sie zusammen, um spielerisch in Geschichten einzutauchen, die sie sich erzählen. Wirklichkeit und Geschichten beginnen sich zu durchdringen, die Grenzen lösen sich auf, und Kohei Oguri lädt uns ein, in seine eigenwillige Bilderwelt einzusteigen.
Geschichten erzählen heisst immer auch, Welten erfinden. Die Geschichten mögen sich aus der Wirklichkeit nähren, aber wenn sie uns anderswo hinführen wollen, dann werden sie die Realität hinter sich lassen und sich ihre eigene Wirklichkeit schaffen. Für den Japaner Kohei Oguri sind es Bilder, die andere Welten öffnen. In seinem letzten Spielfilm Sleeping Man hat er einen Mann einen Film lang «schlafen» lassen, um seine schiere Präsenz als Provokation für die anderen zu nehmen und als Anreiz dafür, sich Gedanken übers Leben zu machen. Hier nun, in Umoregi, was übersetzt etwas soviel wie der verborgene Baum heisst, lädt er uns auf eine ausgeklügelte Bilderreise ein, in der immer unklarer wird, wo nun die Realität der Geschichte liegt und wo die Ebene der Erzählung. Es ist eine Art «zukünftige Geschichte», die er vor uns ausbreitet, eine Geschichte, die sich uns öffnen kann, bei dem uns vieles aber auch verborgen bleiben dürfte. Die Bilder, sagt Kohei Oguri, sprechen uns sehr direkt an und folgen nicht der Logik der Wörter. Wir alle haben die erzählte Mitwelt zunächst über Bilder und Töne erfahren, indem wir als Kinder Bilder-bücher anschauten oder Geschichten lauschten. Im Prinzip versucht der Japaner es mit seinem jüngsten Film, uns ins Erzählen von Geschichten zu entführen und, hoffend, dass wir darin eintauchen, uns ein Bilder-buch zu öffnen. Es ist ein prachtvolles Bilderbuch mit bis ins letzte hinein komponierten Bildern, atemberaubend ausgeleuchtet mitunter, auch in den Schatten faszinierend und in verborgene Details hinein. Es ist ein Bilderbuch aber auch, das uns spürbar macht, wo wir den kindlichen Blick hinter uns gelassen haben und uns an ganz anderen Zeichen orientieren. Mir scheint, dass Oguri uns mit diesem Film provozieren will, uns nur auf seine Bilder einzulassen und auch ihre Fremdheit als solche zu akzeptieren. Walter Ruggle – Trigon-Film
Die mongolischen Viehzüchter, einst das stolze Symbol einer jahrhundertealten Nomadenkultur, werden mit den unerbittlichen Entwicklungen der modernen Welt konfrontiert. So auch der stolze Urgen, der mit Frau, Sohn und seinem alten, treuen Gaul in den weiten Steppen der Inneren Mongolei lebt. Er muss mitansehen, wie das Weideland austrocknet und die moderne, chinesische Zivilisation den Nomadenalltag mit Gesetzen, Regeln und Stacheldraht immer stärker bedroht. Durch die anhaltende Dürre verenden seine Schafe allmählich und das Einkommen reicht nicht mehr, um die kleine Familie zu ernähren und den Sohn zur Schule zu schicken. Trotzdem weigert er sich, wie viele andere in die Stadt zu ziehen. So gerät er immer mehr in Streitereien mit Freunden, Nachbarn, Behörden und nicht zuletzt mit seiner Frau. Sie ist praktischer orientiert und überlegt sich, wie sie Geld für die Schule des Knaben beschaffen könnte. Doch Urgen beteuert, er würde eher sterben, als sein treues Pferd zu verkaufen oder am Strassenrand Jogurt zu verkaufen. Der bekannte mongolische Schauspieler Ning Cai ist in der Inneren Mongolei – die heute zur Volksrepublik China gehört – geboren und aufgewachsen. Er studierte Schauspiel an der Theaterakademie in Shanghai und Regie an der Beijinger Filmakademie. In seiner ersten Regiearbeit «Season of the Horse» spielt er auch gleich die Rolle des unbeugsamen Hirten Urgen, für welchen die Aufgabe der traditionellen Lebensweise undenkbar scheint. Die ebenfalls renommierte Schauspielerin Narenhua stellt seine realistischer eingestellte Frau dar, die gewillt ist, sich den Herausforderungen eines ungewissen Lebens in der Stadt zu stellen. Ning schafft ein unsentimentales und überzeugendes Porträt einer mongolischen Hirtenfamilie zwischen Tradition und Moderne. Seine kraftvollen und poetischen Bilder sind eine Hymne an eine uralte Kultur und endlos schöne Landschaft.
Das Pferd, das verloren in der Steppe steht, wirkt dabei als bildstarkes Symbol einer Welt, die dem Untergang geweiht ist – egal ob jemand hier Filme darüber dreht oder nicht. Mit dem Kameramann Jong Lin, der einige Filme mit Ang Lee gedreht hat, hat Ning Cai zudem einen erfahrenen Mann in seiner Equipe, der Schönheit und Weite der mongolischen Steppe zu einem visuellen Erlebnis werden lässt.
Das Mädchen Sheeta ist im Besitz eines magischen Kristalls, der den
Weg nach Laputa weist, einem sagenumwobenen Schloss im Himmel. Dort soll
es unvorstellbaren Reichtumund eine geheimnisvolle Technologie geben,
mit der sich die Welt beherrschen lässt. Sowohl eine Bande von Himmelspiraten,
als auch die Armee und der Regierungsagent Musca fahnden deshalb schon
lange nach Laputa – und machen sich auf die Jagd nach Sheeta und dem Kristall.
