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Dienstag, 3. November 2009, 18:30 Uhr
Invisibles Regie: Isabel Coixet, Fernando León de Aranoa, Mariano Barroso, Javier Corcuera, Wim Wenders, diverse Länder, OV/d, 110’

Die „Unsichtbaren“, das sind jene, die wir nicht wahrnehmen wollen – Menschen, denen die Aufmerksamkeit der westlichen Medien nur sehr selten zuteil wird, und jene, die dennoch nicht aufhören, sich um sie zu kümmern. Ihnen ist dieser Film im Besonderen gewidmet: all jenen, die die Arbeit der internationalen Hilfsorganisation „Ärzte ohne Grenzen“ in den unterschiedlichsten Krisen- und Kriegsregionen der Erde ermöglichen und unterstützen.
Der dokumentarische Gemeinschaftsfilm entstand aus Anlass des 20. Geburtstages der spanischen Sektion von „Ärzte ohne Grenzen“. Fünf Regisseure sind an Schauplätze von deren Arbeit gereist. Isabel Coixet berichtet in einem filmischen „Brief an Nora“ von Opfern der Schlafkrankheit, an der in Lateinamerika 18 Millionen Menschen leiden. Fernando León de Aranoa schildert in seinem Beitrag das Elend von Kindern in Uganda. Mariano Barroso erzählt von zwei unterschiedlichen Verwendungsarten des pharmazeutischen Wirkstoffs Eflornithine in Afrika und in der Modemetropole Paris. Javier Corcuera behandelt in seinem Kurzfilm die lang anhaltende Wirkung von Kriegstraumata. Wim Wenders ist in den Kongo gereist und hat dort einen Film über die Massenvergewaltigungen während des Bürgerkriegs gedreht.
Ein Film über die Leiden der dritten Welt: entwurzelte Menschen in Kriegsregionen Südamerikas, Rekrutierung von Kindersoldaten in Afrika, für die Pharmaindustrie unprofitable Krankheiten. ?Médecins Sans Frontières/ Ärzte ohne Grenzen (MSF)
Als Vertreter von «Médecins Sans Frontières» MSF gibt der in Chur aufgewachsene Marco Bürkli Vils eine Einführung zu dieser Hilfsorganisation und zum Film «Invisibles». Marco Bürkli war als Logistiker in Liberia (1996) und Somalia (2006) engagiert.
MSF ist eine weltweit tätige medizinische Nothilfe-organisation. Sie ist vor allem in Kriegs- und Krisengebieten tätig und zählt dabei auf mutige, freiwillige Mitarbeiter. 90% der Gelder gehen direkt in die Projekte. 1999 wurde MSF mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet. Diese Einführung beginnt um 18:30.  

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Dienstag, 3. November 2009, 21:15 Uhr
Luck by Chance Regie: Zoya Akhtar, Indien 2009, OV/d, 156’

In Mumbai, dem Hollywood Indiens, sind ein junger Schauspieler und eine junge Schauspielerin auf der Suche nach ihrer ersten Traumrolle. Er hat Bühnenerfahrung und möchte als Leinwandheld gross herauskommen, sie ist beinahe zu allem bereit, um in einer grossen Produktion mitzuwirken. Die beiden verlieben sich ineinander, und er durchlebt eine Liebesgeschichte auf dem Filmset. In diesem Film geht es um die grosse Liebe und ums Filmemachen selber, spielt seine erfrischende Geschichte doch mitten in den Dekors der Filmstadt Mumbai.

«Luck by Chance» lädt uns ein, in die Filmwelt einzutauchen, am Filmemachen zu schnuppern und Dinge zu entdecken, die zum Filmen gehören. Zoya Akhtar amüsiert sich über die Handlung immer wieder auch augenzwinkernd an den Dingen, die sich da im Filmmilieu abspielen. Manchmal scheint das erfundene Leben wahrer oder näher als das wirkliche, aber dieses holt uns, holt seine Figuren immer wieder ein.
«Luck by Chance» handelt vom Glück, Glück zu haben, von der Sehnsucht danach, glücklich zu sein und vom Kino, wo die Träume vom Glück entstehen und blühen können.

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Mittwoch, 4. November 2009, 13:30 Uhr
Kiriku und die Zauberin Regie: Michel Ocelot, F 1998, deutsch, 71’, ab 6

Aus dem Bauch einer schwangeren Frau ertönt eine leise Stimme: "Mutter, bring mich zur Welt!" So beginnt die Geschichte des denkenden und sprechenden Winzlings Kiriku, der sich anschickt, sein afrikanisches Dorf von einem furchtbaren Fluch zu befreien: der Zauberin Karaba. Sie hat den Frühling fortgenommen und die lebenswichtige Wasserquelle versiegen lassen. Alle Männer, die gegen sie in den Krieg gezogen sind, bleiben verschwunden. Kiriku möchte herausfinden, warum diese Frau so böse ist. Die Antwort darauf kann er nicht alleine finden. Aber der Grossvater, der auf der anderen Seite des verbotenen Berges wohnt und als weiser Mann verehrt wird, weiss um das Geheimnis. Kiriku macht sich auf den gefahrvollen Weg und nach fantastischen Abenteuern erreicht er sein Ziel, das Dorf von dem Fluch zu befreien und die Zauberin in die Dorfgemeinschaft einzugliedern.
In Anlehnung an ein afrikanisches Märchen erzählt der Regisseur Michel Ocelot die Geschichte eines Jungen, der sich nicht von vorgefertigten Antworten blenden lässt und mit Eigeninitiative der Wahrheit auf die Spur zu kommen versucht – mit Erfolg. Fünf Jahre hat Ocelot an dem farbenprächtigen und spannenden Film gearbeitet, der als erster Zeichentrickfilm Afrika und die Afrikaner portraitiert.

