base
Dienstag, 1. November 2005, 21:15 Uhr
Private Regie: Saverio Costanzo, Italien 2004, Arabisch/Hebräisch/d, 90‘

Mohammad B. lebt mit seiner Familie im Niemandsland zwischen einem palästinensischen Dorf und einem israelischen Militärstützpunkt – in der Schusslinie der verfeindeten Parteien. Die israelische Armee beschliesst, diesen strategisch wichtigen Ort zu besetzen. Da Mohammad sich weigert, sein Haus zu verlassen, wird der obere Stock zum militärischen Sperrgebiet. Den unteren Stock darf die Familie weiterhin nutzen, die Nächte aber muss sie im Wohnzimmer eingesperrt verbringen…
«Private« basiert auf einer wahren Begebenheit und erzählt, wie die Politik ins Private einbricht. Indem Regisseur Saverio Costanzo den Nahost-Konflikt in vier Wände verlagert, gelingt es ihm, in starken Bildern einzigartige Einsichten zu vermitteln.

LOCARNO 2004 – Leopardo d’oro

Mittwoch, 2. November 2005, 13:30 Uhr
Sirga, die Löwin Regie: Patrick Grandperret, F 1996, deutsch, 91 min., ab 6 Jahren

”Sirga, die Löwin” ist die einfühlsame Geschichte einer wunderbaren Freundschaft im Herzen Afrikas zwischen dem jungen Häuptlingssohn Oulé und der heranwachsenden Löwin Sirga.
Am gleichen Tag geboren, bestehen die beiden Freunde unzählige Abenteuer. Oulé lernt durch die Löwin die Sprache des Busches und verfügt so über Fähigkeiten, die er einsetzen kann, als blaue Reiter aus dem Norden das idyllische Dorf angreifen und die Bewohner entführen.
Mit ”Sirga, die Löwin” ist es gelungen, einen faszinierenden Tierfilm mit unglaublichen Aufnahmen als spannendes Abenteuer zu inszenieren. Der Film weckt bei Kindern, Jugendlichen und Eltern gleichermaßen Begeisterung.

base
Mittwoch, 2. November 2005, 15:15 Uhr
Die Geschichte vom weinenden Kamel Regie: Byambasuren Davaa, Luigi Falorni, Mongolei 2003, OV/d, 90‘

Im weiten Süden der Mongolei, in der unwirklichen Landschaft der Wüste Gobi, kommt ein kleines, weisses Kamel zur Welt. Die Mutter, geschwächt und verstört von der schmerzhaften Geburt, verstösst ihr Junges. Ohne die nahrhafte Muttermilch scheint das Kalb, das sich seiner Mutter immer wieder verzweifelt nähert, dem Tod geweiht. In ihrer Not erinnern sich die Hirtennomaden an ein uraltes Ritual: Ein Musiker aus der fernen Stadt soll mit den magisch-himmlischen Klängen seiner Geige die Kamelmutter zum Weinen bringen und so ihr Herz erweichen. Das Wunder geschieht: Die Mutter bricht in Tränen aus, ihr Junges darf säugen und ist gerettet. Dieser fein beobachtende Film voller fremdländischer Mysterien erzählt nicht nur die Geschichte einer Kamelmutter und ihres Jungen, sondern lässt auch erahnen, wie universell der grosse Wunsch nach Liebe und Geborgenheit ist.

base
Mittwoch, 2. November 2005, 21:15 Uhr
Turtles Can Fly Regie: Bahman Ghobadi, Iran/Irak-2004

Seit seinem gefeierten Erfolgsstreifen «Time of Drunken Horses» gilt Bahman Ghobadi als einer der ganz grossen Visionäre des zeitgenössischen, kurdischen Kinos. In «Turtles Can Fly» greift der Regisseur wieder seine Lieblingsthematik auf: Er zeigt die Lebensverhältnisse von Kindern und Jugendlichen im Grenzgebiet zwischen Iran und Irak.
Die Kamera schwenkt in ein Flüchtlingslager an der türkischen Grenze, das einst von der UNO errichtet wurde. Der Stacheldraht wirkt bedrohlich, die Uniformierten stellen das Gesetz dar. Die hier zum Leben verdammten Kinder fristen ein trauriges Dasein: Ihre einzige Einkommensquelle ist das Entschärfen von Minen, die sie anschliessend weiterverkaufen. Das geht nicht immer glimpflich ab – die Verstümmelungen an Körper und Seele sind zahlreich.
Satellit ist der Boss der Kindergang – gleichzeitig fungiert er auch als Übersetzer. Weil Satellit sich mit Antennen und Fernsehern auskennt und der Junge ein paar Brocken Englisch kann, wird er von den Lagerinsassen gerne als Dolmetscher für die aktuellen CNN-Nachrichten eingespannt. Denn die ersten Angriffe amerikanischer Bomber stehen unmittelbar bevor.
Der Blick auf die Protagonisten ist liebevoll, ihre skurrilen Eigenarten lassen einen bisweilen sogar Schmunzeln. Dass die Tragik der auswegslosen Situation mit Komik aufgebrochen wird, tut dem Streifen gut. Die Laiendarsteller machen durchs Band einen guten Job. Das ist umso eindrücklicher, da es bei diesem Film kein festes Drehbuch gab. Also spielen sie im Grunde ihr eigenes Leben, was so beklemmende Authentizität vermittelt.

base
Donnerstag, 3. November 2005, 13:30 Uhr
Machuca Regie: Andrés Wood, Chile 2004, Spanisch/d/f, 120‘

Chile 1973. Der Film erzählt die einzigartige Freundschaft zwischen Gonzalo und Pedro vor dem Hintergrund der dramatischen politischen Ereignisse, die zum Putsch durch Pinochet führten.
Der 11jährige Gonzalo stammt aus guten Verhältnissen und besucht die katholische Schule von Santiago. Eines Tages nimmt die Schule auf Initiative des idealistischen Paters Mac Enroe neue Mitschüler aus den ärmlichen Vororten auf, unter ihnen Pedro Machuca. Gonzalo freundet sich mit Pedro an, der inder Slum-Siedlung am Rande der Stadt lebt. Gonzalo entdeckt eine ihm bislang unbekannte Welt aus Freundschaft, Solidarität und Respekt, und mit der hübschen Silvana auch die erste Liebe. Durch Gonzalos wache Augen beobachtet Regisseur Andrés Wood, wie das gesellschaftliche Klima der Offenheit in Chile sich praktisch täglich verschlechtert.