Auf der Flucht vor ihren Verfolgern trifft sie auf den Jungen Pazu, der
auf den Spuren seines Vaters ebenfalls das Schloss im Himmel zu finden
hofft. Gemeinsam begeben sie sich auf ihre abenteuerliche Reise, die zu
einem Katz-und-Maus-Spiel wird, und auf der die beiden ihren Mut unter
Beweis stellen müssen, fantastische Dinge sehen und unerwartete Freundschaften
schliessen werden…
Nach dem grossen Erfolg der Filme «Chihiros Reise ins Zauberland»,
der den Goldenen Bären und den Oscar für den besten Animationsfilm
gewann, und dem ebenfalls oscarnominierten «Das wandelnde Schloss»,
wurde Hayao Miyazaki, der japanische «Disney», 2005 mit dem
Goldenen Löwen der Filmfestspiele Venedig für sein Lebenswerk
ausgezeichnet.
1986 entstanden, ist «Das Schloss im Himmel» der erste mit
seinem Studio Ghibli produzierte Film. Ein in jeder Hinsicht mitreissendes
Abenteuer für Kinder jeden Alters, mit dem der Animations-Virtuose
seine überbordende Fantasie und sein visuelles und erzählerisches
Genies offenbart.
Erfahrungen und Erkenntnisse aus einer 4 monatigen Forschungsreise.
Während meines Aufenthaltes in Burkina Faso von Sept.2002 –
Febr. 2003 befragte ich traditionelle Chefs, professionelle Konfliktregler
und deren BeraterInnen sowie Betroffene zu Konfliktregelungen und Versöhnungsritualen
aus elf verschiedenen Volksgruppen in zum Teil sehr abgelegenen, schwer
zugänglichen Gebieten.
Die für mich faszinierendsten Beispiele an Hand eines «Stufenprogrammes»
als Hilfe für Paare bei Konfliktlösungen möchte ich vorstellen
und näher erläutern.
Dr. Sonja Steixner lehrt an der Akademie für Sozialarbeit in Innsbruck.
Sie ist Psychotherapeutin in freier Praxis, Supervisorin und Mediatorin.
Ganz der schnörkellosen, direkten Erzähltradition des westafrikanischen Kinos verpflichtet, erzählt S. Pierre Yameogo in seinem fünften Spielfilm von Männerherrschaft, dem Diktat des Brauchtums und dem Aufbegehren einzelner Frauen. Die ersten Einstellungen führen in ein Dorf, ein Fest wird gefeiert, Frauen tanzen und die junge Pougbila erweckt Begehrlichkeit unter den Männern wie Neid bei den Frauen. Denn die 16-Jährige ist von üppiger Schönheit und zudem Tochter eines der mächtigen Dorfältesten. Doch dann wird das Dorf von Unheil heimgesucht: Täglich sterben Kinder, Angst geht um. Als Pougbila ihrer Mutter gesteht, dass sie vergewaltigt wurde, scheint dieses Delikt vernachlässigbar, und ohne den Namen des Täters wissen zu wollen, verheiratet ihr Vater sie kurzerhand in ein benachbartes Dorf. Inzwischen führt der Ältestenrat den Tod der Kinder in Missachtung der Radiobeiträge über kursierende Meningitis auf den Fluch einer Hexe zurück und veranstaltet einen magischen Ritus, um die Schuldige zu entlarven. Es trifft Pougbilas Mutter, die, zur Flucht gezwungen, eine entbehrungsreiche Odyssee antritt.
Yaméogo schrieb das Drehbuch aufgrund seiner Recherchen über marginalisierte, als «Hexen» bezeichnete Frauen. Die Kamera führte Jürg Hassler, World-Music-Veteran Wasis Diop schenkte dem Film Akzente auf der Tonspur, in denen sich Land- und Stadtrhythmen neu entdecken lassen, Pierre-Alain Meier wirkte als Coproduzent. In diesem aussergewöhnlichen Beitrag zur kinematografischen Identität der postkolonialen Länder Westafrikas geht Yaméogo konsequent seinen Weg eines gesellschaftskritischen afrikanischen Kinos, wandelt in den Spuren von Altmeister Ousmane Sembène (Senegal), positioniert sich eindeutig zu den drängenden Fragen von Tradition und Moderne und verwebt Lokalkolorit mit globalem Anspruch. Am Ende steht die Utopie im Namen der Gerechtigkeit. (Verena Teissl, Viennale)
Teheran, am Tag des entscheidenden Qualifikationsspiels Iran-Bahrain zur Fussball-WM in Deutschland: Ins Rund des Asadi-Stadions dürfen nur Männer. Jedoch versuchen einige Mädchen und Frauen unerkannt ins Stadion zu schleichen – als Jungs verkleidet, unter Flaggen und Baseballkappen versteckt. Die einen ganz scheu, weil sies zum ersten Mal tun, andere höchst professionell, lässig mit Zigarette im Mundwinkel. Sechs der weiblichen Fans werden trotz der ausgefeilten Tricks ertappt und innerhalb des Stadions, abgeschirmt vom Geschehen, von Wachmännern festgehalten. Hier müssen sie jeden Aufschrei der Zuschauer mit anhören, ohne den entsprechenden Spielzug zu sehen! Und schlimmer noch: Sie sind auf die Kommentare eines Bewachers angewiesen, der nicht den geringsten Schimmer vom Fussball hat! Aber unsere sechs Heldinnen geben nicht auf…
Silberner Löwe, Berlinale 2006
Ariel Perelman ist Anwalt, wie sein Vater. Und weil es in Argentinien so üblich ist, sprechen die Leute bloss von Dr. Perelman, egal ob sie jetzt den alten oder den jungen meinen. Es ist jedoch nicht die Namensgleichheit, die Perelman Junior immer öfter ins Grübeln bringt, vielmehr fragt er sich, ob er nicht immer stärker so etwas wie das Ebenbild des eigenen Vaters wird oder wenigstens das genaue Gegenteil. Perelmans Vater liebt den Kontakt mit Menschen. Dabei verleiht ihm seine Anpassungsfähigkeit Züge von Woody Allens Zelig. Umstandslos übernimmt er Sprache, Haltung und Angewohnheiten seiner jeweiligen Klienten. Dabei interessiert er sich gar nicht besonders für sie.
