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Ernest Abdyjaparov

Geboren 1961 in Bishkek (Frunse), studierte russische Literatur bis 1983, und war fünf Jahre als Lehrer in einem kleinen Dorf am Issukul-See tätig. Ab 1988 arbeitete er im Kirgis-Filmstudio als Drehbuchautor, Regieassistent, Cutter und Regisseur. Ernest Abdyjaparov ist Gast an den 15. Weltfilmtagen Thusis.

Ein Blick auf den Zustand des Kinos in Osteuropa

In vielen noch vor fünfzehn Jahren zum stalinistischen Ostblock gehörenden Staaten stecken Kino und Kultur in einer Krise. Während eine Reihe dieser Länder – z.B. Tschechien, Ungarn, Russland – in der Lage waren, wenn auch oftmals in Zusammenarbeit mit westlichen Ländern, eine Art unabhängiger Filmproduktion zu entwickeln, haben viele andere Länder einen massiven Niedergang des Filmschaffens und der Kinobesuche erfahren, die sie bisher nicht verkraften konnten.
Die Kino- und Kulturkrise ist in diesen Ländern unmittelbar mit dem sozialen und wirtschaftlichen Zusammenbruch verknüpft, der im vergangenen Jahrzehnt Zentralasien heimsuchte.

Interview mit Ernest Abdyjaparov

Ich sprach mit Ernest Abdyjaparov, einem führenden Filmregisseur aus Kirgisien, der auch als Leiter des wichtigsten unabhängigen Filmstudios der Region arbeitet.

Stefan SteinbergWas sind die Schwierigkeiten in der heutigen Filmproduktion verglichen mit der Situation vor zehn Jahren, als Kirgisien noch Teil der Sowjetunion war?

Ernest AbdyjaparovDie Wende war äusserst dramatisch. Als wir Teil der Sowjetunion waren, wurde das Filmemachen vom Staat subventioniert, und jährlich wurden vierzig bis fünfzig Filme gedreht. Dazu gehörten Dokumentarfilme, Kinderfilme, etc. In einem durchschnittlichen Jahr wurden drei bis vier grosse Themenfilme produziert. Seit der Unabhängigkeit 1991 gibt es von Seiten der Regierung keine finanzielle Unterstützung mehr und im Ganzen wurden nur eine Handvoll Filme produziert. In den Jahren 1995-96 wurde zum Beispiel kein einziger Film im Land gedreht.

Stefan SteinbergWie sieht es mit dem Kinobesuch in Kirgisien aus?

Ernest Abdyjaparov: Da hat es einen ganz ausserordentlichen Einbruch gegeben. Früher gab es ungefähr zweitausend Kinos im Land. Filme waren ein wichtiger Bestandteil des Kulturlebens. Heute sind vielleicht noch vierzig oder fünfzig Kinos übrig. Die meisten dieser Kinos zeigen amerikanische Videofilme. Wir hoffen sehr, dass es besser wird und dass wir finanzielle Unterstützung von der Regierung erhalten.

Stefan Steinberg: Wie würden Sie den Unterschied zwischen heute und vor zehn Jahren charakterisieren?

Ernest Abdyjaparov: Als Teil der Sowjetunion waren wir in der Lage, unsere Leute nach Moskau in die grossen Filmschulen zu schicken, wo sie ausgebildet wurden, worauf sie nach Kirgisien zurückkehrten, um Filme zu drehen. Ausserdem erhielten wir durch unsere Beziehung zur Sowjetunion Ausrüstung und Geld. Der Nachteil war, dass alles, was hervorgebracht wurde, nach Moskau ging, und dass es buchstäblich unmöglich war, unsere Filme einem internationalen Publikum zugänglich zu machen.
Heute haben wir kein Geld und eine äusserst beschränkte Ausrüstung, aber wenigstens die Chance, Erfahrungen auszutauschen und unsere Filme einem internationalen Publikum vorzuführen. Die Probleme, die wir zur Zeit durchmachen – und da spreche ich nicht nur über das Kino, sondern die schwierige Wirtschaftssituation in meinem Land – bringen es mit sich, dass es viel Nostalgie für das alte System gibt. Jeder weiss, dass es kein Zurück zu den alten Zeiten gibt, aber dennoch existiert diese Nostalgie.

Stefan Steinberg: Es scheint, als gäbe es keine osteuropäischen Filme, die sich mit den Erfahrungen unter dem sowjetstalinistischen System auseinandersetzen. Gibt es kirgisische Filme, die solche Themen aufgreifen?

Ernest Abdyjaparov: Eigentlich nicht. Nun, da wir die Kontrolle aus Moskau los geworden sind, sehe ich unsere Hauptaufgabe als Filmemacher darin, unsere besondere Kultur und Mentalität wiederaufleben zu lassen.

Begegnung – Austausch – Entwicklung

Photos aus Nicaragua und Namibia – 40 Jahre Interteam
Interteam ist eine Organisation der schweizerischen Entwicklungszusammenarbeit. Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der natürlichen Ressourcen sind Leitbegriffe der Interteam-Arbeit.
Mit rund 50 Fachleuten in den Bereichen Land- und Forstwirtschaft, Bildung und Sozialwesen, Gesundheitswesen, Handwerk und Bauwesen sowie Frieden und Demokratie ist Interteam in fünf Ländern Lateinamerikas und Afrikas tätig. Die Interteam- Fachleute tragen mit einem mehrjährigen Einsatz zu einer nachhaltigen Entwicklungshilfe auf der Basis von Begegnung und Austausch bei.
Pia Zanetti und Stephan Schacher, zwei renommierte PhotografInnen aus Medien und Werbung, fotografierten aktuelle Einsätze in Nicaragua und Namibia.
Die Bilder sind im katholischen Kirchgemeindesaal ausgestellt und können …… besucht werden.

Wer ist INTERTEAM?

INTERTEAM ist eine Organisation der schweizerischen Personellen Entwicklungszusammenarbeit. INTERTEAM vermittelt und begleitet freiwillige Fachleute in Einsätze nach Afrika und Lateinamerika. In fünf Schwerpunktgebieten geben rund 50 Mitarbeitende ihre Berufskenntnisse weiter.
INTERTEAM-Fachleute sind tätig in der Ausbildung in den Programmschwerpunkten Land- und Forstwirtschaft, Bildung und Sozialwesen, Gesundheitswesen, Handwerk und Bauwesen sowie Frieden und Demokratie. Voraussetzungen für einen Einsatz sind eine abgeschlossene Berufsausbildung mit Berufspraxis und die Bereitschaft zu einem 3-jährigen Einsatz. INTERTEAM übernimmt die Kosten für Versicherungen, Ausbildung und Reise sowie die Lebenskosten vor Ort und eine Sparrücklage.
INTERTEAM ist eine ökumenische Organisation, die sich für die Werte Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung einsetzt. INTERTEAM wurde 1964 gegründet und hat seinen Sitz in Luzern.
Die Finanzierung erfolgt durch den Bund, das Fastenopfer und Spenden. INTERTEAM ist ZEWO-zertifiziert.

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