Donnerstag, 3. November 2005, 15:45 Uhr
Ina, Amer & Elvis Regie: Daniel von Aarburg

Bosnien/CH 2005 Bosnisch/Deutsch/Englisch, 90‘
«Ina, Amer & Elvis» erzählt die Geschichte dreier junger Menschen, die Mitten in der Pubertät stecken, als im ehemaligen Jugoslawien Krieg und nationalistischer Wahnsinn ausbrechen.
Ina Bakalovic entkommt mit ihrer Familie knapp der Einkesslung ihrer Heimatstadt Srebrenica. Die Schweiz bietet den Bakalovics Zuflucht als temporär aufgenommene Gewaltflüchtlinge.
Amer Obradovic gerät im kroatisch-bosnischen Grenzgebiet zwischen die Fronten. Er versteckt sich in den Wäldern und stellt sich dann auf Wunsch seiner Mutter der kroatischen Armee.
Elvis Besic wird mit 15 in ein serbisches Konzentrationslager gesteckt. Als er auf Druck des Roten Kreuzes ein halbes Jahr später frei kommt, wiegt er gerade noch 39 Kilo. Er und seine Familie können sich als ehemalige Lagerinsassen eine Asyldestination aussuchen. Sie entscheiden sich für die Schweiz.
Krieg und Exil führen die drei jungen bosnischen Muslime in Davos zusammen, das Durchgangszentrum für Flüchtlinge wird für kurze Zeit zu ihrem gemeinsamen Zuhause.
Nach Kriegsende trennen sich ihre Wege. Ina wandert in die USA aus, Amer kehrt nach Bosnien zurück und Elvis erhält in der Schweiz Asyl.
Ein bewegender Dokumentarfilm über den Krieg, das Exil und Erwachsenwerden unter schwierigen Umständen.

base
Donnerstag, 3. November 2005, 20:00 Uhr
Bab‘Aziz Regie: Nacer Khemir, Tunesien 2005, Arabisch/Farsi/d/f, 98‘

In der Tradition von 1001 Nacht erzählt «Bab’Aziz» Geschichten von Prinzen, Palästen und langen Irrfahrten: Zwei einsame Gestalten in einem Meer aus Sand: Ishtar, ein lebhaftes kleines Mädchen, und ihr Grossvater Bab’Aziz, ein blinder Derwisch. Ihr Ziel ist das grosse Derwisch-Treffen, das alle dreissig Jahre stattfindet, dessen Ort jedoch nur demjenigen offenbart wird, der es vermag mit dem Herzen der unermesslichen Stille der Wüste zu lauschen und sich von ihr leiten zu lassen. Auf dem Weg durch die endlose Weite begegnen sie anderen Menschen: Osman, der sich nach den schönen jungen Mädchen verzehrt, die er am Grunde eines Brunnens gefunden hat … Zaid, der mit seinem Gesang eine hinreissende Frau verführt und wieder verloren hat … Dann ist da noch der Prinz, der sein Reich aufgibt, um Derwisch zu werden – ein uraltes Märchen, das Bab’Aziz Ishtar auf ihrer entbehrungsreichen Wanderung erzählt. Doch die Wüste ist dem Derwisch wohl gesonnen und verrät ihm rechtzeitig ihr Geheimnis: den Versammlungsort. Der alte Mann gibt seiner Enkeltochter noch einen letzten Kuss, bevor er sie mit Zaid in den Strudel aus wilden Farben und betörenden Klängen schickt, durch den sich das Treffen schon von Ferne ankündigt. Denn für Bab’Aziz ist die Zeit gekommen, mit dem Sand zu verschmelzen …
Quelle: trigon-film

base
Donnerstag, 3. November 2005, 21:45 Uhr
Mauer Regie: Simone Bitton, France/Israel 2004, Hebräisch/Arabisch/d, 98‘

Die israelische Regierung fühlt sich von den Palästinensern derartig bedroht, dass sie eine Mauer an einer willkürlich gezogenen Linie errichtet. Diese ist mit der Berliner Mauer durchaus zu vergleichen. Simone Bitton verfolgt den Bau dokumentarisch, untersucht die Kosten und erörtert die möglichen Folgen der Separation zweier Völker: eine filmische Meditation über den Israel-Palästina-Konflikt.
Simone Bitton behaupt ihre doppelte Identität als Jüdin und Araberin und lässt so die Grenzen des Hasses verschwimmen. In einem klassischen dokumentarischen Ansatz folgt der Film der Mauer der Trennung, die eine der historisch bedeutendsten Landschaften zerstört, indem sie das eine Volk einsperrt und das andere eingrenzt.
Auf der Baustelle dieser irrsinnigen Mauer trotzen tägliche Ansprachen und heilige Gesänge – auf Hebräisch und Arabisch – dem Diskurs des Krieges inmitten des ohrenbetäubenden Lärms der Bulldozer.
«Mauer» erlaubt dem Zuschauer einen letzten Blick auf die Schönheit dieser Landschaft und die Menschlichkeit seiner Bewohner, bevor sie hinter der Mauer verschwinden.