Perelman Junior hingegen kennt keinen seiner Klienten persönlich. So hat er es sich ausgesucht. Er praktiziert gar nicht, sondern unterhält ein eher abstraktes Verhältnis zur Jurisprudenz. Nach einem missglückten Versuch, mit seinem Vater zusammenzuarbeiten, entschloss Ariel sich zu grösserer Distanz zum väterlichen Kosmos und gründete eine eigene Familie. Aber mit einem Mal wird alles anders. Jetzt beginnt der Vater, die Nähe seines Sohnes zu suchen!
Dokumentarfilm Schweiz 2006, OV/d/f, 50'
Sie heissen Timothy, Monique, Baddy und Osman. Und sie haben etwas zu erzählen. Eigentlich sind sie Asylbewerber aus Schwarzafrika. Aber das wollen ja die wenigsten von uns hören. Dennoch leben sie unter uns, mit ihrer Identität, ihrer Persönlichkeit und ihrer ganz eigenen Geschichte. Hanna Salzer und Philip Hofmänner holen mit ihrem Dokumentarfilm «Voices in Transit» die Protagonisten aus der Anonymität und schaffen ein eindrückliches und dichtes Portrait über vier Menschen mit unsicherem Aufenthaltsstatus.
Der Film erzählt mal ruhig, mal energiegeladen vom Alltag zwischen Nichtstun, kurzen und intensiven Momenten der Freude und der ständigen Angst die Aufenthaltsbewilligung zu verlieren. Und er geht Fragen nach: wie können sie grundlegenden Bedürfnissen nachgehen, wenn sie täglich damit rechnen müssen, abgeschoben zu werden? Wie können sie ein normales Leben führen, wenn sie durch Gesetz, Medien und Mitmenschen ausgegrenzt werden?
Im Anschluss an die Vorführung gibt es ein Filmgespräch mit Regisseurin Hanna Salzer.
Einmal mehr beschäftigt sich Fernando Solanas mit dem Zustand seines Heimatlandes Argentinien, das von korrupten Politikern dem Profitstreben internationaler Grosskonzerne ausgeliefert wurde. Solanas zeigt Formen des Widerstands: Arbeiter öffnen längst geschlossene Firmen, Farmer verhindern Zwangsversteigerungen, Arbeitslose setzen die Regierung unter Druck. Während «Memoria del saqueo» (zu sehen an den Weltfilmtagen Thusis 2005) die Strukturen betrachtete, widmet sich der Filmemacher hier in «La dignidad de los nadies» den Menschen, die von diesen Strukturen und der Wirtschaftspolitik betroffen sind. Ein bewegendes und eindrückliches Dokument, das in Venedig an der Mostra del cinema gleich dreifach ausgezeichnet wurde.
Ein flammendes Plädoyer für Liebe und Friedfertigkeit!
Johannesburg, eine riesige Metropole, deren Ränder sich endlos in die staubigen Weiten der südafrikanischen Steppe erstrecken: Wer hier überleben will, braucht die Instinkte eines Jägers und muss nach Mitteln greifen, die anderswo verpönt sind. So auch Tsotsi. Jung verwaist, hat er sich früh alleine durchzuschlagen gelernt. Er lebt in einer bescheidenen Hütte, ist 19 und Anführer einer kleinen Bande. Man lebt in den Tag hinein und fährt, wenn das Geld knapp wird, in die Innenstadt, um ein krummes Ding zu drehen. Manchmal läuft ein Coup schief, manchmal fliesst Blut: man bewahrt Stolz und Ehre, macht weiter… Eines Tages aber entdeckt Tsotsi auf dem Rücksitz eines geklauten Autos ein Baby. Er könnte das Kindlein im Auto zurücklassen, in dunkler Nacht spurlos verschwinden. Tsotsi steckt das hilflose Wesen jedoch in eine Einkaufstüte und nimmt es mit in seine Welt. Und der von einem ausnehmend charismatischen Presley Chweneyagae gespielte Tsotsi beginnt sich zu verwandeln – vom sorglosen Jugendlichen in einen für seine Handlung Verantwortung tragenden jungen Mann…
Bilderprächtig und zum stampfenden Sound des "Kwaito”, der Musik der Ghettokids von Soweto, erzählt TSOTSI nicht nur eine berührende Story über menschliche Würde, sondern vermittelt auch einen Einblick in die Herausforderungen, mit denen die neue Gesellschaft Südafrikas konfrontiert ist.
Seit 2003 befindet sich in China der grösste Staudamm im Bau, den die Menschheit je errichtet hat. Im Laufe der Baumassnahmen werden Millionen von Einheimischen umquartiert werdenund Hunderte von Städten und Landstrichen der Wasseroberfläche gewichen sein.
Die chinesische Regierung verfährt mit dem Volk dabei nicht anders als mit den Landmassen, die Platz machen müssen und einfach niedergewalzt werden. So ergeht es zum Beispiel den Bürgern der 50’000-Einwohner-Stadt Fenjie. Sie müssen einfach ihr Zuhause zurücklassen und sich an einem anderen Ort neu ansiedeln.
Li Yifans Film ist ein aufwühlendes Dokument einer Menschenverschiebung, das Einzelschicksale genauso beobachtet wie die schwelenden Konflikte im Gebiet des Staudamms.
Ruza ist die Effizienz in Person. Der Tagesablauf der Kantinenbesitzerin ist streng strukturiert. 25 Jahre nach ihrer Flucht aus dem damaligen Jugoslawien hat sich die Serbin in der Schweiz eine neue Existenz aufgebaut und ist stolz darauf.
In Ruzas Kantine arbeitet auch Mila, eine glücklich verheiratete Hausfrau, die vor Jahrzehnten aus dem Gebiet, das man heute Kroatien nennt, in die Schweiz kam und vom AHV-Leben im eigenen Häuschen in der alten Heimat träumt.
Zu den beiden Frauen stösst Ana, die gerade per Autostopp in Zürich angekommen ist. Die Bosnierin aus Sarajewo hat ihren Bruder im Krieg verloren und irrt nun wurzellos, aber fröhlich durch Zürich. Sie findet dank One-Night-Stands jeweils ein temporäres Dach über dem Kopf.