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Mittwoch, 4. November 2009, 15:30 Uhr
Captain Abu Raed Regie: Amin Matalqa, Jordanien 2007, 103’, ab 12

Abu Raed ist ein einsamer Mann. Seine Familie hat der alte Griesgram schon vor Jahren verloren, Kontakt zu seiner Umwelt vermeidet er seitdem mit lakonischer Konsequenz. Das ändert sich jedoch schlagartig, als er eine Kapitänsmütze findet und beim achtlosen Heimweg vom kleinen Tarq beobachtet wird. Der Junge ist felsenfest davon überzeugt, einen echten Piloten vor sich zu haben und steht kurz darauf mit versammelter Clique vor Raeds Haustür. So vehement sich der Alte auch gegen seine neue Rolle wehrt, so schnell bricht sein Widerstand. Bald darauf sitzt Raed inmitten der Kinderschar und erzählt von seinen fiktiven Reisen. Nur Murad, der Sohn eines prügelnden Alkoholikers, missgönnt seinen Kameraden die Märchenfreuden und enttarnt den vermeintlichen Piloten als einfachen Müllmann vom Ammaner Flughafen. Doch Raed denkt nicht daran, wieder in seine Höhle zurückzukehren. Gemeinsam mit der Pilotin Nour ersinnt er einen Plan, um den verbitterten Jungen und dessen Familie vor dem berserkernden Vater zu beschützen.
«Captain Abu Raed» ist ein Märchen aus dem Amman von heute, ein poetischer und magischer Film, der in wunderschönen Bildern an die Kraft der Fantasie appelliert und dabei zu Tränen rührt. Ausgezeichnet mit dem World Cinema Audience Award beim Sundance Film Fest 2008.

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Mittwoch, 4. November 2009, 21:15 Uhr
Teza Regie: Haile Gerima, Äthiopien 2008, 140’

In „Teza“ erzählt der äthiopische Regisseur die Geschichte von Anberber, eines äthiopischen Intellektuellen, der in den 1980er Jahren ins Ausland flieht. Nach einem Medizinstudium im Westen kehrt er als Arzt in das vom repressiven marxistischen Regime Mengistu Haile Mariams regierte Äthiopien zurück, wo er schon bald mit der brutalen Lebensrealität des in Tragödien und Hoffnungen verstrickten Landes konfrontiert wird. Diese Erfahrungen bringen Anberber dazu, seine eigenen revolutionären Ideale in Frage zu stellen und sich seine Hilflosigkeit angesichts des Verfalls der Menschlichkeit und der Werte in der äthiopischen Gesellschaft einzugestehen.

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Donnerstag, 5. November 2009, 15:00 Uhr
Home – Rendez-vous avec la Planète Regie: Yann Arthus-Bertrand, F/2009, E/f, 95’

Der Film «Home – Rendez-vous avec la Planete» nimmt uns mit auf eine spannende Reise und zeigt uns die Welt in atemberaubenden Bildern. Ihr Zustand ist kritisch, aber nicht hoffnungslos, wenn wir uns jetzt entscheiden, sie zu retten ! Yann Arthus-Bertrand zeigt uns bisher ungesehene Luftaufnahmen aus über 50 Ländern. Er lässt uns teilhaben an seiner Faszination für die Natur, aber auch an seinen Sorgen um ihre Zukunft.  

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Donnerstag, 5. November 2009, 16:45 Uhr
Los herederos Regie: Eugenio Polgovsky, Mexiko 2008, OV/d, 90’ Dieser Film hatte am Festival von Venedig 2008 seine Premiere und ist seither eines der stillen Highlights an vielen Festivals.

Unspektakulär, einfach hinschauend, betrachtet Eugenio Polgovsky aus Mexico Landarbeiterkinder, die von klein auf arbeiten müssen und so etwas wie eine verspielte Kindheit nicht kennen. Sie schuften auf der Farm, hüten Viehherden, ernten Tomaten, Chilis oder Mais, brennen Tonziegel, weben Stoffe, basteln phantasievolle Alebrijes-Figuren, holen Wasser und passen dabei auch noch auf ihre kleinen Geschwister auf. Das geht seit vielen Generationen so. Die Älteren zeigen den Jüngeren, was zu tun ist, verraten ihre Tricks und vererben ihnen die nötigen Arbeitsgeräte. Jeder Tag ist ein neuer Kampf ums Überleben, Freiräume bietet nur die kurze Zeit vor dem Schlafengehen. Die Kinderarbeiter können nicht zur Schule gehen, weil ihre Eltern auf ihre Mithilfe angewiesen sind. Die fehlende Schulausbildung verhindert jede weitere Zukunftschance. Sie leben inmitten eines Kreislaufs aus Verarmung und Verelendung, aus dem es kein Entrinnen gibt. Es geht Eugenio Polgovsky nicht allein ums Los der Kinder, sondern um die Familien, die unter solchen Bedingungen ihr Leben fristen müssen.

Donnerstag, 5. November 2009, 17:30 Uhr
Sans-Papiers

16. Filmtage Nord/Süd: Kurzfilme für Schule und Bildungsarbeit
Zum vierten Mal sind die Filmtage Nord/Süd zu Gast in Thusis. «Filme für eine Welt», eine Fachstelle der Stiftung Bildung und Entwicklung, präsentiert ein Programm aus neuen Kurz- und Dokumentarfilmen, die speziell für Unterricht und Bildungsarbeit ausgewählt wurden, aber auch für ein breites Publikum von Interesse sind.

Thematische Schwerpunkte bilden in diesem Jahr Menschenrechte oder Nachhaltige Entwicklung. Zudem wird eine Reihe Kurzfilme aus Senegal, Palästina, Niger und Äthiopien gezeigt, die zum Perspektivenwechsel anregen.

Programm 
17.30 Begrüssung
17.40 Zum UNO-Jahr der Menschenrechtsbildung

Sans-Papiers
Andreas Hoessli, Schweiz 2006. Dokumentarfilm, 52 Min., ab 16 Jahren
Der Film porträtiert Menschen, die ohne Aufenthaltserlaubnis in der Schweiz leben, gibt Einblick in ihren Alltag und zeigt die Probleme und Ängste, mit denen sie durch ihre Illegalität konfrontiert sind. Ein Plädoyer für Humanität.