base
Donnerstag, 3. November 2005, 23:30 Uhr
Travellers & Magicians Regie: Khyentse Norbu, Buthan 2003, OV/d, 108‘

Nach seinem bezaubernden und feinfühligen Erstling «The Cup» erzählt uns der Bhutanese Khyentse Norbu die Fabel des jungen Dondup, der die Einfachheit seines Landes verspottet und von einem Lebenin Amerika träumt.
Als er durch einen Freund die Chance auf ein Visum für die Staaten erhält, lässt Dondup alles stehen und liegen und packt seine Sachen zusammen. Durch eine Reihe von unglücklichen Zufällen verpasst er aber den Bus, der ihn zum Flughafen in die Hauptstadt bringen sollte und ist gezwungen, per Anhalter zu fahren. Dabei trifft er auf andere Reisende, eine Apfelverkäufern, einen fröhlichen Mönch und einen alten Mann, der mit seiner hübschen Tochter unterwegs ist. Dieses Menschengrüppchen und die abenteuerliche Reise durch die wunderschöne Landschaft Bhutans eröffnen Dondup einen ganz neuen Blick auf das Land, das er verlassen will…
Ein poetisches Roadmovie, in dem die äussere Bewegung dem inneren Mäandrieren untergeordnet ist.

base
Freitag, 4. November 2005, 09:30 Uhr
Tibet – zwischen Museum und Moderne Regie: Zhibin Fu, Jon-Andri Mantel, Tibet/Schweiz 2005, Tibetisch/d, 74‘

Die tibetische Kultur wird angesichts ihrer massiven medialen Präsenz im Westen nicht so rasch untergehen, scheint es. Doch wie sieht die Situation auf dem Dach der Welt aus? Ein chinesisch-schweizerisches Filmteam hat sich aufgemacht, um dieser Frage nachzugehen.
Geheimnisvoll. Rätselhaft. Entlegen. Das ist Tibet. Kaum ein anderer Ort wurde von der westlichen Kultur so verklärt wie diese Region auf dem Dach der Welt. Berichte über mysteriöse Städte in verborgenen Tälern, verboten für ausländische Besucher, beflügelten schon im frühen 19. Jahrhundert die antasie der in Europa zurückgebliebenen. Inzwischen haben sich Alltag und Kultur des Landes aber grundlegend verändert. «Tibet – zwischen Museum und Moderne» zeigt ein realistisches Bild des Landes fern von westlicher Verklärung.

base
Freitag, 4. November 2005, 11:00 Uhr
Journeys with Tibetan Medicine Regie: Martin Saxer, Schweiz 2005, OV/d, 77‘

«Journeys with Tibetan Medicine» erzählt die dramatische Geschichte einer Familie tibetischer Ärzte aus Burjatien (Sibirien). Die Badmayevs brachten die tibetische Medizin in den Westen: nach St. Petersburg, Polen, in die Schweiz und die USA. Sie waren Grenzgänger, die den Versuch wagten, eine östliche Wissenschaft in abendländisches Denken zu übersetzen.
Die tibetische Medizin zeigt sich dabei von einer ungewohnten Seite: nicht als uralte Heilkunst, sondern als dynamische Wissenschaft. auf ihrem Weg in den Westen trifft sie auf mystisch angehauchten Adel, revolutionäre Lamas, erkrankte Parteifunktionäre, zwei polnische Präsidenten und die Schweizer Behörden. eine Odyssee über vier Generationen durch die Wirren des 20. Jahrhunderts.

base
Freitag, 4. November 2005, 13:30 Uhr
Les petites gens – Malen´kje Ljudi Regie: Nariman Turebayev, Kasachstan 2003, Russisch/d/f, 85‘

Kasachstan gehört zu jenen zentralasiatischen Ländern, die sich nach dem Zerfall der Sowjetunion selbständig gemacht haben. Bek und Max sind zwei junge Männer, die sich in der neuen, nach kapitalistischen Spielregeln und westlichen Vorbildern strukturierten Gesellschaft zurecht finden müssen. Man könnte sie als Hänger bezeichnen, sie leben in den Tag hinein und missbrauchen beim Schwarzhandel mit Schalk die Naivität der Leute. Bek ist auf der Suche nach der grossen Liebe und übernimmt sich dabei auch schon mal; Max will abhauen, sobald es geht.
Der Lauf der Zeit und der Stand der Dinge tragen kaum zur Erfüllung ihrer Wünsche bei. Wir aber erleben ein Stück zentralasiatischen Alltag, erzählt in der schönen Tradition des minimalistischen Kinos eines Jim Jarmusch oder, kasachisch betrachtet, von Dareschan Omirbaew. Die Reduktion passt sehr gut zu den beiden grossartig verkörperten Figuren und prägt den Charme und leisen Witz des Filmes. Wo es an Arbeitsmöglichkeiten mangelt, muss man improvisieren können und schlauer sein, als die anderen. Das ist ein Kino der leisen Töne von Poesie, Humor und Gefühlen.
Quelle: trigon-film

base
Freitag, 4. November 2005, 15:00 Uhr
Mahaleo Regie: Marie-Clémence Paes, Paes Cesar, Rajaonarivelo Raymond, Frankreich/Madagascar 2005, Madegassisch/e, 102‘