Von Anas unkomplizierter Hilfsbereitschaft beeindruckt stellt Ruza die junge Frau in ihrer Kantine ein. Ana schneidet aber nicht nur die Radieschen zu wunderschönen Rosen, sondern sorgt auch sonst für etwas Schwung in der Küche. Doch Ana trägt eine traurige Gewissheit mit sich.
Das Fräulein – Ein ambivalenter Begriff, ein Neutrum, kein Mädchen, keine Frau, eine Frau ohne Mann, eine Jugoslawin ohne Heimat, ein Film über Unsichtbare.
Gewinner Grosser Preis PARDO D’ORO am Internationalen Filmfestival Locarno 2006
Gewinner Hauptpreis Sarajevo International Film Festival 2006 Das anschliessende Filmgespräch mit Andrea Staka wird von Romana Costa moderiert.
Südafrika, Mitte der 50er Jahre. Das Land ist strikt nach Rassen
getrennt, die schwarzen Einheimischen haben keine Rechte mehr und werden
in separate Wohngebiete abgeschoben. Der schwarze Journalist Henry Nxumalo
arbeitet für das Klatschblatt «Drum» – eine Zeitschrift,
die mit seichten Artikeln den grausamen Alltag etwas vergessen machen
will. Zusammen mit dem Fotografen der Zeitung berichtet Henry für
seinen Chef über Boxkämpfe undandere Boulevardthemen. Doch eines
Tages macht Henrys Frau Florence ihren Mann darauf aufmerksam, dass er
als Journalist in der Lage ist, die Öffentlichkeit endlich wachzurütteln
und etwas an den schrecklichen Lebensumständen der Einheimischen
zu ändern. Henry recherchiert unter Einsatz seines Lebens auf einer
Farm, auf der Schwarze von den Buren versklavt und geschlagen werden.
Die Story schlägt ein wie eine Bombe. Fortan entwickelt sich das
Klatschblatt zu einem brisanten Politmagazin, das sich mit seiner Berichterstattung
viele Feinde in hohen Regierungskreisen schafft.
Mit viel Gefühl, einem grandiosen Soundtrack, überzeugenden
Schauspielern, schockierenden Bildern und einer sehr schwierigen Thematik
ist «Drum» eine emotionale Gratwanderung zwischen Schock und
Trauer, die gehörig an die Nieren geht.
Für einen Tierpräparator aus Buenos Aires wird ein Jagdausflug in den Wäldern des Südens zum grossen Abenteuer. Gelingt ihm das perfekte Verbrechen, von dem er sein Leben lang geträumt hat?
Espinoza ist ein schweigsamer Tierpräparator in Buenos Aires mit einer ungewöhnlichen Leidenschaft: heimlich träumt er vom perfekten Verbrechen. Sein waches Auge lässt ihn überall nach lückenhaften Alarmsystemen und Fluchtwegen Ausschau halten. Um seine Beobachtungen in die Tat umzusetzen, fehlt im jedoch der Mut.
Auf einem Jagdausflug in der Weite der patagonischen Wälder wird seine Phantasie plötzlich zur Realität, als er versehentlich einen Mann erschiesst. Der Tote ist Dietrich, Besitzer eines heruntergekommenen Motels und ein Mann mit Geheimnissen. Offenbar stand Dietrich kurz vor einem genialen Coup. Schritt für Schritt kommt Espinoza diesem Plan auf die Spur. Endlich kann er seine Fähigkeiten ausspielen.
Doch seine Unerfahrenheit bringt Espinoza in Gefahr. Zudem droht ihm seine Epilepsie zum Verhängnis zu werden, denn vor jedem Anfall sucht ihn die "Aura" heim.
Mit einem überzeugenden und brillanten Ricardo Darín, der bereits in Bielinskys Erstling «Nueve reinas» die Hauptrolle spielte.
Ein packender Thriller, ein Must-see für ein Publikum, das Thriller mit dem gewissen Etwas mag.
Im imaginären Land Eldorado erzählt der sterbende Schriftsteller und Journalist Paulo von seinen Nöten. Er schwankte stets zwischen zwei Anwärtern auf das höchste Staatsamt: Don Porfirio Diaz, Politiker der Hauptstadt, und Don Felipe Vieira, Statthalter der Provinz Alecrim. Vieira, dem die Kirche zur Seite stand, hielt seine Wahlversprechen nicht ein, während der mystische Diaz von Don Julio Fuentes und den Medien unterstützt wurde.
Der Film, der als Glauber Rochas wichtigstes und polemischstes Werk gilt und unbemerkt von der brasilianischen Militärdiktatur gedreht wurde, bestätigt das geschärfte politische und soziale Gewissen des Filmemachers angesichts der Sackgasse, in der Brasilien und ganz Lateinamerika steckten. Durch seine soziale Sprengkraft beweist der für seine Zeit revolutionäre Film Rochas Genialität und stellt sein poetisches und politisches Manifest dar. Dieser Klassiker des lateinamerikanischen Kinos wurde äusserst sorgfältig in High Definition restauriert (es handelt sich um den ersten Spielfilm Lateinamerikas, der ganz in Digitaltechnik restauriert wurde). So zeichnet sich der Film heute erneut durch dieselbe Qualität wie bei seiner Premiere vor vierzig Jahren aus.
Ruven und Michal, ein Paar in den Vierzigern, haben sich seit langem entschieden, keine Kinder zu bekommen. Als Michal trotzdem schwanger wird, will sie das Baby unter allen Umständen austragen. Der aufgebrachte Ruven überfährt aus Versehen einen Blindenhund und begeht Fahrerflucht. Seine Schuldgefühle treiben ihn in eine komplizierte Beziehung zu dem Besitzer des Hundes, einem blinden Physiotherapeuten, der seinerseits sein Spiel mit Ruven zu treiben scheint.
Anna, eine junge alleinerziehende Mutter, und ihr 10-jähriger Sohn werden aus ihrer Wohnung geworfen. In ihrer Verzweiflung beginnt die arbeitslose junge Frau, sich zu prostituieren. Mit Matti, einem Waffenhändler, deutet sich erstmals wieder eine Möglichkeit an, in die Normalität zurück zu kehren. Doch Matti wird von einem Killer verfolgt, und seine hoffnungsvolle Beziehung zu Anna scheint sich zu einem Desaster zu entwickeln.