18.35 Bilder im Kopf

Il neige à Marrakech
Hicham Alhayat, Schweiz 2007. Kurzfilm, 15 Min., ab 14 Jahren
Mr. Bazzi aus Marrakesch träumt davon, in der Schweiz Ski fahren zu können. Doch er erhält kein Visum. Um seinen Wunsch doch zu erfüllen, baut sein Sohn Karim einen marokkanischen Bergort in eine Schweizer Skistation um …

18.55 Nachhaltige Entwicklung: Wasser für alle
Das blaue Gold (l‘or bleu) / Première
Damien de Pierpont, B 2007. Dokumentarfilm, 37 Min. (Kurzfassung), ab 14 Jahren
Der Film thematisiert den steigenden Wasserbedarf in der Gegend von Marrakesch und spricht künftige Interessenkonflikte zwischen Landwirtschaft, Tourismus und Bevölkerung an. Er kritisiert dabei die globalen Privatisierungstendenzen.

19.50 Kurzfilme aus dem Süden
Der Niger-Fluss stirbt
Adam Aborak Kandine, Niger 2006. Kurzfilm, 7 Min., ab 12 Jahren
Der Fluss Niger trocknet langsam aus, die traditionellen Fischer bangen um ihr Auskommen. In seiner Kürze und Pointiertheit spricht der Film viele komplexe Diskussionsthemen an wie Nachhaltige Entwicklung, Wüstenbildung, Tourismus, u.a. …

Be quiet
Sameh Zoabi, Frankreich/Palästina 2005. Kurzfilm, 19 Min., ab 14 Jahren
Ein palästinensischer Junge ist mit seinem Vater auf dem Heimweg von Jenin nach Nazareth. Die alltägliche und eigentlich unspektakuläre Geschichte wirkt durch das von Krieg und Gewalt geprägte Umfeld sehr beklemmend.

Deweneti – Irgendwo in Afrika
Dyana Gaye, F/Senegal 2006. Kurzfilm, 15 Min., ab 12 Jahren
Der 7-jährige Strassenjunge Ousmane aus Dakar verdient sich seinen Lebensunterhalt mit Betteln. Und er will dem Weihnachtsmann einen Brief schreiben – ohne schreiben zu können. Clever und geschäftstüchtig erreicht er schliesslich sein Ziel …

Menged – auf dem Weg
Daniel Taye Workou, Äthiopien/D 2006. Kurzfilm, 21 Min., ab 14 Jahren
Vater und Sohn sind mit ihrem Esel auf dem Weg zum Markt. Unterwegs erhalten sie von unterschiedlichsten Personen Ratschläge, was sie besser machen könnten … Humorvolle Adaption eines traditionellen Volksmärchens. Preis Jugendjury Berlin

Neu: Weiterbildungskurs für Lehrerinnen und Lehrer 
Ergänzend zu den Filmtagen wird an der PH Graubünden der LehrerInnenfortbildungskurs angeboten: «Bilder bewegen. Mit Filmen stereotype Bilder hinterfragen». Behandelt wird u.a. der Film «Das blaue Gold» (Thema Wasser), der an den Filmtagen zu sehen ist.
Veranstaltungsort und Datum: Samstag, 14. November 2009, 09.15 – 12.30 Uhr und 14.00 – 16.15 Uhr an der Pädagogischen Hochschule Graubünden in Chur. Anmeldung obligatorisch bis 18. Oktober (Kurs Nr. A.31.09.081).
Weitere Informationen und Anmeldung: www.phgr.ch/Kurssuche.253.0.html oder www.filmeeinewelt.ch

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Donnerstag, 5. November 2009, 19:15 Uhr
Still Walking Regie: Hirokazu Kore-eda, Japan 2008, OV/d, 114’

Unter all seinen wunderbaren Filmen ist «Still Walking» vermutlich der persönlichste von Hirokazu Kore-eda. Der Japaner arbeitet seit vielen Jahren konsequent und still, fernab vom Rummel der Filmbranche, an einem Werk, das sich behutsam einigen der wichtigsten Fragen des Daseins annähert. Kore-eda kreist das menschliche Sein ein, betrachtet es von verschiedenen Seiten, immer wieder aus der Perspektive seines Endes. Der Tod ist ein Tabu und doch das, was mit Garantie alle irgendwann ereilt, unausweichlich. Von ihm aus lässt sich das Leben abgeschlossen betrachten, von ihm aus können sich so scheinbar einfache wie schwer zu beantwortende Fragen stellen: Was war es denn, das Entscheidende in deinem Leben? In «Still Walking» blickt Hirokazu Kore-eda hinein in einen Tag einer Familie. Da ereignet sich nichts Spektakuläres, da ist die Sensation in den Zwischentönen, in der einfachen Tatsache zum Beispiel, dass diese Gruppe von Menschen einmal im Jahr zusammenkommt, um an einen Ihrigen zu denken, der früh aus dem Leben scheiden musste. Die Hauptfigur ist der abwesende Sohn, und über ihn ist es präsent: das Leben. Sein Tod weckt es, auch Jahre danach und immer wieder. Kore-eda ist ein Meister im Sichtbarmachen des Unsichtbaren, im Betrachten der kleinen Sensationen, zu denen hier das Zubereiten des Essens gehört, der Zeit, in der nichts geschieht und doch alles ist. Quelle: Trigon Film

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Donnerstag, 5. November 2009, 21:15 Uhr
Jodhaa Akbar Regie: Ashutosh Gowariker, Indien 2008, OV/d, 213’