Im Madegassischen bedeutet «Mahaleo» frei, unabhängig, selbstständig. Trotz all ihrer Erfolge lehnten die sieben Musiker der Gruppe Mahaleo das Show-Business grundsätzlich ab, um sich stattdessen für die Entwicklung ihres Landes einzusetzen. So sind die Pioniere des madegassischen Blues als Ärzte, Chirurgen, Landwirte, Soziologen oder Abgeordnete tätig. Durch den Schwung ihrer Lieder beflügelt, entwirft der Film ein bewegendes Porträt des heutigen Madagaskars.
Mahaleo erinnert an die jüngste Geschichte der Grossen Insel. Während engagierte Lieder erklingen, ziehen Archivbilder vor uns vorbei, anschliessend sehen wir die Sänger in ihrem Berufsalltag. Mir nichts dir nichts, fast spielend, werden wir mit den wirtschaftlichen und sozialen Problemen Madagaskars bekannt gemacht. Cesar Paes und der Madegasse Raymond Rajaonarivelo haben hier ihre Talente vereint, um einen leichten, sehr konkreten, poetischen und politischen Film zu schaffen.

base
Freitag, 4. November 2005, 17:00 Uhr
Coca: Die Taube aus Tschetschenien Regie: Eric Bergkraut, Schweiz 2004, OV/d, 86‘

«Coca: die Taube aus Tschetschenien» ist ein Film über das Beharren, den Mut, die Kluheit, die Weitsicht und die sanfte List von Frauen in Kriegszeiten.
«Coca» nannten ihre Eltern Sainap Gaschaiewa – die Taube. Geboren in der Verbannung in Kasachstan, wurde sie Geschäftsfrau und zog vier Kinder gross. Seit 1994 dokumentiert sie, was in ihrer tschetschenischen Heimat täglich geschieht: Verschleppung, Folter, Mord.
Was Präsident Putin zur «antiterroristischen Aktion» erklärt, hat Züge eines Völkermordes angenommen. Bis zu dreissig Prozent der tschetschenischen Bevölkerung könnten getötet worden sein. Die Weltöffentlichkeit schweigt, sei es aus Unwissen, Hilflosigkeit oder Opportunismus.
Zusammen mit anderen Frauen hat Sainap Gaschaiewa hunderte Video-Kassetten versteckt. Jetzt will sie diese nach Westeuropa schaffen. Sie hofft, dass es zu einem Tribunal kommt und die Schuldigen bestraft werden – auf welcher Seite sie auch stehen. Ein Kampf gegen Windmühlen?
Int. Filmfestival Berlin 2005: Empfehlung der Friedensfilmpreisjury als ‹Friedensfilm›.
Im Wettbewerb: Tribecca International Film Festival 2005. CH-Uraufführung. Festival Visions du Réel Nyon >>noch mehr

base
Freitag, 4. November 2005, 19:45 Uhr
Yasmin Regie: Kenneth Glenaan, Grossbritannien/Deutschland 2004, OV/d, 87‘

Yasmin, eine pakistanische Immigrantin der zweiten Generation, lebt in der Spannung zwischen ihrer Lebenlust und den Forderungen ihrer Familie, der die Mutter fehlt. Sie arbeitet als Sozialarbeiterin mit behinderten Kindern in Nordengland und wird von ihren Kollegen sehr geschätzt. Yasmins Vater ist frommer Muslim und Wächter der ansässigen Moschee, während ihr Bruder sich lieber als Kleindealer betätigt.
Die Anti-Terrormassnahmen der Polizei nach dem Anschlag der Al-Qaida auf das politische und ökonomische Zentrum des Westens im Jahr 2001 radikalisiert die jungen Muslime. Die Ereignisse verändern auch die Haltung von Yasmins Freunden und Arbeitskollegen, die sich von ihr distanzieren. Der Blick von aussen macht Yasmin zur Muslima.
Obwohl der Film in der britischen Gesellschaft spielt, setzt er sich mit einem Thema auseinander, das alle Welt beschäftigt. Yasmin sucht mutig einen Weg, sich selbst treu zu bleiben – sowohl in der Gemeinschaft der pakistanischen Immigranten, als auch in der westlichen Mehrheitsgesellschaft. Sie verkörpert die Erfahrung vieler Muslime, die nach dem 11. September den Anstoss zu einer Versöhnung mit ihrer kulturellen Erbschaft und ihrem Glauben erlebt haben. Der Konfrontation zwischen westlich-säkularer Kultur und radikalen islamischen Ideen stellt der Film die Suche nach Alternativen und persönlicher Identität entgegen.

Freitag, 4. November 2005, 21:30 Uhr
Memories of Rain – Szenen aus dem Untergrund Regie: Gisela Albrecht/Angela Mai, Deutschland/Südafrika 2003, 107‘, Englisch/d

«Memories of Rain» erzählt die Geschichte von Jenny Cargill und Kevin Qhobosheane. Sie stammt aus der weissen, er aus der schwarzen Welt Südafrikas. Beide haben in führender Position beim Nachrichtendienst des bewaffneten Flügels des African National Congress (ANC) gegen den Apartheidstaat gekämpft. Es ist die Geschichte von im Exil verbrachtem Leben, einem Exil, das Kevin durch die Militärcamps des ANC in Angola führte und Jenny durch die Ausbildung beim Geheimdienst in Ost-Berlin.
«Memories of Rain» ist keine historische Studie über den bewaffneten Kampf des ANC. Er beschreibt die persönliche Erfahrung zweier Menschen, wie sie aufwuchsen und Teil des Untergrunds wurden. Er zeigt ihre Ziele und die Mühe, die es kostet, die Ideale in der Konfrontation mit den dunklen Seiten eines militärischen Konflikts aufrecht zu erhalten. Zugleich erzählt er aber auch von der Untergrund-Arbeit in Südafrika selbst, von einem auf ständige Tarnung angewiesenen Leben, das abgeschnitten von der normalen Gesellschaft ist und auf so rigider Selbstdisziplin basiert, dass dadurch jede Spontaneität zerstört zu werden droht.

base
Samstag, 5. November 2005, 00:00 Uhr
Musica Cubana Regie: German Kral, Deutschland/Kuba 2004, Spanisch/d, 92‘