Kagan, ein introvertierter Rundfunktechniker um die 30, produziert nebenberuflich eine Radiosendung über seinen verstorbenen Vater, einen der Gründer der israelischen Punkmusik-Szene. Aber der neue Sendeleiter, ein Militärfreak, versucht die Sendung aus Political Correctness abzusetzen. Aus heiterem Himmel erscheint der alte Robinson, ein ehemaliges Mitglied aus der Band seines Vaters. Robinson stellt Kagans Leben auf den Kopf und scheint überdies an Kagan mehr als nur freundschaftlich interessiert zu sein.
Auf eigentümliche Art werden sich im Laufe der Handlung einige der unterschiedlichen Lebenslinien der Protagonisten kreuzen. Aus einer Katastrophe kann dabei in Nullkommanichts ein kleines Glück entstehen. Aber es geht leider auch andersherum …
Wie in Short Cuts, Amores Perros und L.A. Crash verknüpft der israelische Regisseur Joseph Pitchhadze die Geschichten verschiedener Menschen, um den Zustand einer Gesellschaft zu zeichnen – wobei in seinen einfühlsamen Momentaufnahmen alle Protagonisten dazu gezwungen werden, wieder bei Null anzufangen und erneut auf die Suche nach Erlösung, Sinn und Glück zu gehen…
Collé ist eine mutige Frau mit starkem Willen. Sie schafft es, ihre Tochter vor der Beschneidung zu bewahren, denn sie lehnt diese grausame Praktik ab. Als später vier Mädchen, denen das gleiche Schicksal droht, Schutz bei ihr suchen, beruft Collé sich auf den altehrwürdigen Brauch des Moolaadé: das Recht auf eine unantastbare Zufluchtstätte. Selbst als die Heirat ihrer Tochter gefährdet wird, behauptet Collé ihre Stellung. Natürlich zieht sie damit den Groll von männlichen und weiblichen Traditionalisten im Dorf auf sich. Der Konflikt spaltet die Dorfgemeinschaft zunehmend…
Ousmane Sembenes grandioses Alterswerk ist eine Afrika-Parabel vom Aufbegehren. Engagiert und dezidiert nimmt «Moolaadé» Partei für die Schutzlosen und rechnet mit einer überlebten Tradition ab.
«Moolaadé»erhielt in Cannes den "Prix Un certain regard". Nach Meinung von TERRE DES FEMMES völlig zu Recht. Der Film ist nicht nur spannend und aussagekräftig, sondern auch künstlerisch hervorragend gemacht.»
In "Madeinusa" erzählt die junge peruanische Regisseurin Claudia Llosa vom Mädchen Madeinusa in einem kleinen peruanischen Dorf. Ihr Vater ist der Bürgermeister hier und wahnsinnig stolz, dass seine Tochter für das bevorstehende Fest "Heilige Zeit" zur "Heiligen Jungfrau" ausgewählt wurde. Fast wie in ein Brautkleid gesteckt wird seine Tochter den Umzug durchs Dorf anführen. Sie wird Jesus vom Kreuz nehmen und dessen Augen berühren dürfen. Der Bürgermeister selber wird mit den Ältesten im Zelt sitzen und nach alter Sitte werden sich die Männer gegenseitig die Krawatten abschneiden.
Der Karneval grüsst nicht nur bei diesem Ritual. Auch hier in dem entlegenen Winkel Süddamerikas gelten die wenigen Tage "Heilige Zeit" als Freifahrtschein vor dem Herrn. Alles, was in dieser Periode an Sünden geschieht, wird vergeben werden. In diesen feuchtfröhlichen Feierlichkeiten und der erotisch aufgeladenen Stimmung platzt ein junger Fremder, ein attraktiver Grossstädter, in die Gemeinschaft. Der Bürgermeister sperrt ihn zunächst einmal weg, auf dass er nicht störe. Doch eingesperrt bleibt der Mann nicht lange, denn Madeinusa entdeckt ihre Zuneigung für den Gefangenen. Er bietet ihr gleich zwei Chancen: im echten Leben keine "Holy Virgin" mehr bleiben – und das Provinznest verlassen, um die grosse Stadt Lima kennen zu lernen. Dahin, wohin es ihre Mutter schon vor Jahren hinzog.
In ihrem ersten Spielfilm verwebt Claudia Llosa virtuos Fiktion und Wirklichkeit. Sie beobachtet das Leben der DorfbewohnerInnen (die teilweise sich selber spielen) mit dokumentarischem Blick, hat aber alle vorkommenden Rituale erfunden und inszeniert. Die Stärke des Films liegt im Narrativen. Eine schöne und originelle Szene deckt zum Beispiel auf, was es mit dem Vornamen der Protagonistin auf sich hat. Als sie erstmals den Fremden innig umarmt, erblickt sie das Etikett im Pullover des jungen Mannes und beansprucht das Kleidungsstück für sich. "Oh du hast es mir mitgebracht." – "Wieso?" fragt der junge Mann verblüfft. – "Mein Name ist doch schon eingestickt: Made in USA." Eindringlich wird das Schicksal einer jungen Frau nähergebracht, die sich vehement aus einer patriarchalischen Struktur befreien will. Auch wenn es die erste grosse Liebe kosten wird.