Bollywood: da mischt sich Farbenpracht mit musikalisch untermalten Tanzeinlagen, viel Pathos mit einer seichten Liebesgeschichte, die immer dem gleichen Schema folgt. Der indische Regisseur Ashutosh Gowariker, der mit «Jodhaa Akbar» seinen fünften Spielfilm vorlegt, ist vor allem mit seinen Kinohit «Lagaan» weltweit berühmt geworden. Das jüngste Werk gilt als sein bislang ehrgeizigstes Projekt. In der Zeit um 1550 regiert in Indien der muslimische Grossmogul Jalaluddin Mohammad Akbar. Als noch jugendlicher Herrscher wird Jalaluddin von Mittelsmännern protegiert. Die wichtigen Entscheidungen bei den Schlachten um neue Ländereien werden von engen Vertrauten des kleinen Moguls getroffen. Der Ausdehnung des Machtbereichs kommt dies durchaus zugute. Als Jalaluddin alt genug ist, selbst Entscheidungen zu treffen, übernimmt er das Ruder des Staatsschiffs und lenkt es in völlig neue Bahnen. Die neue Politik steht nun unter dem Zeichen des Appeasements, was den Besiegten zunächst einmal den Kopf sprichwörtlich rettet. Die entscheidend neue Strategie besteht nämlich darin, das Reich nicht durch Krieg, sondern durch eine Zweckehe zu vergrössern. Jalaluddin beschließt, die hinduistische Prinzessin Jodhaa des angrenzenden Grossreiches zu ehelichen, um sein eigenes Reich mit friedlichen Mitteln zu vergrössern. Was mit einem Zweckbündnis beginnt, entwickelt sich zur Leidenschaft. Zusehens verlieben sich Jalaluddin und Jodhaa ineinander. Dies geschieht sehr zum Argwohn der Ziehmutter von Jalaluddhin, Maham Anga, die sehr eifersüchtig auf die neue Gespielin des Moguls ist. Sie bekleidet selbst ein politisches Amt, das mit einem gewissen Macht- und Einflussbereich verbunden ist. So kann Maham in aller Ruhe an ihren Intrigen gegen Jodhaa spinnen und schafft es letztendlich, Jodhaa von Jalaluddin zu trennen. Als Jalaluddin den Schwindel durchschaut, setzt er alles daran, seine Liebe zurück zu gewinnen…

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Freitag, 6. November 2009, 10:00 Uhr
Birdwatchers Regie: Marco Bechis, Brasilien 2008, OV/d, 108’

Eine Gruppe von Reisenden lässt sich im brasilianischen Regenwald zum Vögelbeobachten auf dem Flussboot durch die Natur führen und kommt an einer Gruppe von Indianerinnen und Indianern vorbei. Die mit Pfeil und Bogen bewaffneten Urwaldbewohnenden machen den Gästen Eindruck; das Bild fürs Fotoalbum haben sie auf sicher. Ausgehend von diesem Moment einer typischen Begegnung auf Distanz nähert sich Marco Bechis sanft der Realität im Mato Grosso do Sul, dem einst gigantischen Urwaldgebiet in Brasilien. Er lässt uns eintauchen in die einzigartige Atmosphäre des Regenwalds und erzählt von einer Gruppe Guarani-Kaiowá-Indigener, die ein Stück Ackerland besetzen, das einst von ihnen bewohnt worden war – damals, als der Urwald noch ein Urwald war. Zwei Welten stehen einander in der bewegenden Geschichte gegenüber. Eine Reise ins Herz des Regenwalds in Brasilien und ins Innere der Natur. Unvergesslich.

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Freitag, 6. November 2009, 12:00 Uhr
La Forteresse Regie: Fernand Melgar, Ch 2008, F/d, 104’

Nach ihrer nicht selten lebensgefährlichen Reise wähnen sich viele Flüchtlinge mit ihrer Ankunft im Land des Roten Kreuzes am Ziel und in Sicherheit. Nur wenige ahnen, dass ihnen die letzte, entscheidende Prüfung noch bevorsteht: das neue Schweizer Asylverfahren.Zum ersten Mal durchdringt in «La Forteresse» («Die Festung») eine Kamera uneingeschränkt die Mauern eines Schweizer Empfangszentrums für Asylbewerber. Sie vermittelt einen menschlichen Blick auf einen kargen Übergangsort, wo 200 Männer, Frauen und Kinder zwischen Hoffen und Bangen darauf warten, dass der Staat über ihr Schicksal entscheidet. Mitleid und Misstrauen prägen den Kontakt zwischen den Flüchtlingen und dem Personal des Zentrums, welches das restriktivste Asylgesetz aller europäischen Staaten umsetzen muss. Mit Respekt und nicht ohne Humor führt uns «La Forteresse» ins Zentrum eines Orts, wo täglich Menschen aussortiert werden.

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Freitag, 6. November 2009, 14:00 Uhr
Desert Flower Regie: Sherry Hormann, UK/D/A 2009, OV/d/f, 120’

Mit 18 Jahren wird die Somalierin Waris Dirie in einem Londoner Fastfood-Restaurant vom Starfotografen Terry Donaldson entdeckt. Innerhalb kürzester Zeit wird sie zu einem gefragten Topmodel in der internationalen Modewelt. Trotz Luxus und Erfolg bleibt die junge Frau bodenständig und erinnert sich stets an ihre afrikanischen Wurzeln.
Als Kind wuchs Dirie in einfachsten Verhältnissen in der afrikanischen Wüste auf. Im Alter von drei Jahren fiel sie der brutalen Tradition der Frauenbeschneidung zum Opfer, welche ihr Leben gravierend verändert hat. Mit 13 Jahren flüchtet sie vor einer Zwangsheirat nach Mogadischu, wo sie bei der Familie der Mutter Schutz findet. Diese verschafft ihr eine Anstellung in der somalischen Botschaft in London. Einige Jahre später droht ihr die Abschiebung in die Heimat. Dirie taucht unter, lebt auf der Strasse und lernt zufällig die Lebenskünstlerin Marilyn kennen. Mit ihrer Hilfe gelingt ihr der Start in ein neues Leben.
In einem Interview mit der Zeitschrift «Marie Claire» schilderte sie ihre schwere Kindheit und machte das Thema Beschneidung der Öffentlichkeit zugänglich.    