«Musica Cubana» erzählt die Geschichte der Entdeckung der angesagtesten jungen Musiker Kubas, die sich schliesslich unter der Leitung des 87-jährigen Pío Leiva, der kubanischen Musikerlegende aus dem "Buena Vista Social Club", zu einer Band formieren.
Pío Leiva und der Taxifahrer Bárbaro machen sich auf die Suche nach den besten Vertretern der modernen kubanischen Musik. Auf ihrer Reise begegnen sie einigen der beliebtesten Musikern Kubas: Mayito Rivera, dem Mick Jagger Kubas, El Nene, Sänger der Gruppe "Los Jóvenes Clásicos del Son" und Telmary, eine unglaublich talentierte junge Rapperin mit einer Menge kubanischen Soul. Und nicht zuletzt Arlenys und Annalays von den "Chiki Chaka Girls", die mit Ohrwurmverdächtigen Latino-Pop vertreten sind.
Der Film begleitet die Künstler bei den Proben und Aufnahmen zahlreicher klassischer Titel der kubanischen Musik wie "Chan Chan", "Fiebre de Tí" und "Longina", sowie bei ihren Improvisationen und ihrer Suche nach neuen Liedern und ihrem eigenen Stil.
Am Schluss reisen sie zu einem grossen Konzert nach Tokio, wo ihre Band "The Sons of Cuba" aus der Taufe gehoben wird.

base
Samstag, 5. November 2005, 09:00 Uhr
Die Chinesischen Schuhe Regie: Tamara Wyss, D 2004, OV/d, 104‘

Aus der Vergangenheit flussaufwärts in eine Gegenwart rastloser Veränderung.
Auf den Spuren ihrer Grosseltern begibt sich Tamara Wyss den Jangtse flussaufwärts, durch die Drei Schluchten bis in die grossen Städte Sichuans. Gedreht wenige Wochen vor der Fertigstellung des Staudamms, treffen wir überall auf Zeichen eines grossen und historischen Umbruchs. Alles ist in Bewegung, nicht nur die Flusslandschaft, die an uns vorüberzieht. Alte Städte werden abgerissen, neue gebaut, der Welt grösster Staudamm lässt einen Fluss und mit ihm eine einzigartige Kulturlandschaft unwiederbringlich verschwinden. Nichts wird bleiben, wie es ist, auch die Landschaft der Drei Schluchten, die wir im Film sehen und die die Grosseltern noch gekannt haben, wird in Kürze nur noch Geschichte sein.
Der Film richtet sein Augenmerk immer wieder auf die Menschen, denen Tamara Wyss während ihrer Reise begegnet. Mit erstaunlicher Offenheit und einer überraschenden Gelassenheit berichten sie von den Verwerfungen chinesischer Geschichte und den Folgen aktueller Politik für ihr Leben. Im Gepäck hat die Autorin Fotografien, Tonaufnahmen, Aufzeichnungen und Briefe ihrer Grosseltern. Diese Dinge sind ihr "Reiseführer" durch das Land und zu den Menschen. Zu ihnen kehrt der Film immer wieder zurück.

base
Samstag, 5. November 2005, 11:00 Uhr
Schiza – Fifty/Fifty Regie: Guka Omarowa, Kasachstan / Russland 2004, Russisch/d/f,86‘

Kasachstan, Anfang der neunziger Jahre. Boxkämpfe ohne Gesetze. Die Trophäe – ein alter Mercedes. Ein schweigsamer Junge, den alle Schiza nennen, und ein Ex-Boxer versuchen ihr Glück. Aber in dieser Ecke der Welt ist es einfacher, sich töten zu lassen, als zu gewinnen.
Wir folgen dem Schicksal des fünfzehnjährigen Schiza, der vom Liebhaber seiner Mutter beauftragt wird, Boxer für illegale Wettkämpfe zu finden. Aber sein Leben verändert sich dramatisch, als einer seiner Kämpfer im Ring tödlich verletzt wird…
SCHIZA ist der erste Spielfilm der Regisseurin- Autorin Guka Omarowa und führt und in ein wildes, gesetzloses Kasachstan. Grandiose Landschaftsaufnahmen, schnelle Kämpfe und eine zaghafte erste Liebe machen diesen Film zum Ereignis.

base
Samstag, 5. November 2005, 12:45 Uhr
Bombón – el perro Regie: Carlos Sorin, Argentinien 2004, Spanisch/d/f, 97‘

Carlos Sorín ist ein Meister der einfachen Geschichten von einfachen Leuten. Wer seinen letzten Spielfilm Historias mínimas gesehen hat, konnte sich der Faszination nicht entziehen.
Ein Mann kommt auf den Hund, möchte man sagen, und gleichzeitig anfügen: Er entdeckt dabei das Leben neu und findet zu sich und einem Auskommen. Als die jüngste filmische Erzählung von Carlos Sorín ansetzt, ist der Mann arbeitslos und versucht auf geradezu rührende Art, Messer mit selber geschnitztemKnauf an die Leute zu bringen. Juan heisst er, und wir erfahren im Verlauf seiner Geschichte, dass er an der Tankstelle, an der er die vergangenen zwanzig Jahre gearbeitet hatte, entlassen wurde. Arbeit gibt es im neoliberal ausgebluteten und einst so reichen Argentinien heute viel zu wenig, aber deshalb muss man noch lange nicht den Bettel hinschmeissen und schon gar nicht einen traurigen Film gestalten.
Juan ist unterwegs, und das kann nie schaden, denn wer sich bewegt, begegnet auch anderen. Zum Beispiel einer jungen Frau, die von einer Panne blockiert hilflos am Strassenrand steht. Er kann ihr helfen und kommt nun eben auf den Hund. Ein rassenreines Prachtstück von argentinischer Dogge wird ihm überlassen. Man hat bei den Schenkenden eher das Gefühl, dass sie das geerbte Monstrum loswerden möchten, als dass sie Juan wirklich ein Geschenk machen wollen. Und bei ihm ist klar, dass der Hund ihn fürs Erste noch mehr einschüchtert, als es die Situation tut, in der er steckt.
Quelle: trigon-film

base
Samstag, 5. November 2005, 14:30 Uhr
The Hunter – Okhotnik Regie: Serik Aprimov, Kasachstan 2004, Kasachisch/d/f, 90‘