Der Name Llosa dürfte für die Filmemacherin Claudia Llosa zunächst eher eine Last sein, denn kulturell wie politisch interessierte Menschen bringen ihn in Verbindung mit ihrem Onkel, dem peruanischen Schriftsteller, der so grossartige Romane wie «Gespräch in der Kathedrale» verfasst hat. Aber sie braucht sich darum nicht weiter Sorgen zu machen, zeigt sie mit ihrem Spielfilmdebüt doch selber Erzähltalent. Sie bietet einen authentischen Einblick in die andine Kultur und erzählt unter anderem davon, welche Widersprüche die von den Spaniern nach Lateinamerika exportierte katholische Religion in den Alltag der Indios und Indias gebracht hat. Autochtone Religiosität und übernommene sind da untrennbar miteinander verbunden. Und Madeinusa bekommt dies unwissend zu spüren. Claudia Llosa erzählt in ihrem Film, den sie im wunderschönen Hochland von Huaraz, das auch die "peruanische Schweiz" genannt wird, mit Gespür für die entscheidende Zurückhaltung inszeniert hat. Es ist die Geschichte einer versuchten Selbstfindung in einem widersprüchlichen Umfeld. Ihr Film ist ein packendes Stück Anden pur, Annäherung ans Leben in den hoch gelegenen und abgelegenen Dörfern einerseits, liebevolles Porträt auch und nicht zuletzt ein anregendes Stück darüber, was koloniales Verhalten langfristig bewirkt hat. Der Film wurde in Rotterdam mit dem grossen Preis der Filmkritik ausgezeichnet: Eine Entdeckung.
Im Anschluss an die Vorführung gibt es ein Filmgespräch mit Claudia Llosa, moderiert von Brigitte Siegrist (Trigon-Film)
Häufig kommen grosse Filme ganz sanft und leise daher, unauffällig fast entwickeln sie ihre Kraft und Ausstrahlung von innen heraus, still und ohne viel Aufhebens. Dafür umso nachhaltiger. "Be With Me" vom bei uns viel zu wenig bekannten Eric Khoo aus Singapur ist ein solcher Film: Die stille filmische Perle erregte bei ihrer Uraufführung in Cannes erstmals Aufsehen, einfach so. Der Film lässt uns drei verschiedene fiktive Lebensfäden und die reale Figur einer Taubblinden betrachten. Es geht um so zentrale Elemente des Lebens wie Liebe, Hoffnung und Schicksal. Der Star von Be With Me ist Theresa Chan, die seit 50 Jahren ohne Gesichts- und Gehörsinn lebt und eine wohltuende Kraft ausstrahlt. Zusammen mit ihr und seinen fiktiven Suchenden lädt uns Eric Khoo ein auf eine Reise zum Sein. Und da sitzt man im Kino und staunt wie ein Kind. Mag sogar sein, dass man auf Anhieb nicht einmal genau sagen könnte, weshalb, man fühlt sich einfach in eine andere Stimmung versetzt und schaut. Im Film von Eric Khoo wird es vielen so ergehen.
Drei erfundene Lebensfäden sind da ausgelegt und mitten in ihnen ein Stück reales Leben, jenes der Taubblinden Theresa Chan. Kann es sein, dass sie uns wieder sehen macht und hören? Jedenfalls staunen wir und lassen uns gerne treiben in den Betrachtungen von Khoo. Mit grosser Präzision hält er fest, was fliessend ist, mit viel Einfühlungsvermögen bringt er uns seine Figuren näher, egal ob erfunden oder real: Sie sind dem Leben abgeschaut, sie zeichnen Konturen von Momenten nach, die wichtig sind und elementar. Was sind wir ohne Andere? Was ist das, was man mit Zärtlichkeit bezeichnet wirklich? Was fehlt uns in der Abwesenheit? Der Film führt uns vor Augen, wie wir von einer Sehnsucht getrieben sind: Jener, jemanden zu haben, den Wunsch, bei der/dem Geliebten zu leben. Die Jury Interfilm, die Be With Me ausgezeichnet hat, schrieb in ihrer Begründung: «Anhand persönlicher und ergreifender Porträts entdecken wir verschiedene Arten, der Isolation zu entrinnen.
Auf ihrer Suche nach Liebe und Solidarität lassen die Filmfiguren verschiedene Kommunikationsmittel zum Zug kommen. Die taube und blinde Frau ist eines der Beispiele für Mut und Hoffnung. Die Handlung des Films wahrt den Figuren gegenüber stets grossen Respekt.» Die verhinderten sapphischen Amouren eines jungen Mädchens, die geheime Bewunderung eines Sicherheitsagenten für eine junge dynamische Kaderangestellte, die Nöte eines alten Manns, der den Tod seiner Frau nicht überwinden kann ? drei miteinander verbundene Geschichten über die Schwierigkeit der Kommunikation trotz aller Mittel, die dafür heute zur Verfügung stehen; drei Schicksale, verknüpft immer wieder mit jenem von Theresa Chan, der tauben und blinden alten Frau.
Eine vergnügliche Reise um die runde Welt des Fussballs. Die Welt ist ein Dorf … und seine Bewohner sind fussballverrückt! Eine vergnügliche Reise um die runde Welt des Fussballs.
Eigentlich ist es doch ganz einfach. Man möchte das WM-Endspiel zwischen Brasilien und Deutschland sehen, das in wenigen Stunden in Japan stattfindet. Also geht man zum Fernseher und schaltet ihn ein, lehnt sich zurück und geniesst das Spiel. Überall auf dem Globus richten sich die Menschen vor ihren Fernsehgeräten ein, um sich das Finalspiel der Fussball-WM anzusehen. Überall, selbst in den weit entlegensten Winkeln des Amazonas, der Mongolei und der Sahara. Nur ist es ziemlich schwierig, im Amazonas einen guten Empfang zu kriegen oder mitten in der algerischen Wüste Strom. Auch die Nomaden in der Mongolei kämpfen tapfer und am Ende gewinnen alle irgendwie.
Malerische Landschaften und aussergewöhnliche Aufnahmen machen diesen skurrilen Kinoplausch zu einem Augenschmaus.
Der Schweizer Filmemacher Georges Gachot porträtiert das aktuelle Schaffen von Maria Bethânia, einer grossen Stimme Brasiliens, von der Studioarbeit bis zu den Auftritten in den Konzerthallen. Damit ermöglicht er uns diese wichtige und sehr erfolgreiche Sängerin besser kennen zu lernen oder gar erst zu entdecken und gibt uns gleichzeitig spannende Einblicke in Brasiliens Kulturleben.