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Freitag, 6. November 2009, 16:15 Uhr
La teta asustada Regie: Claudia Llosa, Peru 2009, OV/d/f 94’

Die junge und bildhübsche Fausta leidet unter dem, was man in Peru die «verängstigte Brust» nennt. Von ihr betroffen sind Frauen, die während der Jahre des terroristischen Kampfes misshandelt wurden und Kinder hatten, welche die Angst mit der Muttermilch aufsogen. Längst ist die schreckliche Zeit Vergangenheit, aber sie hat in den Menschen Spuren hinterlassen. Als ihre Mutter stirbt, ist Fausta gezwungen, sich ihren Ängsten zu stellen. Zu welch verzweifelten Handlungen sie Fausta veranlassen, lässt sich ermessen, wenn man das grösste Geheimnis der jungen Frau erfährt. Der Tod der Mutter löst aber auch Dinge aus, die Faustas Leben und das Leben anderer Beteiligter verändern. Für Fausta beginnt eine Reise aus der Furcht in die Freiheit, eine Reise zu sich selber. Claudia Llosa hat einen zutiefst bewegenden Film gestaltet, der vom verborgenen Schmerz erzählt und dies in einer von der ersten Einstellung an radikalen Form tut – in stiller Wucht.
Claudia Llosa war anlässlich der Weltfilmtage 2006 mit ihrem Film «Madeinusa» in Thusis zu Gast. 2009 Goldener Bär in Berlin

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Freitag, 6. November 2009, 20:00 Uhr
Jaffa Regie: Keren Yedaya, Israel 2009, OV/d/f, 105’

Mali und ihre Familie leben in Jaffa, wo sie eine Autowerkstatt besitzen. Taufik und sein Vater Hasan sind bei ihnen angestellt. Die Beziehung zwischen den jüdischen Besitzern und ihren arabischen Arbeiten ist scheinbar gut, doch unter der Oberfläche liegen unterdrückte Emotionen. Mali und Taufak kennen sich seit ihrer Kindheit und haben seit einiger Zeit eine Affäre, die sie aus Angst vor den Reaktionen ihrer Familien geheim halten. Als Mali ungewollt schwanger wird, müssen die beiden handeln. Die israelische Regisseurin Keren Yedaya zeigt die Konflikte, die eine israelisch-palästinensische Liebesbeziehung so mit sich bringen.  

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Freitag, 6. November 2009, 22:00 Uhr
Meotjin haru – My Dear Enemy Regie: Lee Yoon-ki, Korea 2008, OV/d, 123’

Byeong-woon ist arbeitslos, ein Träumer und vertreibt sich seine Zeit in Wettbüros, auch wenn die Zeiten, in denen er aktiv an den Wetten teilnahm, lange vorbei sind, da er ständig pleite ist. Eines Tages besucht ihn seine Ex-Freundin Hee-su und verlangt von ihm ihr Geld zurück, das sie ihm vor einem Jahr geliehen hat. Byeong-woon erklärt ihr, dass er im Moment das Geld nicht hat, aber Hee-su lässt sich nicht damit zufriedenstellen. Sie will erst wieder gehen, wenn sie ihr Geld hat. Für den immer gut gelaunten Byeong-woon ist das kein Problem, denn trotz seiner schlechten Lebenslage hat er es bisher immer irgendwie geschafft, über die Runden zu kommen. Warum sollte er also nicht auch das Geld für Hee-su beschaffen können? Schliesslich ist er ein Frauentyp und kennt dementsprechend einige Damen, bei denen er sich Geld leihen kann, um Hee-su auszuzahlen. Also machen sich Byeong-woon und Hee-su gemeinsam auf eine kleine Stadtrundfahrt und besuchen einige von Byeong-woons Freundinnen. Dabei erinnern sich die beiden an ihre vergangene gemeinsame Zeit, aber die kühle und gereizte Hee-su lässt keinen Zweifel daran, dass sie Byeong-woon nur wegen des Geldes aufgesucht hat. Aber ist dem wirklich so?

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Samstag, 7. November 2009, 00:00 Uhr
Soul Power Regie: Jeffrey Levy-Hinte, Kongo/USA 2009, E/d/f, 93’

James Brown, Miriam Makeba, B.B. King, Celia Cruz, The Crusaders, Sister Sledge, Big Black, Bill Withers – sie alle sind mit von der Partie, als 1974 im damaligen Zaire ein nie da gewesenes Kulturereignis stattfindet: Eine Art Gipfeltreffen zwischen afroamerikanischen Soulgrössen und afrikanischen Top Acts, das legendäre African Woodstock. Vereint in ihrer Leidenschaft für die Musik und beseelt von der Black Power der späten 60er Jahre, feiern sie in Kinshasa ihre gemeinsamen Wurzeln und die pure Lebensfreude. Die drei Konzerte waren ursprünglich als Rahmenprogramm zum Boxkampf zwischen Muhammad Ali und George Foreman gedacht.
Nun schöpft Cutter Jeffrey Levy-Hinte aus dem umfangreichen Filmmaterial, das damals unbeachtet blieb, und richtet den Fokus auf die Musik. Die ungewöhnlichen Szenen, unterlegt mit den erfrischenden rapähnlichen Statements von Muhammad Ali, vermitteln das Lebensgefühl jener Zeit: «I say it loud, I’m black and I’m proud.» «Soul Power» beglückt mit einer unvergesslichen Zeitreise zurück zu einem Ereignis, das einen wichtigen Punkt in der Geschichte markiert. Ein Dokument der US-Bürgerrechtsbewegung auch, voller Musik, Soul, Power und Klassiker wie Makeba’s "The Click Song", King’s "The Thrill Is Gone" und natürlich Brown’s "Soul Power".