Ein als «Wolfskind» verrufener Junge und seine verführerische Mutter sowie ein Jäger und Schamane stehen im Mittelpunkt dieser elegischen, zum Teil burlesken Erkundungen menschlicher Begierden, Fähigkeiten und Einsamkeiten. Nachdem der Junge einen Überfall begangen hat, bricht er mit dem Jäger und Liebhaber seiner Mutter zu einer Initationsreise auf.
Serik Aprymov gelingt eine spannende genreübergreifende Erzählweise, eine reizvolle Mischung aus Legende, Epos und sozialem Realismus und dies eingebettet in die Natur der kasachischen Berglandschaft. Während der Initiationsreise versucht der Jäger dem Jungen seine Lebensfreude und Erkenntnisse zu vermitteln, indem er ihm die Schönheit der Natur nahe bringt und ihn Freundschaft und Tod entdecken lässt. Seine Probe besteht Erken, als er seine Mutter findet, die auf der Suche nach ihrem Sohn in den Bergen vor Kälte in Ohnmacht fällt.
Serik Aprimov bringt uns ein schönes Stück gesellschaftlichen Alltags in seiner Heimat und Momente einer Kindheit näher.
Quelle: trigon-film

base
Samstag, 5. November 2005, 16:30 Uhr Sonntag, 6. November 2005, 15:00 Uhr
Saratan Regie: Ernest Abdyjaparov, Kirgistan 2004, Kirgisisch/d/f, 84‘

Ernest Abdyjaparov lässt uns in seiner herrlich skurrilen Komödie die Atmosphäre eines kleinen kirgisischen Dorfes eintauchen, das die Situation des ganzen Landes zehn Jahre nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion versinnbildlicht. Überall fehlt es an Geld, und jeder versucht sich durchzuschlagen, so gut er kann. In tragikomischer Weise erzählt uns die Geschichte, wie die Personen dieses Mikrokosmos zwischen Politik und Religion, Tradition und Moderne mit dem Leben zurechtzukommen suchen.
«Im Zentrum der Geschichte steht das Schicksal des kirgisischen Volkes nach dem Zusammenbruch des sowjetischen Reiches und der Unabhängigkeit, die Kirgisien damals gewann. Völlig unerwartet funktionierten die Mechanismen der staatlichen Zentralisierung nicht mehr. Der Held der Geschichte ist natürlich das kirgisische Volk, das die Folgen zu tragen hatte, bevor Lösungen zur Bewältigung der Probleme gefunden wurden. Zweifellos sind einzig Humor und Selbstspott imstande, die ganze Kraft der traurigen Bilder, die der Alltag bietet, zu erfassen und zu verstehen; ein Humor, der jenseits des Lachens am Werk ist, da er direkt aus der Absurdität der Situation entsteht.» (Ernest Abdyjaparov)
Quelle: trigon-film

Samstag, 5. November 2005, 19:15 Uhr
Daf Regie: Ghobadi Bahman; Iran/Irak 2004, Kurdisch/e, Dokfilm, 40‘

In einem kurdischen Dorf unweit der irakischen Grenze stellen Faegh, seine drei Frauen und ihre elf Kinder traditionelle Trommeln her, so genannte Daf. Ankauf und Zubereitung des Holzes, Trocknen der Häute… die Kamera verfolgt die Herstellung Schritt für Schritt.
Durch den Bau dieses Instrumentes, das in der kurdischen Gemeinschaft eine ganz besondere Bedeutung hat, stellt der Film die Lebensweise einer nicht ganz alltäglichen Familie dar, deren Überleben von der Musik abhängt. Die Musik ist der Schlüssel, der uns die Türen zu ihrer Welt öffnet. Dieses Instrument wird sowohl bei Kindergeburtstagen als auch bei Bestattungszeremonien gespielt. Die Rolle des Tons als besonderem Bindeglied zur Welt und zur Religion kommt in berührender Weise zum Ausdruck, wenn Faeghs ältester Sohn, der wie mehrere seiner Geschwister von Geburt an blind ist, einen Lobgesang auf Gott anstimmt oder den Rhythmen des Daf aufmerksam zuhört.

base
Samstag, 5. November 2005, 20:15 Uhr
Kekexili – Mountain Patrol Regie: Lu Chuan, China 2003, Mandarin/Tibet/d/f, 95‘