Der Film lädt uns ein, ins Universum der brasilianischen Musik einzutauchen. Erzählt wird er von Maria Bethânia, welche die Muse der Gegenkultur war, bevor sie zur Königin der romantischen Balladen wurde. Zum ersten Mal erhalten wir einen Einblick in die Intimität ihres Schaffens und somit die einmalige Möglichkeit, diese Geschichte der brasilianischen Musik von innen her näher zu beleuchten und zu verstehen. Maria Bethânia schildert ihren musikalischen Werdegang vor dem Hintergrund der Entwicklung der brasilianischen Gesellschaft und ihrer Musik. An seiner Seite hat Georges Gachot ein traumhaftes Ensemble vereint: Nana Caymmi, Miucha, Chico Buarque, Gilberto Gil und Caetano Veloso sind alles Schauspieler und Zeugen einer der grossartigsten Musikgeschichten unserer Zeit.
"Seit ich in der Schweiz bin und nun auch genügend Deutsch verstehen kann, merke ich, dass die Migration immer mehr zu einem politischen Thema gemacht wird. Verschiedene Kreise interessieren sich allmählich dafür, sei es der Verein "Knabenschiessen" oder eine Kirchgemeinde. Mir kommt es jedenfalls vor, als ob alle dieses Lied schön singen können. Nur: ob alle auch dessen Bedeutung kennen?"
Yusuf Yesilöz
Güli Dogan ist im Alter von neun Jahren mit ihrer Mutter und den Geschwistern aus einem kurdischen Dorf in der Türkei in die Schweiz nach Winterthur gekommen. Dort war der Vater als Gastarbeiter bei der Firma Sulzer beschäftigt. Güli Dogan lernte deutsch, fand Freundinnen und integrierte sich rasch in ihrer neuen Umgebung, ohne jedoch die starke emotionale Verbindung zu ihrem kurdischen Dorf aufzugeben.
Eine gelungene Integration
Heute arbeitet die 35-jährige Frau im Winterthurer Einwohneramt. Dank der Offenheit von Güli Dogan wird auf eindrückliche Weise der Spannungsbogen zwischen ihrem jetzigen Leben hier in der Schweiz und ihren Sehnsüchten nach dem Bergdorf der Kindheit spürbar.
Ihre eigenen Kinder versucht sie deswegen vorerst an die Kultur ihres neuen Heimatlandes heranzuführen und hofft, ihnen zu einem späteren Zeitpunkt den Zugang zu ihrer alevitischen Tradition verschaffen zu können.
Die aufschlussreiche Lebensgeschichte von Güli Dogan vermittelt den langen und schwierigen Weg einer geglückten Integration, zeigt die unterschiedlichen Welten und erzählt auch eine einzigartige Heiratsgeschichte.
Der Film stellt verschiedene Themenbereiche der Migration dar und ergründet, welche Konsequenzen die Werte der Herkunftskultur haben, wo Konflikte entstehen und wie sie sich auf das Leben in der Fremde auswirken. Dabei stossen die unterschiedlichen Frauenbilder der beiden Kulturen heftig aufeinander. Neben den Konflikten betont der Film aber auch die durch die Migration entstehende, positive Diversität, die sich in der Wahrnehmung der fremden Kultur, im Auftreten, der Ausbildung, der Sprache und Kommunikation ausdrückt.
Im Anschluss an die Vorführung gibt es ein Filmgespräch mit Yusuf Yesilöz und Güli Dogan. Das Gespräch wird von Romana Costa moderiert.
Die Geschichte der Familie Rivera ist nur eine von vielen über den Krieg in Nicaragua. Sie zeigt, wie eine Familie auseinander gerissen wurde und wie die Söhne sich gegenseitig bekämpften. Am Ende dieses bewaffneten Konflikts war das Land verarmt, und die getrennten Familien kamen wieder zusammen. Jeder versuchte die Erinnerung an die Wunden aus dem Krieg, an die Toten, die man im Gedächtnis trug, an die Schuld und an den gegenseitigen Hass zu überwinden.
In «Madeinusa» erzählt die junge peruanische Regisseurin Claudia Llosa vom Mädchen Madeinusa in einem peruanischen Dorf. Ihr Vater ist der Bürgermeister und wahnsinnig stolz, dass seine Tochter für das bevorstehende Fest "Heilige Zeit" zur "Heiligen Jungfrau" ausgewählt wurde. Fast wie in ein Brautkleid gesteckt wird seine Tochter den Umzug durchs Dorf anführen. Sie wird Jesus vom Kreuz nehmen und dessen Augen berühren dürfen. Der Bürgermeister selber wird mit den Ältesten im Zelt sitzen und nach alter Sitte werden sich die Männer gegenseitig die Krawatten abschneiden.
Der Karneval grüsst nicht nur bei diesem Ritual. Die wenigen Tage "Heilige Zeit" gelten als Freifahrtschein vor dem Herrn. Alles, was in dieser Periode an Sünden geschieht, wird vergeben werden. In diese feuchtfröhlichen Feierlichkeiten und die erotisch aufgeladenen Stimmung platzt ein junger Fremder. Der Bürgermeister sperrt ihn zunächst einmal weg, auf dass er nicht störe. Doch Madeinusa entdeckt ihre Zuneigung für den Gefangenen. Er bietet ihr gleich zwei Chancen: im echten Leben keine "Holy Virgin" mehr bleiben – und das Provinznest verlassen, um die grosse Stadt Lima kennen zu lernen. Dahin, wohin es ihre Mutter schon vor Jahren hinzog.
In ihrem ersten Spielfilm verwebt Claudia Llosa virtuos Fiktion und Wirklichkeit. Sie beobachtet das Leben der DorfbewohnerInnen (die teilweise sich selber spielen) mit dokumentarischem Blick, hat aber alle vorkommenden Rituale erfunden und inszeniert. Die Stärke des Films liegt im Narrativen. Eine schöne und originelle Szene deckt zum Beispiel auf, was es mit dem Vornamen der Protagonistin auf sich hat. Als sie erstmals den Fremden innig umarmt, erblickt sie das Etikett im Pullover des jungen Mannes und beansprucht das Kleidungsstück für sich. "Oh du hast es mir mitgebracht." – "Wieso?" fragt der junge Mann verblüfft. – "Mein Name ist doch schon eingestickt: Made in USA." Eindringlich wird das Schicksal einer jungen Frau nähergebracht, die sich vehement aus einer patriarchalischen Struktur befreien will. Auch wenn es die erste grosse Liebe kosten wird.