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Samstag, 7. November 2009, 10:00 Uhr
Ramchand Pakistani Regie: Mehreen Jabbar, Pakistan 2008, OV/e/d/f, 105’

Der 8-jährige Ramchand aus Pakistan hütet die Ziegen seiner mittellosen Familie und liebt es mit seiner Steinschleuder zu spielen. Sein Dorf liegt unweit der Grenze zu Indien, die von den indischen Militärs streng bewacht wird.
Eines Tages flüchtet Ramchand nach einem Streit mit seinen Eltern. Er überschreitet ungewollt die Demarkationslinie und wird von den indischen Grenzwächtern sofort verhaftet. Sein Vater begibt sich auf die Suche nach seinem Sohn und erleidet das gleiche Schicksal. Für die Grenzwächter ist er einfach ein pakistanischer Agent.
Vater und Sohn werden in dieselbe Zelle gesperrt, wo bereits etliche Gefangene eingepfercht sind. Sie alle hatten das Pech, sich auf der andern Seite der Grenze aufzuhalten und warten nun auf ihr Urteil. Indien ist ratlos: Da es sich nicht um kämpfende Soldaten handelt, werden sie auch nicht als Kriegsgefangene registriert. Einige von ihnen vegetieren jahrelang im Gefängnis und warten auf ein Urteil. Aber Ramchand hat Glück. Eine Polizeibeamtin unterrichtet den jungen Häftling und die Mithäftlinge unterstützen ihn. Auf der andern Seite der Grenze gibt die Mutter Champa ihre Hoffnung nicht auf, ihren Sohn und ihren Mann eines Tages wieder in die Arme schliessen zu können.

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Samstag, 7. November 2009, 12:00 Uhr
Das Herz von Jenin Regie: Marcus Vetter, Leon Geller, Israel/D 2008, OV/d, 89’

«Das Herz von Jenin» erzählt die wahre Geschichte Ismael Khatibs, dessen 12-jähriger Sohn Ahmed 2005 im Flüchtlingslager von Jenin von Kugeln israelischer Soldaten tödlich am Kopf getroffen wird. Nachdem die Ärzte im Krankenhaus nur noch Ahmeds Hirntod feststellen können, entscheidet der Palästinenser Ismael, die Organe seines Sohnes israelischen Kindern zu spenden und damit deren Leben zu retten.
Zwei Jahre danach besucht er die Kinder, die durch den Tod seines Sohnes weiterleben konnten: ein Drusenmädchen, das Ahmeds Herz bekommen hat, einen Beduinenjungen, der wegen der Organspende nicht mehr zur täglichen Dialyse muss, und die Tochter orthodoxer Juden, die eine Niere bekommen hat. Eine schmerzhafte und zugleich befreiende Reise, denn durch die Kinder kommt Ismael auch seinem Sohn wieder ganz nah.  

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Samstag, 7. November 2009, 13:45 Uhr
Be Calm and Count to Seven – Aram bash va ta haft beshmar Regie: Ramtin Lavafipour, Iran 2008, OV/d, 88’

Die Bevölkerung einer südiranischen Insel lebt vom Schmuggel. In kleinen Aussenbordbooten befahren die Männer den Persischen Golf und trotzen Stürmen und der Küstenwache. Der 13jährige Motu ist ebenfalls in diesem gefährlichen Geschäft tätig, das seinem Vater das Leben kostete. Der Jugendliche, ein Fan von Ronaldinho, befreundet sich mit Mahmoud, der Schmuggelware transportiert.
Ramtin Lavafipour wählt weder den Diskurs noch eine Romanstory, um die Geschichte Motus zu erzählen und das Leben der Schmuggler zu beschreiben. Geduldig fängt er den frenetischen Rhythmus der Verteilung der an den Strand gebrachten Waren und die endlose Wartezeit der Frauen am Meer ein. Er betrachtet die undurchdringliche Wasseroberfläche, als Motu ohne Atemgerät taucht, hält die Gesten der Seeleute fest, geht geheimen Träumen nach. Die Beziehungen zwischen den Figuren gehen weit über die familiäre, berufliche oder polizeiliche Logik hinaus, um sich einem freien Erzählfluss hinzugeben.

Mit der Handkamera, in atemberaubender Manier, begleitet Lavafipour seine Figuren und findet in der Faszination für ihren täglichen Überlebenskampf unvergessliche Bilder voller Poesie.

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Samstag, 7. November 2009, 15:30 Uhr
Ajami Regie: Scandar Copti, Yaron Shani,

Der vom Palästinenser Scandar Copti und dem Israeli Yaron Shani geschriebene und inszenierte Film verbindet fünf Geschichten von Juden und Arabern, Christen und Muslimen in Ajami, einem Stadtteil von Jaffa bei Tel Aviv. Der Film erzählt aus verschiedenen Blickwinkeln und in unterschiedlichen Zeitebenen von einer schier ausweglosen Situation, in der sich die unterschiedlichen Lebenswirklichkeiten fast zwangsläufig tragisch miteinander verbinden. Alle Rollen wurden mit Laiendarstellern aus Jaffa und Tel Aviv besetzt.  

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Samstag, 7. November 2009, 19:30 Uhr
Zou You – In Love we Trust Regie: Wang Xiaoshuai, China 2007, OV/d, 115’

«Zuo You» beginnt mit einer Wohnungsbesichtung in einem dieser trostlosen Neubaugebiete Pekings. Die Immobilienmaklerin Mei Zhu bekommt einen Anruf, woraufhin sie schnell nach Hause fährt. Ihre fünfjährige Tochter Hehe hat wieder einen heftigen Fieberanfall. Das geht nun schon seit Wochen so, schließlich fahren sie ins Krankenhaus, wo sie mit einer bitteren Diagnose konfrontiert werden: Hehe ist lebensgefährlich an Leukämie erkrankt. Das Kind kann nur mit einer Knochenmarkstransplantation gerettet werden. Doch als Spender kommen nicht die Eltern, sondern bestenfalls ein Geschwisterchen in Frage. Was tun? Schnell ein Kind zeugen? Wenn das so einfach wäre! Schließlich ist Mei Zhu vom Vater der Tochter geschieden und mittlerweile mit einem anderen Mann, Lao Xie, verheiratet. Auch Mei Zhus Exmann Xiao Lu hat eine neue Frau, die sich nichts sehnlicher als ein eigenes Kind von ihm wünscht. Beide Paare führen mehr oder minder glückliche Ehen, leben zumindest ihre separaten Leben – bis zu Hehes Krankheit. Um Hehe zu retten, müssten die beiden erneut ein Kind zeugen, und genau das verlangt Mei Zhu von ihrem Exmann. Ein Dilemma. Das todkranke Kind auf der einen Seite, aber die Absurdität der Lösung auf der anderen. Beide Paare haben fortan schwierige Krisen zu bewältigen.