Ga Yu, ein Journalist aus Beijing, will im mystisch anmutenden Lager der Bergpatrouille von Kekexili die Gründe für das geheimnisvolle Verschwinden von freiwilligen Helfern und für das illegale Jagen der tibetischen Antilopen aufdecken. Auch will er den Gerüchten nachgehen, die Bergpatrouille würde mit den Wilderern kooperieren. Ga Yu schliesst sich der Patrouille auf ihrem Weg durch eine 40.000 Quadratkilometer grosse Wildnis an. Die Wilderer sind wie Gespenster in dieser unbewohnten Landschaft und verfolgen die Mitglieder der Patrouille wie dunkle Schatten, die auf den richtigen Moment für ihren tödlichen Angriff warten. Die Jäger werden zu Gejagten. Anfangs verhält sich Ga Yu wie ein Beobachter, blickt distanziert durch die Optik seiner Kamera. Doch allmählich erfährt er, dass dies kein gewöhnlicher Patrouillengang ist, sondern eine Reise auf Leben und Tod, angesiedelt und grossartig fotografiert in einer absolut packenden Berglandschaft in breitem Cinemascope. Ein Film, den man so schnell nicht mehr vergisst.
"Ich wollte einen Film über das Überleben machen und das Geschehen auch von der anderen Seite betrachten, aus der Sicht der Wilderer. Denn sie sind oft nur einfache Bauern, die Armut zu Schlächtern macht und die Antilopen aus dem einen Grund töten: um selbst zu überleben. Wir Städter müssen uns nur selten direkt dem Kampf auf Leben und Tod stellen. Deshalb habe ich diesen Film gedreht. Ich wollte am Beispiel der Patrouillenmänner dokumentieren, dass wir letztlich alle in den Kampf ums Überleben verstrickt sind." Lu Chuan
Quelle: trigon-film

base
Samstag, 5. November 2005, 22:00 Uhr
U-Carmen eKhayelitsha Regie: Mark Dornford-May, Südafrika 2004, Xhosa/d/f, 120‘

Der erfahrene britische Musik- und Theaterregisseur Mark Dornford-May war bei einem Südafrika-Besuch derart begeistert über das riesengrosse Talentreservoir unter den jungen Leuten, dass er versuchen wollte, eine professionelle Truppe zusammenzustellen. So führte er an zahlreichen Orten, vor allem in Townships, öffentliche Auditions durch. Viele unter denen, die unbedingt dabei sein wollten, kamen aus den ärmsten Gebieten Südafrikas, ihre Talente waren noch völlig ‚un-educated’ und viele hatten davor noch nie ein Theater von innen gesehen.
2000 Auditions später hatte Dornford seine 40 sagenhaft hinreissenden Künstler gefunden und die "Dimpho Di Kopane" (Truppe verschiedener Talente) war geboren.
Seither haben sie mehrere begeisternde Aufführungen erschaffen und sind in Südafrika grosse Stars. Die Gruppe tourt mit anhaltendem Erfolg auch durch Europa.
Georges Bizets «Carmen» ist genau der richtige Stoff für die Power-Gruppe aus Cape Town, die eine dynamische Neuinterpretation gewagt hat, die alles Bisherige in den Schatten stellt: erzählt wird die Liebesgeschichte – im Xhosa-Dialekt und untermalt mit pulsierenden african traditionals – vor dem aufreibenden Alltag in Khayelitsha, einer der grössten Townships Südafrikas.

base
Sonntag, 6. November 2005, 00:00 Uhr
El corazón de Jesús Regie: Marcos Loayza, Bolivien 2003, Spanisch/d/f, 90‘

Jesus Martínez, Finanzbeamter in La Paz, erleidet inmitten des Grossraumbüros einen Herzinfarkt. Jesús hat Glück im Unglück, und dann wiederum Unglück im Glück. Er überlebt den Herzinfarkt, wird jedoch von seiner Frau verlassen und erfährt ausserdem, dass die Versicherung die Krankenhauskosten nicht übernehmen will, da er angeblich den Vorfall nicht früh genug gemeldet hat. Doch das Glück oder vielmehr der Zufall will es, dass das Krankenhaus Untersuchungsergebnisse eines gewissen anderen Jesús Martínez mit seinen vertauscht. Mit dem Befund von bösartigem Krebs in der Hand, packt Jesus die Gelegenheit am Schopf und liefert sich selbst in ein Krankenhaus ein und schlägt so der Versicherung ein Schnippchen.
«Die bolivianische Andenstadt La Paz ist gewiss kein alltäglicher Ort für eine Kinogeschichte. Umso schöner, dass uns diese leichte Komödie um einen, der sich um sein Geld betrogen fühlt und mit allerletzter Konsequenz den Rückbetrug angeht, endlich auch Gelegenheit bietet, etwas von der spektakulär und einzigartig gelegenen Stadt zu zeigen.» (Walter Ruggle, trigon-film)

base
Sonntag, 6. November 2005, 09:30 Uhr
Ma famille africaine Regie: Thomas Thümena, Schweiz 2004, OV/d, 80‘

Weder schlichtes Homemovie noch bitterernste Reflexion – der Film von Thomas Thümena erzählt von den Reibungsflächen der Multikultigesellschaft.
Er, Thomas Thümena, ist knapp vierzig Jahre alt und von Beruf Filmemacher, sie, Lea Zézé, hat bis zur Geburt des Kindes Yann als Zimmermädchen gearbeitet, nun wird sie zuhause bleiben, bis sie eine Ausbildung als medizinisch-technische Assistentin absolvieren kann. Sie leben in Zürich und teilen die Probleme, die fast jedes junge Paar hier haben wird: Es gibt keine Krippenplätze, das Geld ist knapp, man streitet und liebt sich.
Eine ganz normale Schweizer Familie also, wäre da nicht der unterschiedliche ethnische Hintergrund: Thomas stammt aus der Deutschschweiz, Lea ist an der Elfenbeinküste, in Abidjan, geboren und als Erwachsene in die Schweiz geflohen. Gelebt hat sie hier lange als Sans-Papier.
Und es gibt genug Hürden: Auf dem Arbeitsamt erklärt man Lea, sie solle, obwohl sie ein Abitur nachweisen kann, doch weiter als Zimmermädchen arbeiten. Und Mentalitätsunterschiede: Thomas trägt lieber dezente Farben, Lea sieht ihn gerne in bunten Hemden. Gebären, findet sie, ist Frauensache, der werdende Vater wäre gerne dabei gewesen.
 

base
Sonntag, 6. November 2005, 12:30 Uhr
Va, vis et deviens (Live and Become) Regie: Radu Mihaileanu, Israel/Frankreich 2004, OV/d, 145‘