Eine absolut faszinierende, packende Reise von der Mündung bis zur Quelle des Kongos, des grössten Flussgebietes der Welt. Wir lernen die Mythologie des Flusses kennen, erleben den Alltag mit all seinen Facetten und begegnen den legendären Gestalten, die im Herzen Afrikas Geschichte geschrieben haben: Forschern wie David Livingstone und Sir Henry Morton Stanley, Königen der Kolonialzeit sowie den afrikanischen Führern wie Lumumba, Mobutu und Kabila. Und wir dringen ein ins Conrads «Herz der Finsternis».
Die Anspielung auf Joseph Conrad im Untertitel des Films (Herz der Finsternis) und die gleichzeitige Überwindung dieses Vorbilds sind sehr wichtig, um die Vorgehensweise des bekannten Dokumentarfilmers Thierry Michel nachzuvollziehen, der zum vierten Mal einen Film im Kongo gedreht hat. In den ver-gangenen Jahren hat er sich bereits mit den politischen Entgleisungen in Zaire beschäftigt, er begegnete den letzten Siedlern und untersuchte die unglaublichen Machenschaften der Mobutu-Diktatur. So wie Marlow im «Herz der Finsternis» fasziniert ist von dem unerreichbaren Kurtz, scheint Thierry Michel mit seinen Filmen das Gespenst Mobutus zu verfolgen. Allerdings nimmt er nicht auf Conrad Bezug, weil er einen Apocalypse Now drehen will, sondern um die Entschiedenheit seiner Kritik am Kolonialismus zu betonen und die Relativität unserer Wahrnehmung des afrikanischen Kontinents zu verdeutlichen.
Während er die Dekonstruktion des afrikanischen Mythos zum Ausgangspunkt seiner dokumentarischen Recherche macht, ist er doch über die Flussfahrt auf dem Kongo fest in der Wirklichkeit verankert. Er versucht der Vergangenheit und dem Schicksal Afrikas so tief wie möglich auf den Grund zu gehen, indem er diesem sich dahin schlängelnden Fluss, der 4’374 Kilometer lang ist und sehr viel mehr als das Getöse seiner Fluten, bis zur Quelle folgt. Ein ambitioniertes und schwieriges Vorhaben, denn die Bezugnahme auf den Mythos droht die Realität vor lauter Faszination zu verzerren. Michel ist sich dieser Gefahr wohl bewusst und ergreift verschiedene Ge-genmassnahmen. Der Fluss ist wie das Land: Es gibt weder Markierungen noch aktuelle Karten, jeder muss sich anhand eigener Skizzen, mittels eigener Erfahrung seinen Weg bahnen.
Was für eine grossartige Idee: Abderrahmane Sissako lädt uns ein in Malis Hauptstadt Bamako, wo er im Hof des Hauses seines verstorbenen Vaters eine Gerichtsverhandlung in Szene setzt. Es wird darüber debattiert, wie die nördliche Welt mit der südlichen umgeht. Doch keine Angst, das ist alles andere als trockene Faktenbeigerei: Spannungsgeladen präsentiert sich die Verhandlung gegen Weltbank und IWF, und munter und heiter läuft das Leben weiter. Die geniale Idee von Sissako war es, Gericht zu halten im Alltag, denn aus ihm heraus wird so vieles, was diskutiert wird, sichtbar, wahrnehmbar, erkennbar. Und darüber hinaus spielt der Alltag aufs Unterhaltsamste seine Streiche. Natürlich schweift Sissakos Blick immer wieder ab, widmet er sein Interesse einer Randfigur im globalen Game, um die Widerwärtigkeit der nördlichen Arroganz umso sichtbarer zu machen.
Wenn die Welt heute voller Wunden ist, dann aufgrund einer langen Geschichte, die gerne vergessen geht, wenn man das Heute betrachtet. Sissako führt uns dies am Beispiel Afrikas im Innenhof des einfachen Hauses in Bamako vor Augen und vor Ohren. Luzid sind die Auseinandersetzungen und Äusserungen, real existierende Figuren und erfundene spielen ineinander über und miteinander, um von dem zu reden, was ist. Und von dem, was sein könnte. Zu Letzterem freilich würde so etwas wie Bewusstsein gehören, nicht nur ein Bewusstsein fürs Eigene sondern eben auch eines fürs Andere, für die Existenz des Anderen.
Nach Abschluss ihrer Literaturstudien im pulsierenden Kairo ist Dunia auf der Suche nach ihrem weiteren Lebensweg. Sie möchte Tänzerin werden, wie ihre Mutter es war. Gleichzeitig ist die attraktive junge Frau fasziniert vom Sufismus und seiner Poesie. Als sie heiratet, geschieht dies mehr, weil ihr Geliebter ihr keine Ruhe lässt, als dass ihr der Sinn wirklich danach stünde. Was Liebe und Zärtlichkeit bedeuten können, erfährt Dunia erst, als sie mit dem Schriftsteller Beshir das Vergnügen der Sinne kennenlernt und erlebt, wie eng dieses mit dem Vergnügen der Worte verknüpft ist. Intime Träume und sinnliche Zitate aus der Literatur klingen in Jocelyne Saabs traumwandlerisch zartem Film an und erzählen von einem Ägypten, das auf halbem Weg nach den ersehnten Idealen steckt.
Mit ihrem einfühlsamen Spielfilm Dunia schafft es die gebürtige Libanesin Jocelyne Saab, Begriffen wie Liebe oder Sinnlichkeit ein Gesicht zu geben, Bilder, Rhythmen und Stimmungen. Und deutlich zu machen, dass Liebe etwas ist, was man suchen und anstreben kann – und leben muss.