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Samstag, 7. November 2009, 21:30 Uhr
Verônica Regie: Mauricio Farias, Brasilien 2008, OV/e, 90’

Verônica, eine Lehrerin um die Vierzig, unterrichtet in einer Vorortsschule von Rio, wo sie alltäglich mit Armut und Gewalt konfrontiert ist. Von ihrem Partner, einem Polizisten, hat sie sich getrennt und lebt allein. Eines Tages wird einer ihrer Schüler, Leandro, nach der Schule von niemandem abgeholt. Sie begleitet das Kind nach Hause und entdeckt, dass seine Eltern ermordet wurden. Überzeugt, dass Leandros Leben in Gefahr ist, beschliesst sie, sich um ihn zu kümmern und ihn zu beschützen. In seinem dritten Spielfilm, einem Remake von John Cassavetes’ «Gloria», richtet Maurício Farias einen konzessionslosen, unverblümten Blick auf das heutige Brasilien; ein Land, das zwischen dem legitimen Streben nach Moderne und Wohlstand sowie einer ständigen Armut, Ursache für Unsicherheit und Gewalt, zerrissen ist. In dem perfekt gedrehten und gespielten Film, dessen Regie ganz persönlich bleibt, nehmen von der Korruption zerrüttete Institutionen – die Polizei – den Platz der Mafia des Originalfilms ein, was «Verônica» eine besondere Kraft und Dynamik verleiht.

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Samstag, 7. November 2009, 23:15 Uhr
My Magic Regie: Eric Khoo, Singapur 2008, OV/d, 75’

Seit seine Frau ihn verlassen hat, ist Francis, der dick und alkoholsüchtig geworden ist, Alleinerzieher seines zehnjährigen Sohns. Der ehemaliger Zauberer arbeitet als Hilfskraft in einem von Chinesen betriebenen Nachtklub in Singapur. Um die Achtung seines Sohns wiederzugewinnen, schlägt er seinen Arbeitgebern vor, als Fakir aufzutreten. Allabendlich durchbohrt er sich Arme und Zunge, läuft über Glasscherben, zerbeisst Glühbirnen und spuckt Feuer. Eines Abends verlangt er einen Anteil an den Einnahmen…
Porträtierte Eric Khoos vorhergehender Spielfim «Be with me» eine Reihe einsamer Personen, so konzentriert sich «My Magic» hauptsächlich auf die Beziehung zwischen einem gebrochenen, von seiner Vergangenheit gequälten Mann und seinem Sohn, dessen Haltung gegenüber seinem Vater zwischen Liebe und Abneigung schwankt. Das wahre Sujet des neuen Films ist allerdings der Körper und was dieser ertragen kann, wenn er in physischer wie psychischer Hinsicht zum Schauplatz des Leidens wird. Die Wahl des Hauptdarstellers, Francis Bosco, bestätigt es: Er übt im Leben denselben Beruf aus wie seine Filmfigur. Auf seiner Präsenz und seinem Format beruhen zu einem grossen Teil die Besonderheit wie die Schönheit des Films.

Sonntag, 8. November 2009, 09:30 Uhr
Shuar – Volk der heiligen Wasserfälle Regie: Lisa Faessler, CH 1987, OV/d, 89’

Die Shuar-Indianer leben am westlichen Rand des tropischen Regenwaldes, zwischen Amazonas-Tiefland und Anden-Hochland, auf den Territorien von Ecuador und Peru. Der Film beeindruckt durch die einfühlsam-aufschlussreichen Bilder, die ein starkes Gefühl für diese selbstbewusst-fröhlichen Menschen entstehen lassen, die trotz offenkundiger zivilisatorischer Einflüsse versuchen, ihre kulturelle Identität zu wahren. Die Regisseurin verzichtet auf Kommentar oder Interviews und lässt die Bilder vom Leben und Zusammenleben, von der harten Arbeit und ekstatischen rituellen Feiern für sich sprechen.

base
Sonntag, 8. November 2009, 11:00 Uhr
Trans-Cutucu – Zurück in den Urwald Regie: Lisa Faessler, Ecuador 2009, OV/d

Das Bergmassiv Cutucú, im Süden des Amazonasgebietes in Ecuador, war ein Schutzwall gegen die ökologische Zerstörung, für die indianische Bevölkerung aber auch ein Hindernis. Sie hatten keinen Zugang zur modernen Welt. Der Strassenbau durch das Cutucú-Massiv eröffnet nun die Mobilität, welche den Abbau fossiler Ressourcen ermöglichen, aber den Ureinwohnern auch den gewünschten Anschluss an die zivilisierte Welt gewähren wird. Unspektakulär vollzieht sich dieser Prozess, wo der so genannte Fortschritt Einzug hält und nicht mehr zu bremsen ist: es wird gebaggert, geschaufelt, gerodet, verkauft und gekauft, der alltägliche Wahnsinn halt.Ausschnitte aus dem Film Shuar, Volk der heiligen Wasserfälle (1986) rufen uns in Erinnerung, dass in der traditionellen Shuarkultur, die Natur gesamthaft beseelt war und die Mobilität im halluzinogenen Rausch keine Grenzen kannte. Heute transportieren die Ureinwohner mit Pferden Holzbretter in die Zivilisation. Holz ist das schnellste Geschäft, andere Produkte müssen erst erzeugt werden. Doch nun verschwindet der Urwald im alltäglichen Wahnsinn.