Äthiopien, um die Jahreswende 1984/85 – nach einer Hungerkatastrophe kommt es zum Exodus und zum Tod tausender äthiopischer Juden. Um das Volk der "Falashas" aus einem Flüchtlingslager im Sudan zu retten, entschliesst sich Israel unter der Führung des Mossad und mit Hilfe der USA zu einer beispiellosen Rettungsaktion – so gelangen fast 8000 Menschen, viele davon Waisen, ins gelobte Land. Der kleine Schlomo aber ist weder Jude, noch Waise, sondern ein "Goi" –seine Mutter hat ihn dazu überredet, sich als Jude auszugeben, um dem Hungertod zu entkommen. In Israel wird Schlomo von einer aus Frankreich stammenden, jüdischen Familie adoptiert. Geprägt von der Angst, als Lügner entlarvt zu werden, wächst Schlomo zu einem jüdisch-israelisch-französischen Bürger heran, vergisst aber doch nie seine Mutter und seine ursprüngliche Identität.
In dieser kunstvollen Balance zwischen Tragik und Komik vermag Mihaileanu eine wahrhaft Völker verständigende Geschichte zu erzählen, die nationalistische Stereotypen entlarvt und statt dessen vielmehr auf die fruchtbaren Auswirkungen sich kreuzender Kulturen und individueller Begegnungen verweist. In diesem Sinne ist für Mihaileanu seine Hauptfigur ein "Kind des Jahrhunderts", dass stellvertretend für viele andere einen Kompromiss mit dem Wahnsinn der Geschichte geschlossen hat.

base
Sonntag, 6. November 2005, 16:45 Uhr
This Charming Girl Regie: Lee Yoon-ki, Südkorea 2004, Koreanisch/d, 99‘

Jeong-hae, die Hauptfigur von This Charming Girl, wird während des ganzen Films mit der Handkamera beobachtet. Weder so aufdringlich noch so verwackelt wie in Rosetta von den Brüdern Dardenne, dafür aber mindestens genauso erfolgreich, was das allmähliche Ausloten des Innenlebens dieser jungen Frau angeht. Zunächst erscheint es so, als würden relativ langweilige Alltagsmomente abgebildet, doch schon bald verflechten sich Jeong-haes Job in einer Postfiliale, ihre Busfahrten und ihre Dauerbeschäftigung Fernsehen zu einem komplexen Einblick in die Person, die sich hier scheu von der Welt abzukapseln versucht, die höchstens mal mit Arbeitskolleginnen in der Mittagspause essen geht oder am Telefon mit ihrer Tante streitet, sonst aber kaum mit ihrer Umwelt in Kontakt tritt.

base
Sonntag, 6. November 2005, 18:30 Uhr
Ouaga Saga Regie: Dani Kouyaté, Burkina Faso 2004, Französisch/d, 85‘

«Ouaga Saga» ist eine städtische Komödie über eine Bande von Jugendlichen, die angesichts der 1001 Versuchungen zu überleben versucht und gleichzeitig ein modernes Märchen über Ouagadougou, die Hauptstadt Burkina Fasos. «Ouaga Saga» ist auch eine Hommage ans Kino in Ouagadougou und in Afrika überhaupt, denn alles dreht sich immer wieder um den Film und den Ort, an dem die Menschen Filme anschauen und geniessen. Das Kino ist hier einer der wichtigen Treffpunkte, ein Ort der Emotionen, denen man freien Lauf lassen kann.
War sein letzter Spielfilm «Sia, le rêve du Python» ein stark an Traditionen anknüpfendes Werk, so versucht Dani Kouyaté hier die gegenwärtige Realität in seiner Heimat Burkina Faso in einer Geschichte umzusetzen, die aus dem Leben gegriffen ist. So nah sie mitten im Treiben drin ist, so wunderbar leicht ist sie auch wieder überhöht, bis sie am Ende abhebt vom Planeten Erde und davonschwebt. Aus dem Weltall wird vor allem eines deutlich: Schwarzafrika mit Ouagadougou ist nicht nur ein anderer Kontinent, das ist ein anderer Planet.
Quelle: trigon-film

base
Sonntag, 6. November 2005, 20:15 Uhr
Le Cerf-volant Regie: Randa Chahal Sabbag, Frankreich/Libanon 2003, Arabisch/d/f, 90‘

Am Tag ihrer Hochzeit wird Lamia, ein 16jähriges Mädchen, zum ersten Mal den Stacheldraht ‹überqueren›, der ihren Teil des Dorfes von jenem trennt, in dem ihr zukünftiger Ehemann Samy lebt. Lamias Dorfteil ist im Libanon, Samy’s Dorf wurde von Israel annektiert. Nur die sich Versprochenen dürfen diese Grenze überschreiten – und zurück können sie erst wieder im Sarg…
Lamia lässt alles zurück: ihre Familie, ihren kleinen Bruder, mit dem sie immer im Grenzstreifen Papierdrachen steigen liess, die Schule, ihre Freundinnen, ihre Mutter, ihre Vergangenheit. Auf dem Weg durch das verminte Niemandsland begegnet sie dem jungen Grenzsoldaten – und die beiden verlieben sich ineinander…
Randa Chahal Sabbag, Tochter einer Libanesin und eines Irakers, hat in ihrem intensiven Drama die politische Trennung eines Dorfes poetisch überwunden:
"Ich wollte ohne Hass vom Krieg sprechen. Dazu brauchte ich eine Liebesgeschichte, die sich an einer Grenze abspielt, in der kein Schuss fällt und nie von Frieden gesprochen wird. «LE CERF-VOLANT» ist in erster Linie eine Geschichte von Liebe, Sehnsucht und Unheil." (Randa Chahal Sabbag)