Im Anschluss an diese beiden Filme von Lisa Faessler – es sind ihr ältester und ihr jüngster Film, gibt es ein Filmgespräch mit der Regisseurin, moderiert von Christine Stemmermann.

base
Sonntag, 8. November 2009, 14:00 Uhr
Cinco dias sin Nora Regie: Mariana Chenillo, Mexiko 2009, OV/d, 93’

Nora und José sind ein Paar im fortgeschrittenen Alter. Seit zwanzig Jahren geschieden leben sie in zwei gegenüber liegenden Wohnungen an derselben Strasse einer mexikanischen Stadt. Nora plant ihren Tod und will dabei ihren Ex-Mann José noch einmal tüchtig beschäftigen. Es ist ihr letzter Wille, dass er sich um ihr Begräbnis kümmern soll, das sich, wegen einem religiösen Feiertag und ihrem Freitod als recht schwierig erweist. Im dem bis ins letzte Detail vorbereiteten Plan fehlt zudem eine mysteriöses Foto, die José unter Noras Bett finden wird und die ihn und uns daran erinnert, wie die grössten Liebesgeschichten oft an kleinsten Orten verborgen ruhen.
In ihrem umwerfend komischen und gleichzeitig sanften Spielfilmerstling «Cinco dias sin Nora» erzählt Mariana Chenillo traumwandlerisch leicht eine Geschichte über so gewichtige Momente wie den Tod, die zwischenmenschliche Beziehung und den religiösen Stumpfsinn. Ist es das Unscheinbare und das Lebensnahe, das uns hier so richtig ans Herz geht und uns ständig wieder schmunzeln lässt? Eine leise Beziehungskomödie aus der Perspektive des Abschieds.

base
Sonntag, 8. November 2009, 16:30 Uhr
Umarete wa mita keredo Regie: Ozu Yasuijro, Japan 1932, OV/d, 112’

Eine Stummfilmperle aus dem Japan der frühen Dreissiger Jahre und einer der schönsten Filme über die Kindheit in der Grossstadt. Der Angestellte Yoshii zieht mit seiner Frau und den beiden Söhnen Ryoichi und Keiji in einen Vorort von Tokyo. In der Nähe wohnt auch der Direktor seiner Firma, und Yoshii verspricht sich durch die grössere Nähe berufliche Vorteile. Anfangs werden Yoshiis Söhne von den anderen Jungen aus der Nachbarschaft gehänselt und schikaniert. Nachdem sie aber mit Hilfe eines Getränkeverkäufers siegreich gegen Kollegen hervorgehen, werden sie von ihren Mitschülern sogar als Anführer akzeptiert. Unter ihnen ist auch der Sohn des Vorgesetzten. Als dieser eines Tages die Familie Yoshiis und einige Nachbarskinder zu einer Filmvorführung zu sich nach Hause einlädt, freuen sich Ryoichi und Keiji, als sie ihren Vater auf der Leinwand entdecken. Doch als dieser dann, um seinem Chef gefällig zu sein, allerlei Grimassen zu schneiden beginnt und sich damit in den Augen seiner Söhne vor allen anderen lächerlich macht, bricht für die beiden Brüder eine Welt zusammen.
Zum Film Livemusik mit…

base
Sonntag, 8. November 2009, 18:15 Uhr
Snijeg – Snow Regie: Aida Begic, Bosnien-Herzegow. 2008, OV/d/f, 99’

Welches sind die Spuren, die wir im Schnee von gestern hinterlassen? Für die Bosnierin Aida Begic, die den Balkankrieg als Jugendliche erlebte, war und blieb das eine zentrale Frage. Denn zu den Übeln der Geschichte gehört es auch, dass sie oft genug keine sichtbaren Spuren hinterlässt. Jedenfalls würde man dem kleinen bosnischen Flecken auf den ersten Blick nicht ansehen, was die Menschen da durchlebt haben.
Rein äusserlich fällt als Erstes auf, dass da praktisch nur Frauen leben. Ein Grossvater und ein Knabe bilden die Ausnahmen. Es sind Frauen, die verheiratet waren, Kinder hatten und Männer. Der Krieg hat ihnen die Geliebten genommen. Und jetzt sind sie da und leben ein Leben, dem sie erst wieder so etwas wie Sinn abgewinnen müssen. Wie sie das versuchen, davon erzählt Aida Begic in ihrem berührenden Erstling. Sie tut es ganz still, blickt genau hin, setzt präzis in Szene, arbeitet bewusst mit dem Schweigen. So hat sie einen Film gestaltet, der das Unsichtbare erkennbar macht. Vordergründig geht es um die Frage, ob die Frauen an dem verlorenen Ort das Geld der Spekulanten annehmen und in die Stadt ziehen sollen, weil sie dort eine bessere Zukunft erwarten können. Aber wollen sie wirklich weg? Und warum?
«I don’t dream German» – viertelstündiger Kurzfilm von Aida Begic im Vorprogramm.

base
Sonntag, 8. November 2009, 20:15 Uhr
Amerrika Regie: Cherien Dabis, USA/Kanada/Kuwait 2009, OV/d/f, 92’

Muna Farah, eine alleinerziehende Mutter im Westjordanland, setzt täglich alles daran, ihren Optimismus nicht zu verlieren – ungeachtet der Schikanen am Checkpoint, trotz den pausenlosen Nörgeleien ihrer Mutter und den sie verfolgenden Schatten einer gescheiterten Ehe. Als ihr und ihrer Familie brieflich eine unbefristete Aufenthaltsgenehmigung in den USA zugesichert wird, eröffnen sich plötzlich ungeahnte Möglichkeiten.
Zuerst zögert Muna, doch als sie sich eingestehen muss, dass die Auswanderung in die USA die einzige Möglichkeit ist, ihrem Sohn eine gesicherte Zukunft zu garantieren, ent- schliesst sie sich, ihren Job bei der Bank zu kündigen, und plant die Reise zu ihren Verwandten in Illinois. Doch Amerrika ist nach 9/11 für Muslime nicht das erwartete Traumland.